Karlsruhe Karlsruher Küchen-Roboter greift zum Spültuch

robots.JPG
Äußerst servil: Der Küchen-Roboter »Armar 3« checkt kurz die Lage und greift dann nach den bestellten Kaffeefilter-Tüten. Auch rohe Eier balanciert er ohne Probleme.

Keine Frage, „Armar 3“ ist ein umgänglicher Zeitgenosse und äußerst zuvorkommend. Der humanoide Haushaltsroboter agiert gerne als Chef de Cuisine in der heimischen Küche. In diesem Falle in der nachgebauten Küche des Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Dem Roboter haben die Studenten sogar eine Kochhaube verpasst.

Es hat ein wenig den Hauch von Science-Fiction, wenn der menschenähnliche Roboter mit Kochhaube so vor sich hin werkelt. Er kann mal eben den Tisch abräumen, eine Packung Reis aus dem Kühlschrank holen oder ruckzuck die Geschirrspülmaschine beladen. Dazu hat „Armar 3“ eine wohltönende Stimme und ist stets zu Diensten. Servilität als Programm, wenn man so will. „Er hat eine Wissensdatenbank und kann sogar Menü-Vorschläge machen“, sagt Fabian Paus, der gemeinsam mit Markus Grotz die freundliche Küchen-Hilfe programmiert. Beide sind Doktoranden am Institut für Anthropomatik und Robotik des KIT und füttern „Armar 3“ mit Algorithmen. Es ist faszinierend zu beobachten, wie „Armar 3“ die an ihn gestellten Aufgaben erledigt.

Roboter "überlegt", wird dann aktiv

„Bitte mal die Packung mit Kaffeefiltern auf dem Küchenschrank abräumen.“ Kein Problem, die Ein-Mann-Robo-Küchenbrigade bestätigt freundlich die ihm gestellte Aufgabe und bewegt sich auf rundherum drehbaren Räder hin zum Tisch. Die Augen rollen, er schaut erst mal rum und checkt die Lage. Die Packung erkennt er aufgrund des Musters. Dann werden ganz entspannt die Arme ausgebreitet, kurz wird „überlegt“ welcher Arm dem Objekt am nächsten ist und schon greift der Roboter-Arm ganz geschmeidig die Packung Filtertüten. Der Betrachter staunt erst mal stumm und hat den Sound von Kraftwerks Klassiker „Roboter“ im Ohr. „Er hat Hände mit pneumatischer Unterstützung. Die funktionieren sehr sensibel“, erläutert Fabian Paus. Selbst rohe Eier kann die kabellose Küchenhilfe mit ihren feinfühligen Greifern balancieren. Alltägliche Aufgaben in der Küche erledigt „Armar 3“ vollkommen selbstständig. Mittels drei 3-D-Laserscannern macht sich der Roboter ein dreidimensionales Bild der Küche und kann so seine komplette Umgebung „sehen“.

"Sicherheit hat höchste Priorität"

Er ist sogar dazu in der Lage Bewegungsabläufe, die ihm vom Menschen vorgeführt werden, nachzuahmen und zu speichern. Ein „Kollege“ von „Armar“ ist derzeit als Transportarbeiter in einem Lager in London tätig, ein weiterer bereitet innerhalb eines EU-Projekts ein mehrgängiges Abendessen zu. „Wenn Menschen und Roboter zusammenarbeiten, kann es schnell gefährlich werden. Sicherheit hat dabei höchste Priorität“, sagt Torsten Kröger, Informatik-Professor am KIT. Der Robotik-Experte, der erst kürzlich vom Silicon Valley an die Hochschule im Badischen gewechselt ist, arbeitet daran, die Wahrnehmungsfähigkeit und Geschicklichkeit der humanoiden Maschinen zu optimieren. „Wir entwickeln derzeit einen Roboter, der alles daran setzt, Kollisionen zu vermeiden. Er geht physikalisch bis an seine Grenzen, um den Kontakt aus dem Weg zu gehen.“ Wie lange es wohl dauern wird, bis „Küchen-Roboter“ wie „Armar“ in Serie gehen und quasi alltäglich werden? „Die Entwicklungskosten sind natürlich enorm hoch und es ist schwer Prognosen zu wagen. Aber ich denke, bis 2030 wäre dies möglicherweise zu schaffen. Bis dahin möchte ich spätestens einen im Haus haben“, merkt Professor Tamim Asfour, Gruppenleiter Humanoide Robotik am Institut für Anthropromatik, das mit führend auf diesem Sektor ist, schmunzelnd an.

x