Lokalsport Südpfalz Extremsport Spartathlon: Kandeler läuft von Athen nach Sparta

Fix und alle: Michael Ohler.
Fix und alle: Michael Ohler.

Der Spartathlon schickt Läufer auf eine 246 Kilometer lange Strecke von Athen nach Sparta – den Weg, den der Bote Pheidippides während des Perserkrieges zurücklegte. Michael Ohler aus Kandel bewältigte die Distanz in 29 Stunden und 37 Minuten auf dem 44. Platz. Es war „heavy metal“, sagt der 49-Jährige.

«KANDEL.» Der Spartathlon ist der längste Lauf, den Ohler bestritten hat. Er schüttelt immer noch ungläubig den Kopf: Das Gefühl, es geschafft zu haben, sei unbeschreiblich.

Müll und streunende Hunde

Er erlebt, so scheint es, den Lauf bei seinen Erzählungen ein weiteres Mal. Ein Auszug: Mitten im Berufsverkehr geht es los und führt durch ein Industriegebiet, erst nach 25 Kilometern kann er das erste Mal richtig Luft holen. Viel Müll und viele streunende Hunde nahm der Kandeler war. Entlang einer wunderschönen Küstenstraße ging es dann nach Korinth zur Halbinsel nach Peloponnes – erst dann sei es landschaftlich auch schön geworden. Und es lief. Ohler fühlte sich gut, konnte „auf Asphalt richtig top laufen“ und ließ die 100 Kilometer zurück in 8:37 Stunden. „Da muss doch ein Finish unter 30 Stunden drin sein“, war sein erstes vorsichtig formuliertes Ziel. An einem Verpflegungspunkt dann ein erstes Nachdenken. Als der wieder auf Sieg laufende Florian Reus (er hat den Spartathlon einmal gewonnen und zweimal auf Platz zwei beendet) deutlich nach ihm den Punkt passierte, nahm Ohler das Tempo raus. Und ab Kilometer 120 kam der Mittelmeersturm. Mit voller Wucht peitschte der Regen und zischte der Wind. Die Dämmerung brachte Kälte. Die Gedanken kreisten um die nächste Station und die dort hinterlegten warmen Kleider. 1700 Meter hoch ging es auf alten Ziegenpfaden zum Pass mit der Motivation „dann ist das Gröbste geschafft“.

Ab Kilometer 120 kam der Mittelmeersturm

Die schlechten Wetterbedingungen verlangten nicht nur dem Körper, sie verlangten auch der Kopfarbeit alles ab. Die zuvor zurechtgelegten Anker und Mantras halfen dem Kandeler, der von einem Lauf spricht, der mit deutlich mehr als mit den angedachten 70 Prozent in seinem Kopf entschieden wurde. „Nur noch von der einen zur nächsten Verpflegungsstation“, „ich zieh das Ding durch, es gibt keinen Grund aufzugeben“ und „nur noch ins Ziel kommen“ - so passten sich seine Ziele dem Lauf und auch dem Wetter an. Die Betreuer in den Verpflegungsstationen waren überfordert und die Straßen, die es in Richtung Sparta zurückzulegen galt, standen unter Wasser. Die Schuhe, dadurch „so schwer wie Beton“, habe er 25 Kilometer vor dem Ziel deshalb auch aufschneiden müssen. Dann das ersehnte Ziel mit dem ganz eigenen Moment: mit dem Lorbeerkranz auf dem Kopf, dem heiligen Wasser im Becher und der Medaille in den Händen. Zum Abschluss gehörte eine Gala mit dem Bürgermeister und eine Zeremonie mit allen Athleten. Die Begegnungen mit den Läufern, die geschlossenen Freundschaften im 30-köpfigen Deutschland-Team schafften gute Momente und angenehme Atmosphäre.

3200 Kilometer seit Januar

Mit so einem Mittelmeersturm habe keiner gerechnet, blickt der „Laufschuhpendler“ zurück. Seit Januar war Ohler etwa 3200 Kilometer gelaufen, er war schätzungsweise 350 Stunden unterwegs. Diesmal trainierte er vorzugsweise auf Asphalt. Viel Trainingszeit habe er mit seiner Arbeitsstelle verbunden. Er umging so viele Staus auf der Rheinbrücke. Und der sehr warme Sommer verhalf zu optimalen Trainingsbedingungen. Alles lief perfekt, auch ein Ast in der Schulter, ein Unfall bei einem 100-Kilometer-Vorbereitungslauf, konnte die Mission nicht gefährden. Was kommt nacht seinem 17. Ultra-Lauf? Der Western States 100 in Kalifornien (erstmalige Teilnahme 2017: 161 Kilometer in 24 Stunden) sei immer Thema. Ebenso der „Ultratrail du Mont Blanc“. Da es sich bei beiden Läufen um Auslosungen handelt, gilt es nach den Bewerbungen einfach, auf das richtige Los zu hoffen. Gesetzt sei die Deutsche Meisterschaft über 100 Kilometer, die aller Voraussicht nach in Kandel statt finden wird – als Lokalmatador geradezu ein Muss für Ohler. Reus, der Welt-Ultraläufer von 2015, finishte den Spartathlon in 27:46:18 Stunden und war 23.

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