Kreis Kusel Dem Rathaus Beine machen

Witzige Szenen in Wort, Mimik und Gestik gab es zuhauf.
Witzige Szenen in Wort, Mimik und Gestik gab es zuhauf.

Wie ein auf die eigene Karriere fixierter Ortsbürgermeister Waldmohr und vor allem das Rathaus umgestalten könnte, das zeigte am Samstag das Schauspiel-Ensemble Kreamief bei der Premiere der Komödie „De ganz normale Wahnsinn“ in der gut besuchten Kultur- und Festhalle.

Vorzimmer des Bürgermeisters: Hier treffen sich die Beamten, der Ortschef und die den geruhsamen Tagesablauf störenden Bürger. Gerade will es sich Sekretärin Gabi Fröhlich (Lena Befeldt) mit einem Roman an ihrem Schreibtisch bequem machen, als der Hundebesitzer Fritz Simon (Jürgen Krück) das Amt betritt. Mit einer Lappalie, einem Bußgeld, das er für seinen Hund zahlen muss, der sein Geschäft auf dem Marktplatz entrichtete, belästigt er die Dame. Der Rauswurf ist ihm gewiss. Aber an Ruhe ist nicht zu denken. Lyoner-Bernie, der Erste Beigeordnete Bernhard Grieser – herrlich gespielt von Steffen Otto in Metzgermeister-Kleidung – stürmt den „Vorhof der Hölle“. Schleimend nähert er sich Gabi, doch die faltet ihn gnadenlos zusammen. Kein Wunder, dass Bernie noch stärker stottert. Zu allem Überfluss taucht da Gemeinderätin Elisabeth Ehrlich (Vera Ranker) von einer grün angehauchten Partei auf. Ihren Kontrahenten von der ANP, der Abnick-Partei, begrüßt sie verhalten. Hat dieser doch das Biotop hinterm Hochhaus abgelehnt. Sie ist mal wieder „voll betroffen“. Nach ihrem Willen soll dort nämlich ein Gänseweiher mit „XXL-Insektenhotel“ entstehen. Ein wunderbar komischer Dialog entspinnt sich zwischen den beiden, in dem sie sich beschimpfen. Klar, Grieser pfeift auf eine ausgewiesene „Fläche für kopulierende Wellensittiche“. Er sei nicht gut zu Vögeln, erwidert Ehrlich doppeldeutig unter lautem Gelächter des Publikums. Doch nicht nur mit der grünen Kampfhenne hat Grieser seine liebe Not, sondern auch mit dem Bürgermeister, wie später dem Geschrei aus dessen Zimmer zu entnehmen ist. Mit „eine Hand wäscht die andere“ vertragen sie sich bald. Weiteres Ungemach bleibt jedoch nicht aus. Wichtigtuerisch betritt Bürgermeister Willy Braun den Ort des Geschehens. Den hochnäsigen Möchtegernwersein-Schnösel mimt brillant Andy Buchinger. Um auf sich aufmerksam zu machen und den Wettbewerb um das bürgerfreundlichste Rathaus im Land zu gewinnen, sollen Verwaltung und Rat im Sinne modernen Managements umgekrempelt werden. Da trifft man sich jetzt nicht mehr zur Ratssitzung, sondern zur Taskforce zum Happening. Der neue Slogan heißt kurz „TIK“ – Teamgeist, Innovationsfreude und Kommunikationsfähigkeit. Das schmeckt nicht jedem. Selbst Putzfrau Hilde Zimmer, jetzt „die Hilde vom Room- und Clean-Service“ (Renate Basse), mosert über den „eingebildeten Sesselfurzer“. Das Ganze muss obendrein finanziert werden. Deshalb soll sich Lisa Schmitt, Beamtin für Finanzen (Laura Riehm), unterstützt von der Auszubildenden Julia Braun (Emma Ranker), neue Steuern ausdenken. Das fällt beiden nicht schwer, ist doch Bürger-Abzocke eine der leichtesten Übungen. Um die Zufriedenheit der Kunden, so heißen ab sofort die Bürger, die das Rathaus aufsuchen, zu beobachten und die Arbeit der Beamten transparent zu machen, installiert Bauhofmitarbeiter Hans Maier, nun Commander Maier (Manni Korsch), eine Kamera. Süßlich lächeln alle hinein, doch zu den Rat- und Hilfesuchenden, wie Martha Müller (Rosi Kampa), sind sie nach wie vor mehr als pampig. Die Lage spitzt sich dramatisch zu, als Gemeinde-Testerin Elvira Wegmann (Rosemarie Saalfeld) auf den Plan tritt und das Rathaus inspiziert. Als Braun entdeckt, dass Schönenberg-Kübelberg auf dem Bewertungsbogen vor „der Perle der Verbandsgemeinde Oberes Glantal“ rangiert, fälscht er schnurstracks die Ergebnisse. Zu allem Unglück sorgt Gabis schrulliger Opa (Uwe Lesmeister) im Rathaus für Chaos, nicht zuletzt, weil er die Pläne für das vom Bürgermeister geplante Einkaufszentrum „aufräumt“. Bauamtsdezernent Josef Schneider, der Schatten des Bürgermeisters – prima dargestellt von Elias Befeldt –, weiß sich nicht mehr zu helfen. Natürlich löst sich am Ende alles auf – sicherlich anders, als mancher vermutet. Witzig, spritzig und mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit versehen präsentiert sich die Komödie von Dietmar Buchinger – nach Paula Baumanns „Ein Amt auf Abwegen“. Begeistert applaudierend bedankt sich am Ende das Publikum bei den Darstellern, bei Regisseur Dietmar Buchinger und allen Helfern vor und hinter der Bühne. Info Weitere Aufführungen an den Freitagen 9. und 16. November sowie an den Samstagen 10. und 17. November jeweils um 20 Uhr in der Kultur- und Festhalle Waldmohr. Karten gibt es im Vorverkauf in der Gemeindebücherei, bei Kleeblatt Buch & Natur, Waldmohr, online unter www.ticket-regional.de/Waldmohr, telefonisch unter 0651 9790777, montags bis samstags von 9 bis 20 Uhr.

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