Rheinpfalz Kusel: Ernte wird vorverlegt

Die Trockenheit bereitet den Landwirten Sorgen: Zum Teil fällt der dritte Grünschnitt aus.
Die Trockenheit bereitet den Landwirten Sorgen: Zum Teil fällt der dritte Grünschnitt aus.

In diesem Jahr werden die Felder außergewöhnlich früh abgeerntet, wie Landwirte berichten. Den Prognosen zufolge wird ein durchschnittlicher Getreide-Ertrag erwartet. Allerdings trübt das Unwetter vom Sonntag bei einigen Landwirten die Lage.

Rund zwei Wochen früher als üblich haben zahlreiche Landwirte mit der Ernte der Wintergerste beginnen können. Grund war die anhaltende Sonnenperiode, die die Frucht schneller hat reifen lassen. Bereits in der vorvergangenen Woche konnte Marcel Müller aus Körborn mit der Ernte der Wintergerste beginnen. Bei ihm in Körbon sei aber noch nicht alles reif, berichtet der Landwirt. Nach der Gerste ziehe der Mähdrescher seine Bahnen durch Triticale, Weizen und Raps. „Die Frucht sieht gut aus“, sagte Müller der RHEINPFALZ noch in der vergangenen Woche. Er bewirtschaftet rund 85 Hektar Ackerland. Allerdings gebe es im Landkreis große regionale Unterschiede, registriert Müller.

Trockenheit bereitet Landwirten Sorgen

Einbußen beim Ertrag führt der Landwirtschaftsmeister vor allem auf Wassermangel zurück. „Zur Hauptvegetationsphase im April hat es zu wenig geregnet“, erinnert er an das überdurchschnittlich heiße und trockene Frühjahr. Die hohen Temperaturen in Verbindung mit der guten Wasserversorgung aus dem langen Winter führten zwar auch nach Angaben des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd zunächst zu einem explosionsartigen Wachstum in nahezu allen Kulturen. Der weitere Verlauf der Vegetationsperiode sei aber durch fehlenden Regen und heiße Phasen geprägt gewesen. Der Verband erwartet aufgrund der Witterung eine durchschnittliche Erntemenge beim Getreide. Wenn auch Sonne satt den meisten gefällt – den Landwirten bereitet die anhaltende Trockenheit echte Sorgen. Zum Beispiel in puncto Futter, wie Landwirt Ralf Klein aus Quirnbach schildert. Während die ersten beiden Schnitte von Grünland ertragreich gewesen seien und die Winterfutter-Vorräte für seine 300 Rinder füllen konnten, sei der dritte Schnitt wegen fehlenden Regens ausgefallen, berichtet Klein. Dieses Phänomen kann auch jeder Privatmann beobachten: die Wiesen wachsen seit einigen Wochen nicht mehr und werden aufgrund des Wassermangels braun.

Unwetter macht einen Strich durch die Rechnung

Die Trockenheit wirkt sich auch auf die Maiskulturen aus. Auch hier gibt es regionale Unterschiede. Klein erwartet, dass die Maisernte gut ausfallen könnte – wenn denn noch Regen falle. Die Wintergerste hat der Liebsthaler schon geerntet. „In diesem Jahr war die Gerste etwa zwei Wochen früher reif“, berichtet er. Die Qualität sei recht gut, der Ertrag eher durchschnittlich. Eigentlich wollte Klein Raps und Weizen als nächstes einfahren. Doch dann machte ihm das Unwetter vom Sonntag einen Strich durch die Rechnung. Der Hagel habe für einen Totalausfall beim Raps gesorgt, teilweise sei auch Weizen betroffen, berichtet der Landwirt, der rund 300 Hektar Ackerland bewirtschaftet. Dass die starken Regenfälle vor einigen Wochen so wenige Schäden auf den Feldern angerichtet hätten, habe ihn etwas gewundert, berichtet Klein. Auch Müller registrierte bis zum Unwetter am Sonntag kaum Schäden, wies aber auf Probleme im Nordkreis hin, wo es ebenfalls zum Teil Hagel gegeben habe.

Keinen Grund zum Klagen

Die Preise bewegen sich laut Klein auf niedrigem Niveau, vor allem beim Raps seien sie in den vergangenen Wochen „im Keller“. Insgesamt seien die Getreide-Preise in den vergangenen drei Jahren „nicht berauschend“ gewesen, bestätigt Müller. „Die Kollegen haben dadurch wenig finanzielle Reserven“, weiß er. Daher empfiehlt der Kreisbauernchef für das Getreide: „Erst mal einlagern, wenn das geht.“ Bei den derzeitigen Mengen müssten die Preise eigentlich nach oben gehen, meint Müller, fügt aber hinzu: „Aber wir haben einen globalen Markt und daher wenig Einfluss.“ Bis auf die Schäden vom vergangenen Wochenende haben die beiden Landwirte bisher keinen Grund zum Klagen – gerade mit Blick auf den Norden und Osten Deutschlands, wo die Bauern von Ostwestfalen bis Vorpommern aufgrund der Trockenheit bis zur Hälfte ihrer Ernte einbüßen müssen.

x