Kreis Südwestpfalz Ungewiss ist alle Wiederkehr

WALLHALBEN. „Das ist wirklich Zufall“, sagt Ulla Eder, Pressesprecherin des Landkreises, darüber, dass Berthold Martins Amtszeit ausgerechnet an Pfingstmontag endet, einen Tag nach der Stichwahl. Denn hier kommen zwei Dinge zusammen, die nichts miteinander zu tun haben: Martins Amtszeit richtet sich nach seinem Amtsantritt vor zehn Jahren, und die Stichwahl liegt eben zwei Wochen nach der Kommunalwahl, die wiederum stets am Tag der Europawahl ist. Martin trat sein Amt am 10. Juni 2004 an und wurde 2012 wiedergewählt. Wegen der Fusion der beiden Verbandsgemeinden hat die Kreisverwaltung aber entschieden, dass nicht für die volle Amtszeit von acht Jahren gewählt wird, sondern nur für zwei Jahre. Theoretisch hätte man die Amtszeit anstelle der zwei Jahre aber auch bis 30. Juni festsetzen können, sagt Eder. Ab Dienstag führt der erste Beigeordnete Erich Ohliger (FDP) aus Obernheim-Kirchenarnbach die Amtsgeschäfte in der Verwaltung. Wird Martin wiedergewählt, möchte er gerne die Übergangszeit bis 1. Juli weiterarbeiten, aber das geht nicht so einfach: Seine Amtszeit als Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wallhalben endet am Montag. Gewählt wäre er aber nicht in diesem Amt, sondern als Bürgermeister der neuen, fusionierten Verbandsgemeinde. Und das sei etwas anderes, erklärt Eder. Zwar könnte der Kreis als Aufsichtsbehörde Martin für die drei Wochen als Beauftragten für die Verbandsgemeinde Wallhalben einsetzen, aber Ulla Eder sagt: „Das ist nicht beabsichtigt, weil wir keine sachliche Notwendigkeit sehen.“ Anders sah es bei Thomas Peifer aus, der streng genommen gar nicht mehr Verbandsbürgermeister ist: Seine Amtszeit endete am 30. September 2013. Hier wurde wegen der Fusion gar nicht erst gewählt. Der Kreis ernannte Peifer für das Dreivierteljahr bis zur Fusion zum Beauftragten für die Verbandsgemeinde. Wegen des Wochenendes und da Pfingstmontag ein Feiertag ist, ist heute der letzte Werktag, an dem Martin im Amt ist. Dennoch wird es ein normaler Arbeitstag sein: „Lassen Sie uns doch erst mal wählen“, sagt Martin, der auch zwei Tage vor der Wahl nicht den Eindruck erwecken möchte, dass er schon seine Abschiedsfeier plant. Übrigens: Martins erste Amtszeit an der Spitze der Verbandsgemeinde begann auch an einem Feiertag: Der 10. Juni 2004 war Fronleichnam. „Sie haben mir ja gleich ’nen Tag freigegeben“, sagte er damals scherzhaft. Eine große Feier stand auch zum Amtsantritt nicht auf dem Programm. Martins erster Tag im Amt begann mit einem Übergabegespräch mit dem damaligen Beigeordneten Fritz Gerhardt und den Abteilungsleitern. Vereidigt worden war er bereits einen Monat zuvor in einer Verbandsgemeinderatssitzung. Die Stichwahl am Sonntag ist notwendig, weil am 25. Mai keiner der vier Kandidaten die absolute Mehrheit erreicht hatte – also über 50 Prozent der Stimmen. Angetreten waren auch Rieschweiler-Mühlbachs Bürgermeister Heino Schuck für die SPD und der parteilose Kandidat Markus Lelle aus Reifenberg. Dass Thomas Peifer als Favorit in die zweite Runde geht, nicht nur weil er den ersten Wahlgang gewann, weiß Martin: „Wenn Sie zwei Verbandsgemeinden haben und in beiden Verbandsgemeinden der Bürgermeister beliebt ist, dann hat immer der einen Vorteil der aus der größeren kommt.“ Dieser Vorteil liegt bei Thomas Peifer: 9000 Wahlberechtigte gibt es in der Verbandsgemeinde Thaleischweiler-Fröschen, 6000 in der Verbandsgemeinde Wallhalben. Die Wahl am 25. Mai hat gezeigt, dass die Wähler ihren Verbandsbürgermeister bevorzugen. Thomas Peifer holte in sieben seiner acht Orte die meisten Stimmen. Nur in Rieschweiler-Mühlbach lag Heino Schuck vorne, der dort Bürgermeister ist. Berthold Martin siegte in elf von zwölf Wallhalber Orten. Ausnahme ist Schmitshausen, wohin Thomas Peifer familiäre Verbindungen hat. Bei der Wahl am 25. Mai bekam Thomas Peifer 4211 Stimmen – 1342 Stimmen mehr als Berthold Martin, der auf 2869 kam. Trotz des vierstelligen Vorsprungs kann sich der Thaleischweilerer Bürgermeister nicht zurücklehnen: Zum einen sind da die 1455 Stimmen für den parteilosen Kandidaten Markus Lelle aus Reifenberg und die 1562 Stimmen für SPD-Mann Heino Schuck. Während sich Lelle aus der Stichwahl heraushält, hat Schuck diese Woche eine Wahlempfehlung für Thomas Peifer abgeben () – wobei dies seine persönliche Haltung war, denn die SPD hat sich ebenfalls nicht festgelegt. Wie sich diese Empfehlung auswirkt, wird ebenso eine Rolle spielen wie die Frage, ob die Lelle- und Schuck-Anhänger überhaupt noch mal wählen gehen. Ohnehin wird es spannend, ob sich die Wahlbeteiligung in den beiden Verbandsgemeinden groß unterscheidet. Denn das wird die Wahl mitentscheiden. Eine Möglichkeit: Die Wallhalber gehen jetzt erst recht zur Wahl, um ihren Bürgermeister zu unterstützen, während die Thaleischweilerer angesichts des Vorsprungs denken, dass ihr Bürgermeister sowieso schon gewonnen hat. Eine hohe Wahlbeteiligung in Wallhalben und eine niedrige in Thaleischweiler-Fröschen käme Berthold Martin zugute. Denn er schneidet zwar in Wallhalben besser ab als Peifer in Thaleischweiler, aber er holt trotzdem weniger Stimmen, eben weil er aus der kleineren Verbandsgemeinde kommt. Ein Beispiel: Thomas Peifers Höchstwert – 61,9 Prozent im Ort Thaleischweiler-Fröschen – sind 1146 Stimmen. Berthold Martins bestes Ergebnis – 81,9 Prozent in Hettenhausen – sind nur 118 Wähler, also ein Zehntel. Setzt sich in der Stichwahl der Trend vom 25. Mai fort, dass die Wähler ihren Bürgermeister bevorzugen, dann würde Martins Stimmenzahl im genannten Gedankenspiel steigen, während die von Peifer sinkt. Wohl auch deshalb sagt der Thaleischweilerer: „Ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung.“ Dass er den Sieg bereits in der Tasche hat, glaubt er nicht: „Wir fangen beide bei Null wieder an.“ Dass der Sieger der ersten Runde nicht unbedingt die Stichwahl gewinnt, zeigt auch die vorletzte Wallhalber Bürgermeisterwahl: Im November 2003 setzte sich Berthold Martin als Herausforderer mit 52,4 Prozent gegen Verbandsbürgermeister Ulrich Metzger durch. Im ersten Wahlgang hatte der Amtsinhaber noch mit 45,1 Prozent vorne gelegen. Martin hatte 38,7 Prozent erhalten. SPD-Kandidat Ekkehard Poersch kam mit 16,3 Prozent auf Platz drei. Die Wahlbeteiligung lag in der Stichwahl bei 69,8 Prozent – 7,5 Prozentpunkte höher als im ersten Wahlgang.

x