Kultur Südpfalz Blechbläser im Kammermusik-Modus

Pfingstsamstag – ein geradezu stimmiges Datum für den Premieren-Auftritt des Landauer Blechbläser-Quintetts. Dessen Protagonisten doch sämtlich aus der kirchlichen Posaunenchorarbeit kommen, zum anderen aber auch eine inspiriert vielsprachige musikalische Weltläufigkeit mit aufs Podium bringen. Der konzertante Erstling in der Protestantischen Kirche Mörzheim jedenfalls ließ aufhorchen.

Mit Landesposaunenwart Christian Syperek und Greta Baur, Trompeten, sowie Martin Anefeld, Posaune – er ist Obmann des pfälzischen Landesverbandes für die Blechbläser –, sind drei mannigfaltig engagierte Führungskräfte der Szene mit im Boot, ergänzt durch Michael Stadtmüller, Horn, und den Mediziner Till Brombach, Tuba, die ihre Instrumente gleichfalls auf professionellem Level beherrschen. Spielen tun sie aus „Spaß an der Freude“, wie alle nach dem heftig bejubelten Einstieg versichern. Und mit einem gerüttelt Maß an Ambition; das Besondere, das nicht eben Gängige, weil doch eher der Virtuosen-Kiste entnommene, gemeinsam zu studieren. Und spieltechnisch wie gestalterisch überzeugend vorzutragen. Das unbedingt. Der stilistische Rahmen beim Auftaktabend spannte sich vermutlich bewusst weit zwischen Frühbarock und Jazz-Special. Sowohl die Sonata aus den „Bänkelsängerliedern“ eines anonymen Meisters wie auch die tänzerisch bewegten bis anrührend versponnenen Aphorismen „Fancies, Toys and Dreams“ des englischen Tondichters Giles Farnaby, im frühen 17. Jahrhundert einer der berühmtesten Cembalisten seiner Zeit, boten mit ihrer figurativen polyphonen Auszierungslust der unangestrengt interagierenden Musiziert-Gemeinschaft üppige Spielwiesen, um sich mit virtuosem Impetus auszutoben. Und vermittelten obendrein nachhaltig, wie klanglich delikat, feinsinnig und filigran doch selbst Blechblas-Instrumente zu artikulieren vermögen. In der Alten Musik, so muss man wissen, existiert wenig Literatur fürs blinkende Gold. Transkriptionen indes sind, waren auch damals schon, gängiger Usus und in der Regel wenig problematisch. Mit der dreisätzigen Sonate von Giovanni Battista Sammartini tasteten sich die fünf fabelhaften Bläser vor in die Frühklassik und zu einer vielbedienten Gattung, dem Streichquintett. Und wiederum beeindruckten sie durch exquisit austarierte Balance, sehr anmutige, feinsinnige Rhetorik und ein Höchstmaß an Klangkultur. Original für Blechbläser dagegen komponierte der russische Komponist Victor Ewald seine „Symphonie for Brass Choir“, ein imposantes spätromantisches bis dezidiert expressionistisches, in ausschweifendem Gestus konzipiertes Werk, das wunderbare Solo-Aktionen gerade für die tiefen Stimmen bereithält. Und dessen ausladender philharmonischer Wucht, durchwirkt von kontemplativ schwärmerischen Einschüben, das Ensemble stets überaus punktgenau und diszipliniert, gleichwohl zugriffsfreudig und lustvoll folgte. Enrique Crespo, Solo-Posaunist beim RSO Stuttgart, Gründer und langjähriger Leiter von German Brass, hat die Blechbläser-Szene als Komponist und Arrangeur bereichert wir kaum ein zweiter zeitgenössischer Vertreter. Mit drei Spiritual-Bearbeitungen aus seiner Feder illustrierte das Landauer Blechbläser-Quintett eindrucksvoll, dass es auch Jazz-Feeling effektvoll über die Rampe zu transportieren weiß; rhythmisch enervierend, voller Raffinement und klangseligem Negro-Sound. Kleine Verschnaufpausen zwischen den kräftezehrenden Stücken verschaffte Achim Silbernagel an der Seuffert-Orgel, der das Programm mit Werken dreier frühbarocker Meister eindrucksvoll bereicherte. Neben der Toccata F-Dur von Buxtehude, einer Choralbearbeitung von Johann Gottfried Walther zauberte er mit Johann Pachelbels berühmtem Kanon eines der edelsten Kleinodien aus dem barocken Miniaturen-Fundus.

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