Kultur Südpfalz Comedy, Popsongs und Zauberei

Der Stand-up-Comedian Mohammed Ibraheem Butt war einer der Gäste bei der Offenen Bühne in Bellheim.
Der Stand-up-Comedian Mohammed Ibraheem Butt war einer der Gäste bei der Offenen Bühne in Bellheim.

Ausgerechnet zum 50. Jubiläum der Offenen Bühne des Kulturvereins Bellheim fehlte Moderator Kai Ahnung, weil er krank war. Für ihn übernahm kurzerhand Rainer Becki, Vorsitzender des Kulturvereins, der am Mittwochabend in der Kulturwerkstatt „Alter Kindergarten“ nicht über Zuschauermangel klagen konnte.

Volles Haus, tolle Stimmung – die Jubiläumsausgabe der Offenen Bühne in Bellheim ließ kaum zu wünschen übrig. Denn die Acts, die sich dem Publikum präsentierten, setzten dem stimmigen Abend die Krone auf. Den Anfang machte der Stand-up-Comedian Mohammed Ibraheem Butt aus Frankfurt. Für den Mann mit dem Rauschebart war es bereits der zweite Auftritt in Bellheim. Butt spielte in seinem Programm mit Vorurteilen, Integrationsproblemen und der Flüchtlingsthematik. Es dauerte durchaus, bis das Publikum warm wurde und sich auf den scharfen, teils schwarzen Humor des Hessen einließ. „Was bringt es mir, den Zug zu entführen? Der fährt doch eh nach Bellheim“, erklärte Butt dem Publikum und versicherte, keiner Terrororganisation anzugehören. Seit drei Jahren geht Butt auf die Bühne, fühlt sich mittlerweile aber fast schon als „komischer Flüchtling“. In Frankfurt fehlte schlichtweg die Szene, um sich zu zeigen. Seine bisher 250 Auftritte hatte er größtenteils in anderen Regionen Deutschlands. Butt spielte mit dem Publikum, musste sich aber auch ungewünschte Zwischenrufe gefallen lassen. Als ein Zuschauer ihm dann auch noch die Pointe vorweg nahm, konnte der sympathische Komiker mit der ansteckenden Lache nur selbst lachen. Als nächstes trat das Duo „Darcy’s Fault“ aus Fulda auf die Bühne. Stephanie Hecht (Bass, Gesang) und Mario Heil (Gitarre, Gesang) schlossen sich im September 2014 zusammen. Sie spielten selbst geschriebene Rocksongs wie „Dance“, „Walk Of Shame“ oder „Sin And Sinner“. Auch bei ruhigeren und blueslastigen Songs wie „Travellers“ zeigte sich das Publikum begeistert von Hechts tollem Gesang. Mit ihrem Album „High Card“ sind die beiden auch auf iTunes zu finden, Ende Januar steht in Gießen ein Musikvideodreh an. Nach einer kurzen Pause gingen „Melon Time“ auf die Bühne. Larissa Da Silva Matteis (Gesang) und Sercan Özbakir (Cajon) sind beide erst zwölf Jahre alt, Gitarrist Ayhan Özbakir ist nach eigenen Angaben „vier mal 11,5 Jahre“. Das Trio aus Karlsruhe eroberte das Publikum im Handumdrehen: Larissa sang erst auf Französisch, wechselte dann zu Englisch, um zum Abschluss Spanisch zu singen. Bekannte Popsongs wie Alanis Morissettes „Ironic“, Niall Horans „This Town“, Alvaro Solers „Sofia“ oder Carlos Santanas „Corazon Espinado“ sang die Zwölfjährige so kraftvoll und emotional, dass die erstaunten Zuschauer mit dem Klatschen gar nicht mehr hinterherkamen – während Sercan die Finger vom Klopfen schmerzten. Heute sind die drei ab 20 Uhr auch auf der Offenen Bühne im Haus am Westbahnhof in Landau zu sehen. Zum Abschluss heizten der saarländische Zauberer Rudi Lauer – eigentlich Dirk Omlor aus Maikammer – und Alex Entzminger dem Publikum noch mal ein. „Exthase“ heißt das Programm der beiden, die sich immer wieder auf der Bühne abwechselten. Derweil versuchte der andere Lauers Hasen Walther aus dem Korpus der zweiten Gitarre von Entzminger zu befreien. Lauer verblüffte durch clever vorgeführte Seil- und Kartentricks und mit einer Zeremonie aus einem seiner vielen Vereine, in der der Neuling Schnaps aus dem magischen goldenen Krug trinken muss, der sich jedoch immer wieder wie durch Zauberhand selbst zu füllen scheint. Alex Entzminger trug kleinere Songs oder Sprechreime aus dem Leben (eines Pfälzers) vor, sang über den Möbelkauf bei Ikea oder über das neueste Schnäppchen seines Hundes – die Hand des Nachbarsjungen. Über 130 Acts waren in sechs Jahren Offene Bühne Bellheim zu sehen, vier Darbietungen gibt es pro Veranstaltung. „Viele wollen sich hier ausprobieren, das spricht sich natürlich auch rum“, sagte Becki, der zufrieden ist mit der Entwicklung der Offenen Bühne. Weniger als 50 Zuschauer seien es nie, das Programm werde gut angenommen. Jeden zweiten Mittwoch im Monat ist die Veranstaltung. „Gerade der familiäre Charakter kommt gut an“, ist Becki überzeugt.

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