Battweiler Toller Auftakt in die Theatersaison [mit Bilderstrecke]

Haushälterin Agnes (Monika Jung) verwechselt den Kopf von Kurt (Peter Wendel) zum Amüsement von Gertrud (Sonja Blügel) mit dem B
Haushälterin Agnes (Monika Jung) verwechselt den Kopf von Kurt (Peter Wendel) zum Amüsement von Gertrud (Sonja Blügel) mit dem Blumentopf.

Ist das jetzt ein Irrenhaus oder eine Mörderbude? Die Battwiller Baggewatscher boten am Samstag in der Konrad-Loschky-Halle alles, was man sich von einem tollen Laientheater erwartet. Die Premiere des Stücks „Stirb schneller, Liebling“ war ein kurzweiliger und toll gespielter Genuss.

Kurt Hackle (gespielt von Peter Wendel) hat so einiges auf der hohen Kante. Klopapier hat ihn reich gemacht. Aber nur finanziell gesehen. Seine Ehe mit Gertrud (Sonja Blügel) ist nämlich eine einzige Farce und ständiger Anlass für Streitereien. Dass die beiden sich mittlerweile auf den Tod nicht ausstehen können – und das ist wörtlich gemeint –, ist der Ausgangspunkt des Stücks. Kurts Paradedisziplin: An der Bierflasche süffeln, während ihm ein Schrei entfährt. Ihre einzige Gemeinsamkeit: „Mir hann am gleiche Daa geheirat.“

„Ach war das scheen, ich hab gesiehn, wie de Morgen graute“, erzählt Gertrud ihrer Freundin, em Luisje (Hanna Blinn). Ihr Mann unterbricht sie: „Das is falsch. Es heißt: Dem Morgen graute es – als er dich gesiehn hat!“ Den Witz kennt man aus der Show „Sketchup“ mit Diether Krebs und Iris Berben aus den 80ern, aber man lacht trotzdem. Denn die Baggewatscher spielen so überzeugend und mitreißend, dass man manchmal vergisst, dass man gerade einem Laientheater zuschaut. Die Betonung der Darsteller, die von Souffleuse Heike Lenhart-Wolf unterstützt werden, ist herrlich. Sie ziehen die rund 180 Leute in ein sich immer mehr verstrickendes Geflecht. Die Stimmung ist ausgelassen. Die Dramatik nimmt am Ende des zweiten Aktes immer mehr zu – aber nicht, ohne den Witz zu vergessen.

Haushälterin Agnes (Monika Jung) verwechselt den Kopf von Kurt (Peter Wendel) zum Amüsement von Gertrud (Sonja Blügel) mit dem B
Haushälterin Agnes (Monika Jung) verwechselt den Kopf von Kurt (Peter Wendel) zum Amüsement von Gertrud (Sonja Blügel) mit dem Blumentopf.
Luisje Koschnik (Hanna Blinn) und Gertrud Hackle (Sonja Blügel) streiten sich mit Susi Aulendorf (Carolin Sewohl) um Kurt (Peter
Luisje Koschnik (Hanna Blinn) und Gertrud Hackle (Sonja Blügel) streiten sich mit Susi Aulendorf (Carolin Sewohl) um Kurt (Peter Wendel).
Kurt Hackle (Peter Wendel) engagiert Auftragsmörder Ralle (Britta Konert).
Kurt Hackle (Peter Wendel) engagiert Auftragsmörder Ralle (Britta Konert).
Kurt Hackle (Peter Wendel) und seine Sekretärin und Geliebte Susi Aulendorf (Carolin Sewohl).
Kurt Hackle (Peter Wendel) und seine Sekretärin und Geliebte Susi Aulendorf (Carolin Sewohl).
Butler James (Nils Müller) gerät mal wieder in den Streit zwischen Kurt (Peter Wendel) und Gertrud (Sonja Blügel).
Butler James (Nils Müller) gerät mal wieder in den Streit zwischen Kurt (Peter Wendel) und Gertrud (Sonja Blügel).
Hilda Hackle (Rita Kircher), Luisje Koschnik (Hanna Blinn) und Gertrud Hackle (Sonja Blügel, von links) beim Kaffeeklatsch.
Hilda Hackle (Rita Kircher), Luisje Koschnik (Hanna Blinn) und Gertrud Hackle (Sonja Blügel, von links) beim Kaffeeklatsch.

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Den serviert auch Butler James (Nils Müller), der nicht wie bei „Dinner for One“ über ein Tigerfell stolpert – stattdessen stolpern ihm in einer Tour die hochgeschwollenen Worte aus dem Mund. Aber nicht nur er hat großes Unterhaltungspotenzial. Alle, angefangen von der fast blinden Haushälterin (Monika Jung), die jedes Mal gegen die Tür knallt, ein seltsames Puzzle zusammensetzt und den Führerschein machen möchte, über den trotteligen Handwerker Giovanni (Stefan Jung) – jeder bereichert das Stück. James bringt jeden Morgen die Zeitung. „Allerdings noch ungebügelt“, informiert er die Hausherren. Nachdem Gertrud eine Tasse nach Kurt geworfen hat, stellt er trocken fest: „Der Verbrauch an Verbandszeug in letzter Zeit hat stark zugenommen.“

Bohr mir ein Kind!

Stark ist jedenfalls nicht die Harmonie zwischen Kurt und Gertrud. Da ist mehr Erotik zwischen Kurt und seiner Bierflasche als zwischen ihm und seiner Frau. Trost findet er in seiner Sekretärin Susi (Carolin Sewohl). Die hat sich längst eine Heirat mit ihrem Chef in den Kopf gesetzt. Ausstaffiert mit mächtigen Brüsten marschiert sie auf Kurt zu, um ihn endgültig für sich zu haben. Sogleich schmeißt sie sich auf das Ziel ihrer Begierde, die Beine auf Kurts Schoß. „Schenksche mir e Kind?“, zwitschert sie ihm zu. – „Kinner werrn net geschenkt, sondern gebor“, stellt er richtig. Darauf sie: „Bohrsche ma dann eins?“

Messerscharfer Witz und pfeilschnelle Wortgefechten – auch das kann man wörtlich nehmen. Denn die Eheleute haben beide, von Geldgier getrieben, die gleiche Idee: Sie wollen ihren Partner um die Ecke bringen lassen. Dumm nur, dass die Auftragskiller Tamara (Jennifer Platz) und Ralle (Britta Konert) blutige Anfänger sind.

Er war nicht der Erstbeste – weder der Erste noch der Beste

Gertruds Freundin, es Luisje, ist unterdessen besessen von der Vorstellung, Butler James zu ihrem achten Ehemann zu machen. Aber auch Kurts Schwester Hilda (Rita Kircher) hat einen hohen Verschleiß an Männern. Dabei nimmt sie nicht den Erstbesten: „De Erschde warer net. Un de Beschde schun gar net.“ Dass ihre Schwägerin findet, sie müsse endlich die große Liebe finden, kein Problem: „Was mennsch du, wie groß die Liebe wird, wenn ich nackich bei dem uffem Bett leih?!“ Den Vorwurf, sie habe immer neue Männer, lässt sie auch nicht gelten: Die seien nicht neu, sondern gebraucht. „Ich han ke Luscht, jeden neu anlerne zu müsse.“

Die Darsteller bringen die Komik und die Pointen auf den Punkt. Sie beherrschen schnelle Wortwechsel ebenso wie eine überzeugende Mimik. Auch die Nebenfiguren haben genug Raum und sorgen für witzige Details. Man hat das Gefühl: Die Interpretation der Baggewatscher ist einfach rund, auch wenn das ausgewählte Stück selbst, vom Theaterverlag als Kriminalkomödie bezeichnet, nicht so überzeugt wie das, was die Schauspieler daraus machen.

Zweite Vorstellung am Samstag

Das Ende vom Lied: Sekretärin Susi und Gertrud zerren links und rechts an Kurt rum. Am Ende reden alle aufeinander ein, und das Theaterstück geht genauso turbulent zu Ende, wie es angefangen hat. Man merkt: Gleich kommt der große Knall. Wenn da nicht noch ein letztes Detail wäre … Am nächsten Samstag ist das Stück noch einmal zu sehen, die Ausstellung ist aber bereits ausverkauft.

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