Lokalsport Südpfalz Klassiker im Wohnzimmer

Könnte von einer Live-Übertragung sein, ist aber nur das Foto unseres Fotografen beim Rennen 2004.
Könnte von einer Live-Übertragung sein, ist aber nur das Foto unseres Fotografen beim Rennen 2004.

«BELLHEIM.» Der Radklassiker des RC Bellheim um den Großen Erdinger-Preis goes to Hollywood. Fast. Es gebe Anfragen aus 124 Ländern, sogar Mexiko, und die „Promo-Line“ auf der Homepage des Bellheimer Radclubs sei schon 28.000-mal gelaufen, sagt Oliver Bauer von der TV-Produktion Vision12.TV aus Minfeld. Sie bringt das 200 Kilometer lange Straßenrennen am 12. August in die Wohnzimmer.

Für alle, die nicht an der Rennstrecke oder auf dem Festplatz bei Start und Ziel zur Silber-Pils-Runde sein wollen oder können, wo das Spektakel auf einer sechs mal vier Meter großen LED-Wand zu sehen sein wird. Wie und warum, das stellten Peter Weber und Erich Genzlinger mit Clubfahrern gestern im Bellheimer Rathaus vor. Festplatz Jahnstraße, L540, Zeiskam, Wirtschaftswege um Lustadt, Westheim, L538, Bellheim, Postgrabenstraße, Forststraße, Festplatz: Das ist die Runde. 25 bis 30 Minuten dauere es, bis die Rennfahrer wieder vorbeikommen. Das Publikum sei in der Zwischenzeit relativ gelangweilt. Das soll anders werden. Ab 13.45 Uhr, 45 Minuten vor dem Rennstart, soll die Übertragung stehen. Die Fahrervorstellung und das rund fünfstündige Rennen sind live zu verfolgen auf der LED-Wand, auf dem Smart-TV, auf YouTube, mit dem Amazon-Stick, über RC-Bellheim.de. Der Zwischenstand wird eingeblendet. Es gibt Einspielungen, vom Bundesliga-Rennen der U19 mit Lokalmatador Robin Gärthöffner im Team Wipotec RLP, von Interviews mit Persönlichkeiten und den beiden früheren Radsportgrößen Günter Haritz und Willi Altig, die auch Fragen aus dem Publikum beantworten. Haritz werde sein neues Buch vorstellen. Eine Video-Botschaft von Gregor Braun werde eingespielt. Und Werbung. „Überall steht die Funkverbindung nicht“, sagt Genzlinger. Problematisch sei es an der Holzwiese und zwischen Westheim und Bellheim. Zwei 20 Sekunden lange Werbespots sollen in jeder Runde gezeigt werden. Und beitragen, das alles zu finanzieren. 26 Mann, sieben Kameras, eine im Vorausfahrzeug, Ü-Wagen, Technik: So was koste normal 26.000 bis 28.000 Euro, sagt Oliver Bauer zur RHEINPFALZ. Plus Übertragungsrechte. Normal. Was es den RC Bellheim kostet, wird nicht klar: „Über Geld spricht man nicht“, sagt Genzlinger. „Kein Schnäppchen. Aber es ist zu packen.“ Der Verein ist beseelt vom Vorhaben, den Radsport in Bellheim in all seiner Schönheit zu zeigen. In erster Linie gehe es um den Erhalt eines der letzten großen Straßenrennen in Deutschland und die Förderung der Nachwuchsfahrer. Immer mehr Straßenrennen würden aus dem Terminkalender verschwinden. Für den RC Bellheim sei der Renntag ein Mammutprojekt mit vielen Vorbereitungen und vom Wetter abhängig. Zuschauer wollten etwas erleben. Dass eine Kamera auf ihn gerichtet sein könnte, scheint Gärthöffner nicht zu stören: Er sei Sprinter, im Rennfeeling registriere man das gar nicht, sagt der zehnmalige Saisonsieger, der um 10 Uhr antritt. „Wenn es regnet, haben wir alle mit Zitronen gehandelt“, sagt Genzlinger.

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