Kultur Südpfalz Wer weiß, was mal kommt

Peter Gaymann kann dem schwierigen Thema Demenz noch ein Lachen abgewinnen.
Peter Gaymann kann dem schwierigen Thema Demenz noch ein Lachen abgewinnen.

Karikaturen von Peter Gayman werben bei den Landauer Büchereitage für einen menschenfreundlichen Umgang mit dem Tabu-Thema Demenz. Die Ausstellung in der Stadtbibliothek ist mit dem Titel des gleichnamigen Buches, „Demensch“, überschrieben.

„Sie fahren zu schnell“, rügt ein Polizist den betagten Autofahrer, der antwortet: „Ich muss doch ankommen, bevor ich vergesse, wo ich hinwill.“ Eine weitere Szene zeigt eine hitzige Partie zweier Herren vor dem Schachbrett. „Contra, Re…“ sagt der eine ein Skatblatt an, sein Gegenüber freut sich: „Mikado macht Spaß“. Der Freiburger Peter Gaymann setzt Beobachtungen in humorvolle Zeichnungen um. Gemeinsam mit Thomas Klie, Professor für Gerontologie an der Evangelischen Hochschule Freiburg, ist daraus ein Buch mit Texten von Prominenten entstanden, die für einen menschenfreundlichen Umgang mit Demenz einstehen. Gaymann zeichnet alltägliche Situationen mit Dementen und karikiert deren Verhalten ebenso wie das ihrer Mitmenschen: Opa und Enkel stehen vor dem Eiffelturm. „Kann Wien schön sein“, sagt der Alte zu dem Jungen, der dagegenhält: „Opa, wir sind in Pisa“. Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Die Karikatur ist die höchste Form der lustigen Unterhaltung und sie darf alles – auch ein so heikles und scheinbar ernstes Thema wie Demenz kritisch unter die Lupe nehmen und damit die Perspektive verändern: Eine alte Dame vor einem Feldkreuz im Zwiegespräch mit Jesus: „Du verzeihst immer alles. Ich vergess immer alles – letztendlich kommts ja aufs Gleiche raus“. „Wir sind viele und es werden täglich mehr“ – der uralte Spontispruch ist auch im Buch vertreten und in Bezug auf Menschen mit der Diagnose Demenz brandaktuell. Der Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit und das Verlieren der Persönlichkeit betrifft weltweit rund 45 Millionen Menschen – und jedes Jahr kommen weltweit über 300.000 Betroffene dazu. Allein in Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Heilung ist (noch) nicht in Sicht. Also heißt es, die Gesellschaft in ihrer Einstellung zur Demenz so zu verändern, dass auch die Dementen ihren Platz darin finden und so eigenständig wie möglich, aber mit so viel Hilfe wie nötig in ihrer Mitte leben können – Inklusion heißt auch hier das Zauberwort. „Im Schlafanzug auf der Straße. Sie trauen sich was“, sagt ein Anzugträger auf der Straße zum alten Mann im Orange-gelb gestreiften Pyjama, der schlagfertig antwortet: „Der ist maßgeschneidert“. Heitere Gelassenheit ist ein wichtiger Baustein für die Lebenskunst im Alter, mit körperlichen Gebrechen und geistigem Abbau adäquat umzugehen. Keiner kann vorhersagen, wie er im Alter sein wird, ob er sich selbst verlieren wird. Auch die Angst davor kann den Prozess, so er einmal begonnen hat, nicht aufhalten. „Hoch auf dem Gelben Wagen“: singend sitzt ein alter Herr fröhlich winkend auf einem hohen Paketzustellfahrzeug. „Wir finden das gar nicht lustig, Opa“, rufen ihm die Verwandten von unten zu. Die Botschaft dieser Ausstellung wird beim Betrachten der zwölf Bilder jedem Besucher der Stadtbücherei klar: Gelassenheit und Humor helfen, um mit Dementen in Beziehung zu bleiben, auch wenn sie ihre nächsten Verwandten und Freunde nicht mehr erkennen und scheinbar „verrückte“ Dinge tun, weil ihre innere Welt im Wortsinn „ver-rückt“ ist. Gelassenheit hilft auch gegen die Verletzlichkeit durch Brüche in der Kommunikation auf beiden Seiten. Die Ausstellung ist Teil der Landauer Büchereitage in Zusammenarbeit mit dem Forum Demenz Südliche Weinstraße Landau. Das Forum ist ein Netzwerk aus Institutionen und Einrichtungen. Koordinatorinnen sind die Seniorenbeauftragten der Stadt Landau und des Kreises Südliche Weinstraße. Info Die Ausstellung ist bis 24. März zu den üblichen Öffnungszeiten der Stadtbibliothek am Heinrich-Heine-Platz 10 zu sehen. Die Bilder sind käuflich, Interessenten wenden sich an die Landauer Seniorenbeauftragte Ulrike Sprengling, Telefon 06341 13-5016, e-mail: ulrike.sprengling@landau.de.

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