Kusel Jugendtreff: Förderschüler spielen mit Gymnasiasten

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Lauterecken. 15 Jahre ist der Jugendtreff bereits Anlaufpunkt für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren in Lauterecken und Umgebung. Er bietet mit offener Jugendarbeit Möglichkeiten zum Spielen, Entspannen, zur Integration, aber auch die Lösung von Problemen. Wichtiger Grundsatz der Arbeit ist es, „Jugendliche dort abzuholen, wo sie stehen“, berichtet Leiterin Annette Junkes.

Schon um 17 Uhr warten die ersten Besucher freitags im Jugendtreff, um andere zu treffen, Playstation oder Airhockey zu spielen, im Internet zu surfen oder sich auf das Wochenende einzustimmen. Mehrheitlich besuchen Jungen aus Lauterecken und Umgebung den Jugendtreff. Die meisten sind zwischen zwölf und 18 Jahren alt. Junkes berichtet, dass täglich durchschnittlich 20 bis 30 Besucher kommen. Wer in welche Schule geht, Geschlecht, Alter oder der kulturelle Hintergrund spielen im Jugendtreff jedoch keine Rolle, erzählt die Diplom-Pädagogin. Streitigkeiten gebe es zwar, aber „hier spielen auch Förderschüler mit Gymnasiasten“. Auch besuchen viele Jugendliche mit Migrationshintergrund den Jugendtreff. Flüchtlinge waren noch keine in Lauterecken, aber deren Integration sei eine kommende Aufgabe. „Wir müssen reagieren. Wie, ist noch unklar, aber sicher ist, dass es keinen Extratag für Flüchtlinge geben wird, denn so funktioniert Integration nicht.“ Prinzipiell sieht die Leiterin des Jugendtreffs in der Region die Bereitschaft zu helfen und viel Toleranz. Aktuell wird ein „Multikultifest“ geplant, das im Oktober eine ganze Woche laufen soll. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen beschreibt Junkes als vielschichtig und nie langweilig. Montags wird Unterstützung beim Schreiben von Bewerbungen geboten, doch auch an anderen Tagen kommen immer wieder Jugendliche, die ihre Bewerbung ausdrucken wollen oder Hilfe benötigen. „Jede Bewerbung wird auf Form, Rechtschreibung und Grammatik geprüft“, berichtet die Leiterin. Dienstags spielt die Arbeitsgemeinschaft „Ball 4 all“ in der Sporthalle der Grundschule von 16 bis 18 Uhr unter Leitung des Ehrenamtlichen Jan-Michael Köhl Fußball. Die Mannschaft, die sich den Namen „FC Schlusslicht“ gab, fährt sogar zu Turnieren und kooperiert dabei mit dem Jugendbüro Wolfstein. Wie gut die Zusammenarbeit von Junkes und Daniel Hübner vom Jugendbüro klappt und welche Herausforderungen die Arbeit mit Jugendlichen bereithalten kann, zeigt sich während des Interviews. Fußballer aus Wolfstein und Lauterecken wollen mit einem Kleinbus zu einem Turnier fahren. Ein Jugendlicher hatte sich vorher nicht angemeldet und passt nicht mehr in den Bus. „Man kann nicht nicht reagieren“ sagt Junkes und verdeutlicht, dass solche Situationen ständig auftreten. Meist fänden die Jugendlichen allein eine Lösung. Doch nicht nur die Kooperation mit dem Jugendbüro, sondern auch mit Vereinen und Institutionen wie dem Projekt „Toleranz find’ ich gut“, dem Kirchenkreis Obere Nahe, oder auch dem Förderverein der ehemaligen Synagoge Odenbach, ist ein wichtiger Grundpfeiler. Ohne diese wäre beispielsweise das umfangreiche Sommerferienprogramm nicht möglich. Auch bei Veranstaltungen in der Region, etwa dem Kreiskindertag in Kappeln, ist das Team tätig. Wichtiger Bestandteil der Arbeit ist die Einzelfallhilfe. Egal ob beim Ausfüllen von Hartz-4- oder Wohngeldanträgen oder auch Studienanmeldungen. Zum „alltäglichen Wahnsinn“ gehört es auch, dass Jugendliche über Probleme mit Eltern, Freunden oder in der Schule reden können. Junkes versichert, die vielschichtige Arbeit werde nie langweilig, denn sie wisse am Morgen nie, was sie erwarte und müsse ständig flexibel auf die Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen. Im Jahr 2000 hatte der Jugendtreff zunächst an nur zwei Tagen geöffnet. Wegen der großen Nachfrage sind es nun vier Tage. Mittlerweile werden günstig Essen und Getränke angeboten. Für den Frustabbau ist im Keller ein Anti-Aggressionsraum eingerichtet, aber auch wer Ruhe sucht, findet im Chill-out-Raum Möglichkeiten. Besonders beliebt sind Brett- und Kartenspiele, die altersunabhängig miteinander gespielt werden können. Die Jugendlichen äußern immer wieder Wünsche wie neue Playstation-Spiele oder wollen aktuelle Trends wie „Loom-Bänder“ aufgreifen. Die Verbandsgemeinde als Träger habe immer ein offenes Ohr für Vorschläge und Ideen, lobt Junkes. INFO Öffnungszeiten: Dienstag bis Donnerstag von 15 bis 21 Uhr und Freitag von 17 bis 22 Uhr. Montags gibt es von 15 bis 17 Uhr Unterstützung beim Bewerbungsschreiben. Weitere Informationen unter www.jugendtreff-lauterecken.de

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