Kreis Südwestpfalz Seltene Rasenmäher, die nicht unnötig blöken

Philipp Burgeys Schafe halten einige Streuobstwiesen in Großsteinhausen und ein Wasserrückhaltebecken sauber. Sie fressen die ju
Philipp Burgeys Schafe halten einige Streuobstwiesen in Großsteinhausen und ein Wasserrückhaltebecken sauber. Sie fressen die jungen Triebe von Brombeeren und Schwarzdornen.

Der 24-jährige Kleinsteinhauser Student Philipp Burgey hält Walliser Schwarznasenschafe. Die Rarität aus dem Schweizer Vispertal war dort einst vom Aussterben bedroht. Mittlerweile sorgen Liebhaber wie Burgey für steigende Bestandszahlen der Schwarznasen auch in Deutschland.

«Kleinsteinhausen/Grossstein- hausen.» „Hopp komm, auf geht’s, komm her“, ruft Philipp Burgey. Die kleine Herde lässt sich etwas bitten, beäugt die Neugierigen am Zaun und kommt dann angetrabt. Die Nasen sind schwarz, ebenso Augen und Ohren, die Knie, Sprunggelenke und Fesseln, außerdem tragen die weiblichen Tiere einen schwarzen Schwanzfleck. Mittlerweile hat Burgey sechs weibliche Tiere und zwei Böcke. Einer davon ist kastriert und stammt aus der eigenen Nachzucht. „Wir haben ihn mit der Flasche aufgezogen, nachdem er 2014 von seiner Mutter nicht angenommen wurde“, erzählt der Student. Er habe damals auf dem Sofa übernachtet, um dem kleinen Noah bei jedem Schrei nach seiner Mutter mit der Hand durchs Fell streichen zu können und ihm alle zwei bis drei Stunden die Flasche zu geben. Auch der Berner Sennenrüde Ben freundete sich mit dem Kleinen an. Noch heute suche Noah die Nähe zum Hund, berichtet der junge Mann. Noah werde ganz ruhig, wenn sich der Hund nähert. Philipp Burgey, der schon in seiner Kindheit mit den Schafen seines Vaters aufwuchs, wollte selbst etwas Besonderes haben und erwarb von einem Züchter in Eulenbis bei Kaiserslautern zwei Auen und einen Bock der auffälligen Rasse: Arthur, Wally und Rosa. Das war in der Anfangszeit von Philipp Burgeys zweijähriger Ausbildung zum Landwirt, die er bei Berthold Lauer auf dem Maienthaler Hof in Großsteinhausen absolvierte. Danach begann er sein Studium der Agrarwirtschaft in Bingen. Im Rahmen des Studiums absolvierte er auch eine Praxisphase, die ihn von November vergangenen Jahres bis März dieses Jahres nach Neuseeland führte, wo er bei einem Lohnunternehmer arbeitete. In dieser Zeit kümmerten sich seine Eltern, Werner und Marlene sowie seine Freundin Luisa um die Tiere. Sie brauchen täglich frisches Wasser, außerdem müssen die Klauen gepflegt werden, was Philipp Burgey selbst macht. Bei Bedarf muss die Herde in eine neue Weide umziehen, die die Burgeys mit mobilem Elektrozaun abstecken. „Nur privilegierte Landwirte haben das Recht, einen dauerhaften Zaun zu errichten“, hat Philipp Burgey erfahren müssen. Ebenso dürfe er keinen festen Unterstand für seine Schafe errichten. Ein fahrbarer Unterstand-Anhänger müsse reichen. Allerdings durfte er im vergangenen Jahr den Stall der Anrainerin Anna Scherer nutzen, die sehr kooperativ sei, freut sich Burgey. Seine Schafe halten einige Streuobstwiesen in Großsteinhausen sauber, ebenso ein Wasserrückhaltebecken. Sie fressen die jungen Triebe von Brombeeren und Schwarzdornen. Der Bürgermeister und andere hätten ihm die Flächen angetragen. Als Nichtlandwirt Flächen zu kaufen sei eher schwierig. Dadurch, dass er mit vielen Landwirten befreundet sei, habe er stets Hilfe, wenn es ans Mähen und Heu Machen auf den von ihm gepachteten Wiesen gehe. Sie pressen ihm das Heu, aber wenden und das Heu zu ordentlichen Reihen zusammenschwadern, tut er selbst, mit einem kleinen eigenen Traktor. Um die dicken Rundballen umzusetzen, braucht er allerdings einen Frontlader, den er in seinem Ausbildungsbetrieb von Lauer leihen kann. „Junges, frisches Gras schrubben sie wie Rasenmäher“, erzählt Philipp Burgey über seine Walliser Schwarznasenschafe. Brennnesseln fressen sie nur, wenn sie gemäht sind, ebenso Gras mit harten Stängeln. Was nach dem Beweiden noch steht, mulcht der Student ab, damit es einen sauberen Schnitt gibt. Die Schafe seien sehr standorttreu und noch nie von allein ausgebrochen. Außerdem blöken sie nicht unnötig, wodurch den Burgeys Beschwerden der Anwohner erspart bleiben. Mutter Marlene Burgey ist Kindergartenleiterin in Großsteinhausen, und sie nutzt die Tiere, um den Kindern zu zeigen, wie sie vorsichtig mit den Tieren umgehen. Außerdem nutzt sie die sonst wertlose, weil sehr grobe Wolle zum Filzen mit den Kindern. Die Burgeys haben festgestellt, dass die Schafe durch die Arbeit mit den Kindern zutraulicher geworden sind. Sie füttern und streicheln sie, wobei die Schafe teilweise sogar aus der Hand fressen. Die Rasse der Walliser Schwarznasenschafe stand bereits kurz vor dem Aussterben. Mittlerweile haben sich die Bestände in der Schweiz aber wieder erholt. Auch in Deutschland, wo es 1998 nur 39 weibliche und sieben männliche Tiere gab, wuchsen die Bestände auf 394 weibliche und 61 männliche Tiere an, wie Philipp Burgey in seiner Projektarbeit über das Walliser Schwarznasenschaf schreibt. Momentan schreibt Philipp Burgey an seiner Bachelor-Arbeit, die begleitet wird von John Deere in Kaiserslautern, Bereich Testfahren. Sein Traum ist, später einmal mit seiner Freundin einen Bauernhof zu kaufen, die Landwirtschaft im Nebenerwerb zu führen und vielleicht noch zwei Esel zu halten.

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