Landau Landau kann Vernetzung

Der Campus im Fort (unser Bild) wird durch einen Campus Süd im Wohnpark am Ebenberg ergänzt.
Der Campus im Fort (unser Bild) wird durch einen Campus Süd im Wohnpark am Ebenberg ergänzt.

Eine Expertenkommission hat die rheinland-pfälzische Hochschullandschaft unter die Lupe genommen und Empfehlungen zu deren Weiterentwicklung gemacht. Vizepräsidentin Gabriele Schaumann kennt die Baustellen, aber auch die Chancen für den Standort Landau.

Die gute Nachricht: Die Expertenkommission stellt keine Hochschule infrage (wir berichteten am 26. April). Aber alle sollen sich ändern, damit sie den demografischen Wandel überstehen und Abwanderungstendenzen von Landeskindern an Hochschulen anderer Bundesländer stoppen. In besonderem Maß gilt die Änderungsforderung für die Universität Koblenz-Landau – nicht nur, aber auch wegen der problematischen Struktur mit drei weit auseinanderliegenden Standorten. Neben Koblenz und Landau ist dies der Verwaltungssitz in Mainz. Für Vizepräsidentin Gabriele Schaumann, verortet in Landau, ist es aber noch zu früh, über Strukturen zu sprechen. „Wir denken stattdessen darüber nach, wie wir zusätzliche Synergien entwickeln und unsere Potenziale optimal ausschöpfen können.“ Wenn es zu anderen Kooperationen als bisher kommen sollte, dann werde erst in einem zweiten Schritt geschaut, wie das umzusetzen sei – auch beim Thema Governance, also Verwaltung. Die nur mittlere Größe der Universität Koblenz-Landau mit ihren rund 16.500 Studenten, ziemlich genau hälftig an beiden Standorten, stellt für Schaumann kein Problem dar. Es gebe sehr viele kleinere, aber dennoch sehr renommierte Unis, wie zum Beispiel Ulm, Hohenheim oder Hildesheim. Die hätten „trotz oder vielleicht wegen ihrer Kleinheit einen super Ruf in der wissenschaftlichen Gemeinschaft“. Selbst eine Trennung der Doppeluni in zwei Einheiten wäre also kein echtes Problem. Schaumann verweist auf die Forschungsschwerpunkte, bei denen Koblenz-Landau vorne mitspielt. Für den Standort Landau sind dies Psychologie, Umweltwissenschaften und Lehrerbildung. „Auf diesen Standbeinen können wir stehen“, sagt die Professorin, die selbst Umweltwissenschaftlerin ist. Zu eventuellen neuen Fachbereichen mag sich Schaumann nicht äußern. Sie hält es für richtig, erst die von der Expertenkommission angesprochen Frage der Synergien anzugehen – erst danach könne man sich „darüber Gedanken machen, ob man was dazu braucht, aber das ist momentan zu früh“. Viel mehr Sorgen bereitet ihr das Auslaufen des Hochschulpaktes, der die Finanzierung sichert, und die Betreuungsrelation, die ausdrückt, um wie viele Studenten sich ein Wissenschaftler kümmern muss. Dies war schon beim großen Streik 2015 ein Thema und ist es nun wieder bei der Fachschaft Sonderpädagogik (wir berichteten am 3. Mai). „Die Betreuungsrelation hat sich signifikant verschlechtert, aber das ist an allen Universitäten in Rheinland-Pfalz so“, sagt Schaumann, „bei uns war allerdings auch das Ausgangsniveau schlechter.“ Die Kommission hat angeregt, dass sich die Hochschulen in ihren Regionen stärker zusammentun. Für Landau empfiehlt sie eine Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Kaiserslautern in der Lehrerbildung. Schaumann hält dies für „relativ logisch“, will die Überlegungen aber nicht darauf beschränkt wissen. Immerhin ist Landau „die Lehrer bildende Uni“ schlechthin. Schaumann kommt es bei Kooperationen nicht nur auf den jeweiligen Standort an: „Wir suchen nach Passung, nicht nach räumlicher Nähe.“ Neben Kaiserslautern sieht sie auch Potenziale in der trinationalen Metropolregion Oberrhein (Südpfalz, Elsass, Baden und Nordwest-Schweiz), die grenzüberschreitende Exzellenzprojekte im Bereich Forschung und Innovation fördert. In der Metropolregion arbeitet Landau in einer Graduiertenakademie zur Risikoforschung mit allen Unis der Nachbarregionen zusammen, also mit Freiburg, Karlsruhe, Straßburg, Haute-Alsace (Mulhouse-Colmar) und Basel. In der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschergruppe Internano zu den Auswirkungen von Nanopartikeln in der Umwelt sind die TU München, die Uni Freiburg, die TU Berlin und das Helmholtzzentrum für Umweltforschung Leipzig/Halle Partner. In einem weiteren DFG-Graduiertenkolleg soll eine Brücke zwischen verschiedenen Teilbereichen der Psychologie und der Statistischen Modellierung geschlagen werden – zusammen mit den Unis Mannheim, Freiburg, Heidelberg und Tübingen. Mit dem DFG-Graduiertenkolleg Unterrichtsprozesse soll der wissenschaftliche Nachwuchs im Bereich der Lehr-, Lern- und Unterrichtsforschung gefördert werden. Und auf dem Sektor Bildungsforschung gibt es das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt Mosaik (Modulare Schulpraxiseinbindung als Ausgangspunkt zur individuellen Kompetenzentwicklung), das in Koblenz und Landau vier Forschungsschwerpunkte mit 17 Projekten umfasst. Schaumanns Fazit: Bei der nationalen und internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit sieht sie die Uni „super gut aufgestellt“. Wie es nun weitergehen soll, wird in Kürze Thema bei einer außerordentlichen Senatssitzung sein. Es werde darauf ankommen, den Wissenschaftsminister „mit ins Boot zu holen“: Ohne seinen Input könne kein neuer Kurs abgesteckt werden. Auf einem guten Weg – nicht zuletzt dank der Stadt – sieht Schaumann die Weiterentwicklung des Standorts Landau durch den Campus Süd im Wohnpark Am Ebenberg, wo die Reithalle bereits in Betrieb ist und das Verwaltungsgebäude Ende des Jahres fertig werden soll. Der Laborbau im Fort soll spätestens Mitte 2019 fertig werden, ein zusätzlicher Verfügungsbau sei genehmigt, sodass absehbar sei, wann die derzeit noch 19 Außenstellen im Stadtgebiet aufgegeben werden können.

Gabriele Schaumann
Gabriele Schaumann
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