Lokalsport Südpfalz „Der Club ist wie eine Familie“

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LANDAU

. Wie soll es ihnen schon gehen? „Die Jungs kommen ja mit einer Tüte oder mit einem Rucksack hier an. Die haben wenig Kleidung bis gar keine. Sportkleidung ganz ausgeschlossen. Und das kostet ja auch nicht bloß einen Pappenstiel, sondern richtig Geld“, sagt Stefan Burckgard, beim TuS Wollmesheim Spielleiter der Aktiven, der auch schon in den eigenen Geldbeutel gegriffen hat. Er weist darauf hin, dass oft geschaut wird, „ob jemand einen Zehner hat für die Jungs, wenn wir auswärts spielen“. Die „Jungs“. Ledjon Hodaj ist 20. Er erzählt: Zuerst seien sie in Trier gewesen, einen Monat. Die Zustände in Ingenheim seien besser als in der Erstaufnahmeeinrichtung. Sie hätten eine Küche und ein Bad für vielleicht zehn Leute. Jeweils drei teilen sich ein Zimmer. Er habe seine Heimat Albanien verlassen, weil es dort nicht mehr erträglich sei. Keine Jobs. Die Lage dort erinnere ihn an einen Bürgerkrieg. „Fast.“ Hodaj hat zwei Jahre studiert, Wirtschaft und Finanzen. Er kann sich gut vorstellen, hier weiterzustudieren, wenn er die Chance dazu bekommt. Luigi Solazzo, Assistenztrainer beim TuS, übersetzt. Er könne sich gut in die jungen Leute hineinversetzen. Schließlich habe er selbst einen Migationshintergrund und anfänglich kein Wort Deutsch gesprochen. Solazzo hat sich in Ingenheim umgesehen: „Ein katastrophaler Zustand, alte Geräte, vom Sperrmüll“, sagt er. „Ich hätte da Angst zu essen und Angst, den Herd anzumachen.“ „Ten people in one room“, ruft Dalipaj rein. Sie versuchten, die Küche und das Bad sauber zu halten, aber bei zehn Leuten sei das nicht einfach. Er, der die Hauptschule abgeschlossen hat, war begeistert vom Wetter, als er ankam. Es war Sommer und heiß. Nun sagt er: „Es ist nur zu kalt hier.“ Er spielt schon zehn Jahre Fußball, träumt davon, Profi zu werden. Seine Mutter habe ihn früher gebeten, sich zwischen dem Fußball und der Schule zu entscheiden. Er hat sich entschieden. Er wollte nur trainieren, spielte angeblich in der zweiten albanischen Liga. Für den TuS hat er schon 13 Tore in der D-Klasse erzielt. Albano Bani ist 26 und im Juni angekommen. Er hatte mit seiner Familie bereits acht Jahre in Griechenland gelebt, ging dort zur Schule. „Weil Griechenland ist besser als Albanien“, sagt Dalipaj. Was Bani vermisst? „Das Meer, das Wetter und das Essen.“ Hier schätzt er den Frieden und die Sauberkeit. Andi Rukaj ist 21, auch er hat in Albanien keine Perspektive mehr gesehen. Hier sei alles besser. „Wenn seine Mutter anruft, ist das für ihn furchtbar, weil dann fällt er wieder in ein Loch“, sagt Solazzo. Rukajs Mutter rät ihrem Sohn, in Deutschland zu bleiben. Die Integration läuft. Die jungen Männer fühlen sich gut aufgenommen im Verein. Draußen ist das Leben wieder anders. „Man kann es so sagen, dass sie eben außerhalb Probleme haben“, sagt Burckgard, „aber hier merken, dass sie gut aufgenommen sind, wir nichts gegen sie haben und froh sind, dass sie da sind und wir sie unterstützen.“ „Der Club ist wie eine Familie“, sagt Dalipaj. Burckgard möchte vermeiden, dass die „Jungs“ nur nebendran stehen und nichts haben, wenn zum Beispiel etwas getrunken wird nach dem Spiel. Er weist darauf hin, dass sie dem Verein auch etwas zurückgeben, indem sie sich einsetzen und mit dem Herzen dabei sind. Nachdem sich die Torgefahr von Dalipaj, „unser Star“, herumgesprochen hat, bekomme der es in den Spielen häufiger auf die Knochen. Burckgard spricht Schwierigkeiten an. „Die sitzen die ganze Zeit daheim, und warten bis Unterricht ist“ und „sie würden gerne etwas arbeiten, aber sie dürfen ja nicht“. In Albanien sei es wahrscheinlich auch nicht so schlecht, aber es gebe keine Ordnung wie bei uns. Die vier Spieler haben Übergangsausweise, die alle sechs Wochen erneuert werden müssen, und dürfen Rheinland-Pfalz nicht verlassen. Jeder bekommt am Monatsersten 150 Euro und am 15. noch mal 150 Euro. Burckgard ist häufig auf dem Amt. Was die Spieler da überhaupt machen können? „Wir haben eine Playstation hingestellt.“ „Das Menschliche zählt“, sagt Solazzo. Jedem, der sich integrieren wolle, solle man die Möglichkeit bieten.

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