Rheinpfalz Nur 85 Tage bis zur Ernte

Sonja, Henny und Karl Gortner (von links) bei der Kartoffelernte in Lambsborn. Bei Frühkartoffeln ist Handarbeit gefragt.
Sonja, Henny und Karl Gortner (von links) bei der Kartoffelernte in Lambsborn. Bei Frühkartoffeln ist Handarbeit gefragt.

Schon Ende Juni begannen die Kartoffelbauern in der Westpfalz in diesem Jahr mit der Ernte. Die Erzeuger rechnen mit zufriedenstellenden Mengen und Top-Qualitäten. Verdruss bereitet eher die Konkurrenz aus Ägypten.

In Sachen Geschmack und Qualität steht die Westpfälzer „Grumbeer“ den Vorderpfälzern nicht nach. Im Gegenteil, der inhaltsreiche Boden plus die paar Tage mehr an Zeit, die den Knollen zum Reifen zugestanden werden, würden für besten Genuss sorgen. Da sind sich zumindest die Landwirte Karl Gortner aus Lambsborn und Jürgen Vogelgesang aus Martinshöhe, der Bauernvorsitzende im Kreis Kaiserslautern, sicher. Die Frühen werden in der Westpfalz nicht mit dem Kartoffelvollernter aus der Erde geholt. Die feine, hauchdünne Schale mag das nicht. „Die allerersten werden behandelt wie rohe Eier“, erläutert Gortner. Handarbeit sei angesagt. An den ersten Erntetagen sei nicht einmal der Kartoffelvorratsroder im Einsatz gewesen. „Kraut in die Hand nehmen, ziehen, schütteln und die Kartoffeln vorsichtig in den Korb legen“, das war der Job von Karl Gortner. Inzwischen sind die Schalen etwas gefestigter, und der Vorratsroder, ein altes Gerät, das lediglich die Knollen aus der Erde holt und sie direkt wieder ablegt, ist im Einsatz. Wenn der fertig ist, liegen die Erdäpfel auf dem Feld, bis Sonja, Henny und Karl Gortner sie aufnehmen und im Korb wieder ablegen. Eine Stunde später sind auf diese Weise 300 Kilo Kartoffeln geerntet. „Normalerweise braucht die Frühkartoffel vom Auslegen bis zur Ernte 100 Tage. In diesem Jahr konnten wir nach 85 Tagen mit dem Ernten beginnen“, sagt Gortner. Er blickt auf eine optimal verlaufene Vegetationsperiode zurück: Es gab dieses Jahr ausreichend Wasser, vernünftige Wärme und keinen Spätfrost, der die Kartoffel hätte ausbremsen können. Auf vielen Tellern landen aber die im Handel angebotenen Kartoffeln aus Ägypten oder Syrien und nicht die Pfälzer. „Das ist schon ärgerlich“, macht Gortner seinem Verdruss gegenüber dem Handel Luft. Mit der Sorte Annabelle wächst auf der Sickinger Höhe eine kleine Frühe. Wer lieber auch bei den Neuen eine richtig dicke Kartoffel in der Hand halten will, der greift zur Viviana. Die wächst dort auch. „Die ganzen Nährstoffe sitzen unmittelbar unter der Schale. Die Schale einfach mitessen“, rät Henny Gortner. Die Frühkartoffel ist allerdings nicht lange haltbar. Nahtlos schließen sich den Frühkartoffeln aber die Speisekartoffeln und im Herbst dann auch die lagerfähigen Knollen an.

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