Lokalsport Südpfalz Mehr geht nicht

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Bellheim. Volltreffer: Klaus Heinlein ist der weltbeste 3-D-Bogenschütze seiner Altersklasse. Den WM-Titel hat er sich in Ungarn geschossen.

Ein Wald beim ungarischen Gödöllö, rund 30 Kilometer entfernt von Budapest. Es ist der 29. August, der letzte Tag der viertägigen World Bowhunter Championship, der Weltmeisterschaft im 3-D-Bogenschießen: 25 Stationen der 28, die er an jedem Tag absolvieren muss, hat Klaus Heinlein aus Bellheim da schon hinter sich gebracht. Er rechnet mit dem siebten oder achten Platz. Unter die zehn Besten wollte er es schaffen. Aber dann kommt es anders und er liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit einem Engländer, der bereits zwei WM-Titel für sich verbuchen kann. Mit den letzten drei Scheiben sichert Heinlein sich den Sieg: 1586 Punkte machen ihn zum Weltmeister. Er hat drei Punkte mehr als der Zweit- und sechs Punkte mehr als der Drittplatzierte. „Hauchdünn! Das war ein echter Krimi“, sagt Heinlein. Aber er hat es geschafft, hat sich in der Seniorenklasse (ab 55 Jahren) beim visierlosen Schießen mit dem Recurve-Bogen gegen 71 Konkurrenten aus der ganzen Welt durchgesetzt. Eine Medaille hat er dafür bekommen. Der ehemalige Modellbauer bei Daimler muss lachen: „Nein, reich wird man mit Bogenschießen nicht.“ Aber so oder so lässt sich Heinlein seinen Erfolg nicht zu Kopf steigen. Er freut sich mehr über das Abschneiden seiner Freundin: Romy Langohr hat – obwohl sie erst seit drei Jahren Bogen schießt – bei der WM den sechsten Platz belegt. Ein bisschen Selbstbestätigung ist das schon für ihn. Immerhin hat er sie zum Bogenschießen gebracht und war quasi ihr Trainer. Beim 3-D-Bogenschießen zielen die Schützen auf dreidimensionale Tierfiguren aus Schaumstoff. Sie durchlaufen einen Parcours, müssen beispielsweise mal auf eine Eichhörnchenfigur aus zehn Metern, mal auf eine Bison-Nachbildung aus 60 Metern schießen. „Aber anders als beim Jagen läuft alles ganz unblutig ab“, versichert Heinlein. Seine sportliche Karriere startete er als Jugendlicher mit dem Luftgewehr, damit war er mit 13 Jahren Deutscher Meister. „Aber das ist ja schon ewig her!“, meint Heinlein. Sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, käme ihm nicht in den Sinn. Er wechselte zur Sportpistole und war auch damit erfolgreich. „Da dachte ich mir, jetzt fehlt ja eigentlich noch das Bogenschießen“, erinnert sich Heinlein. So kam er 1990 zum „Flitzebogen“. Und verbuchte noch mehr Erfolge: Viermal war er Deutscher Meister. 1993 in Kanada war er Vizeweltmeister. Dann pausierte er. Vor vier Jahren hat er mit dem Wettkampfschießen wieder angefangen. Früher schoss er im Verein in Jockgrim, seit zwei Jahren gehört er zu den Hördter Bärlauchjägern. Dort gebe es bessere Bedingungen, einen größeren Parcours. Und die Trainingsmöglichkeit braucht er, um seinem Mantra zu folgen: „Üben, üben, üben!“ Das falle ihm aber nicht schwer, erklärt Heinlein und vergleicht den Sport mit Yoga: „Es bringt mir Entspannung und Konzentration gleichzeitig und man lernt eine unglaubliche Präzision.“ Wofür muss er denn überhaupt noch üben, wenn er doch jetzt ganz oben angekommen ist? „Ja, das stimmt schon. Mehr geht nicht“, gibt Heinlein mit einem Lächeln zu. Aber dann geht es eben darum, seinen Titel zu verteidigen. Vielleicht klappt es noch einmal bei der nächsten Weltmeisterschaft in zwei Jahren. „Vorausgesetzt, die Gesundheit macht es mit.“ Am 1. Oktober wird der Bellheimer 60. Abgesehen von den Erfolgen, freut sich Heinlein über die Kameradschaft, die das Bogenschießen mit sich bringt. „Ich hab’ eine Einladung, bei der englischen Nationalmeisterschaft außer Konkurrenz mitzuschießen“, sagt er amüsiert. Eingeladen hat ihn sein härtester Konkurrent, den er auf den zweiten Platz verwies. Echte Kameradschaft eben.

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