Karlsruhe Kaufrausch für den guten Zweck

Pfennigbasar: Alle Stände dicht umlagert. Wer eine Pause braucht, kann unter 350 Kuchen wählen.
Pfennigbasar: Alle Stände dicht umlagert. Wer eine Pause braucht, kann unter 350 Kuchen wählen.

Die Bilder ähneln sich Jahr für Jahr und sind doch immer wieder faszinieren. Keine fünf Minuten nachdem beim Pfennigbasar in der Schwarzwaldhalle die Pforten geöffnet wurden, ist die Halle gefüllt mit Menschen. Der erste Schwung sprintet wie immer zu den Ständen der Wahl – der erste Zugriff auf Elektroartikel, Schallplatten, CDs und auch Textilien ist hoch begehrt -, die Nachfolgenden haben es weniger eilig und schlendern nicht ganz so zielgerichteten durch die Halle. Zu sehen und zu kaufen gibt es schließlich genug und oft wird in einem Warensegment zugegriffen, das man zunächst gar nicht im Blick hatte.

Verkauft wird (fast) alles. Aber wieviel das ist. Wie immer gibt es darüber nur grobe Schätzungen. Rund 130.000 Einzelteile sollen es wieder gewesen sein, mehr als 120 Tonnen schwer – zuzüglich nochmals 35 bis 40 Tonnen an Büchern. Alles wurde von Spendern kostenlos abgegeben, Für die über 600 Helfer bedeutete dies beim Sortieren im wahrsten Sinn des Wortes Schwerstarbeit. Doch davon ist am ersten Tag des Pfennigbasars nichts mehr zu spüren. Leuchtende Augen, wohin man blickt und viele, die hier mal mit angepackt haben, bleiben über Jahrzehnte dabei. Der Pfennigbasar sei ein Mehrgenerationenprojekt, sagte Annerose Lauterwasser, Präsidentin des Internationalen Frauenclubs Karlsruhe, anlässlich der Eröffnung, und Oberbürgermeister Frank Mentrup äußerte seinen großen Respekt, dass dieses Wagnis jedes Jahr aufs Neue angegangen wird. Nicht nur, dass der Erlös von jährlich knapp 200.000 Euro an soziale Einrichtungen in Stadt und Region verteilt wird, sei bemerkenswert, der Pfennigbasar ist auch eine willkommene Einkaufsmöglichkeit für weniger begüterte Menschen. Deshalb ärgert sich auch Basar-Leiterin Birgit Maczek auch massiv über Gerüchte, dass angeblich am Tag vor dem Pfennigbasar professionelle Händler schon mal zugreifen dürften. „Das würde uns vielleicht mehr Geld einbringen, doch der Idee schaden. Unsere Spender wollen nicht, dass sich an ihren Spenden jemand bereichert, sondern sie freuen sich, wenn sie an der richtigen Stelle ankommen.“ Natürlich schlendern auch Profiverkäufer mit aufmerksamem Blick durch die Halle, doch die müssten sich hinten anstellen, so wie alle anderen auch. Tatsächlich sind sehr schnell alle Stände dicht umlagert es wird kräftig eingekauft. Eine jüngere Frau, erstmals beim Pfennigbasar dabei, ist ganz begeistert von einem „schicken Lederjäckchen“, das sie für sieben Euro erstand. Viele Studenten entdecken Omas „Steinzeug“ wieder oder auch Geschirr, das sie noch aus ihrer Kindheit kennen. Nostalgische Gefühle gehören hier dazu. Auch am Stand mit den Schallplatten, wo die schwarzen Scheiben gleich stapelweise über den Tresen gehen. Viel Spielzeug, auch Lego und Duplo, sei diesmal gespendet worden und auch Unmengen von Kuscheltieren. Gummistiefel gibt es auch deutlich mehr, als in früheren Jahren, eine Großspende aus einem Schuhgeschäft, wird dahinter vermutet. Doch nicht alles ist verkäuflich. Gerade im Segment mit Kitsch und Krempel sind Dinge dabei, bei denen sich der unbedarfte Beobachter durchaus fragt, wieso die Erstbesitzer für solch scheinbar überflüssigen Dinge einst Geld ausgegeben haben. Jeden einzelnen Cent wert ist hingegen das, was die Kuchentheke zu bieten hat. Rund 350 Kuchen, die meisten von den Frauen des Frauenclubs selbst gebacken, warten im Pfennigbasar-Café auf die Genießer, die sich von der Hatz nach Schnäppchen erholen wollen – der Blick auf das erstaunliche Treiben in der Halle mit inbegriffen. Info Der Karlsruher Pfennigbasar in der Schwarzwaldhalle hat noch heute (10 bis 13 Uhr und 14.30 bis 18 Uhr) und am Samstag (10 bis 14.30 Uhr) geöffnet.

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