Kusel Firmen interessieren kommunale Grenzen kaum

Eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit bei der kommunalen Wirtschaftsförderung hat Hans-Günther Clev von der Planungsgemeinschaft Westpfalz (PGW) empfohlen. Bei einer Gesprächsrunde auf Initiative von Landrat Otto Rubly (wir berichteten am Samstag) sagte der PGW-Chefplaner und Geschäftsführer der Zukunftsregion Westpfalz, Doppelstrukturen müssten vermieden werden. Rubly warnte ebenfalls vor einer Konkurrenzsituation: „Wir sind eine Region, wir müssen an einem Strang ziehen.“

Wie Rubly warb auch Clev dafür, bei der Wirtschaftsförderung über die Grenzen von Gebietskörperschaften zu blicken: „Unternehmen und Touristen interessieren die kommunalen Grenzen nur bedingt.“ Als Beispiel verwies er auf die Präsenz chinesischer Geschäftsleute in Kusel und im Kreis Birkenfeld. Dort haben sich in Hoppstädten-Weiersbach mehr als 250 chinesische Firmen angesiedelt. Das Saarland sei aufgrund ähnlicher Probleme der Wirtschaftsregion Westpfalz näher als die Metropolregion Rhein-Neckar, argumentierte Clev. Mit ihren großen Städten und großen Unternehmen, die zum Teil Hunderttausende Euro für die Arbeit der Metropolregion zur Verfügung stellten, spiele die Metropolregion in einer anderen Liga. Für die Zusammenarbeit mit den Nachbarkreisen gab Landrat Rubly die Devise aus: „Wo kann der Landkreis partizipieren, wo können wir uns ergänzen?“ Als „Grenzlandkreis“ müsse Kusel Kooperation anstreben, wo diese möglich sei. Nach Gesprächen mit den Landkreisen Birkenfeld und St. Wendel sowie den Städten Homburg und Kaiserslautern sei als nächstes ein Treffen mit den Landräten der Kreise Bad Kreuznach, Donnersberg und Kaiserslautern geplant, kündigte er an. Chefplaner Clev zeichnete insgesamt ein positives Bild der regionalen Wirtschaftsentwicklung. Die Lage am Arbeitsmarkt sei wesentlich entspannter als früher. Vor diesem Hintergrund beklagte er die „Negativberichterstattung“ über Pirmasens und hob hervor, dass die Stadt eine hohe Arbeitsplatzdichte aufweise. Bei der Umwandlung militärischer Flächen und Anlagen sieht Clev einen Wendepunkt erreicht. Vielfach würden Konversionsflächen wieder militärisch genutzt oder von der Bima zumindest derzeit nicht mehr veräußert, illustrierte er mit Hinweis auf Sembach. Auch der Standort Baumholder, dessen weitere Zukunft vor einigen Jahren noch in Frage stand, stehe nicht zur Disposition. Weiter verwies der Chefplaner auf die strengeren Vorgaben für den Ausbau der Windkraft im Land. Durch die neuen Abstandsregeln entfielen relativ viele Flächen für den Bau von Windkraftanlagen. Derzeit gebe es 220 Anlagen in der Region, für weitere 280 bestünde Platz, sagte Clev. Zu den Aktivposten der Region rechnete er die hohe Dichte an Forschungseinrichtungen am Hochschulstandort Kaiserslautern, günstige Immobilienpreise, kurze Wege, gute Verkehrsanbindung sowie die Internationale Schule in Ramstein. Er regte ein Portal an, das etwa über Forschungsinstitute in der Region und Erreichbarkeit in sechs bis sieben Sprachen aktuelle Auskunft biete. An die Adresse von Firmen, die Auszubildende suchen, empfahl Clev, vermehrt Ferienjobs anzubieten. Für die Berufswahl seien diese wichtiger als Praktika und förderten zudem die Bindung an die Betriebe. Bernhard Bauer, Gründer des Automatisierungstechnik-Spezialisten Minitec, regte ein Gründerzentrum an. In einem derartigen „Brutkasten“ könnten junge Leute, die sich aufs Programmieren konzentrieren, in Buchhaltung- und Steuerfragen, wie auch in Organisationsdingen unterstützt werden. Dafür böten sich leerstehende Hallen im Industriegebiet Waldmohr an. Mit Blick auf die Netzabdeckung für Mobilfunkempfang wertete Clev es als Erfolg, dass laut Koalitionsvertrag „nationales Roaming“ ermöglicht werden soll. Zudem gebe es Gespräche mit den drei Mobilfunkanbietern über eine bessere Abdeckung in der Region. Und: Ein Artikel über die Probleme bei der Mobilfunkabdeckung vor rund drei Wochen in der Westricher Rundschau habe ihm am Vormittag des Erscheinens bereits einen Anruf aus der Nähe von Düsseldorf beschert. Dort sitzt eine Firma, die Masten für Mobilfunk baut und den Anbietern andient. Diese Firma will sich laut Clev jetzt mal die Masten in der Region anschauen und gegebenenfalls beim Aufrüsten in Sachen Mobilfunk tätig werden.

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