Kreis Germersheim Bürger sorgen sich um Wald und Tiere

Beim Kindergarten der Lebenshilfe und des benachbarten Heims der Bussereau Stiftung im Wald in direkter Nachbarschaft zum Stadio
Beim Kindergarten der Lebenshilfe und des benachbarten Heims der Bussereau Stiftung im Wald in direkter Nachbarschaft zum Stadion soll die neue Kindertagesstätte »Villa Zauberwald« gebaut werden.

„Jetzt reicht’s“ ist die Ansicht einiger Rülzheimer Bürger, die sich um die nachhaltige Entwicklung ihrer Heimatgemeinde sorgen und daher eine Interessengemeinschaft ins Leben rufen wollen. Ziel ist es, die Bevölkerung zu sensibilisieren, dass die Gemeinde den rapiden Landschaftsverbrauch der letzten Jahre einschränkt und nicht mehr so stark in die Natur eingreift. Darüber hinaus sollte den mit dem schnellen Wachstum verbundenen Begleiterscheinungen wie Verkehrsdichte, Innerortsentwicklung, Haushaltslage, dem Freizeitwert sowie der Wohn- und Lebensqualität wieder mehr Beachtung geschenkt werden.

Auslöser war der Leserbrief von Reinhold Hartweg, Vorsitzender des Vogel- und Naturschutzvereins, „Weit weg von Zauberei“ vom 24. Januar in der RHEINPFALZ zum geplanten Standort des neuen Kindergartens „Villa Zauberwald“, für den ein 4000 Quadratmeter großes Waldstück hinter der Förderschule weichen muss. Darauf hat Hartweg einige Resonanz erhalten, darunter auch von Edwin Gadinger, der sich bei der Einwohnerversammlung bereits kritisch über die ganzheitliche Entwicklung durch das expansive Wachstum und den Landschaftsverbrauch geäußert hatte und der sich zusammen mit Hartweg entschlossen hat: „Jetzt müssen wir was dagegen tun“. Die Zeit drängt, denn bereits am Freitag, 22. Februar, läuft laut Gadinger und Hardtweg die Einspruchsfrist gegen den Bebauungsplan für den Kindergarten ab, eine Woche später dann, am Freitag, 1. März, die für die Erschließung des neuen Gewerbegebiets Nord IV. Bis zu diesen Terminen habe die Bevölkerung die Gelegenheit, bei der Offenlage Einsprüche und Bedenken gegen die Pläne zu erheben. Anfang dieser Woche haben sich nach Angaben der beiden Initiatoren mehr als 20 Rülzheimer bei einem ersten Treffen zusammengefunden und dabei ihre Sorgen über die weitere Entwicklung der Gemeinde zum Ausdruck gebracht. Sie haben Bedenken geäußert über die weitere Zunahme des Verkehrs am beschlossenen Kita-Standort, was ihrer Ansicht nach auch zu einer „hochgradigen Gefährdung“ der Kinder der benachbarten Schulen führen wird, und sehen ein „erhöhtes Gefahrenpotenzial“ für Spaziergänger und Radfahrer, die in den Wald wollen. Der Standort bringe „einen unwiederbringlichen Verlust von Waldflächen und des Lebensraums vieler Tiere“. Es stellt sich laut Hardtweg und Gadinger die Frage, inwieweit alternative Standorte mit Blick auf eine dezentrale Anordnung in der Rülzheimer Gemarkung ernsthaft geprüft wurden. Die Aufrechnung durch Ausgleichsflächen sei nicht überzeugend, auch haben sie große Bedenken, „dass im Zuge der Waldbebauung weitere Waldflächen für angedachte Projekte folgen werden.“ – „Fällt der Wald, geht ein Stück Lebensqualität verloren.“ Und um gerade die sorgen sich diese Bürger. Rülzheim werbe mit dem Slogan einer Wohlfühlregion. Diese, so befürchten beide, gehe in Zukunft durch das ungebremste Wachstum verloren. „Wir müssen uns fragen, wie lange ist Wachstum noch gesund und sind wir auf dem richtigen Weg?“ Ziel müsse es sein, Rülzheim „wieder lebens- und liebenswert“ zu machen und „nicht Gelände möglichst schnell und lukrativ zu verkaufen“. Die Bevölkerung müsse in die weitere Entwicklung früh eingebunden werden, um die Entwicklung auch mitgestalten zu können. Daher will die Interessengemeinschaft die Bevölkerung für diese Themen sensibilisieren und ihnen eine Plattform bieten, ihre Wünsche, Ängste und Sorgen zu artikulieren. Es soll keine Bürgerinitiative oder gar eine neue Partei gegründet werden, vielmehr sind sich Hartweg und Gadinger darüber klar, dass dies nur in Zusammenarbeit mit den örtlichen Parteien geht, „die unsere Ideen unterstützen“ und diese in ihr Wahlprogramm für die kommende Kommunalwahl aufnehmen, wie sie im Gespräch mit der RHEINPFALZ betonen. Bei einer Begehung des geplanten Standorts für den neuen Kindergarten am morgigen Sonntag können sich Interessierte über die Pläne informieren. Dabei sollen auch Unterschriftenlisten ausgelegt werden, in die sich die Bürger eintragen können. Info —„Interesse am Erhalt unserer Natur“, Treffen, morgen, Sonntag, 14 Uhr, Ecke Förderschule / Kunstrasenplatz. —E-Mail-Kontaktadresse: unser.ruelzheim@gmx.de

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