Kreis Südwestpfalz „Mehr Arbeitsplätze als auf dem Flughafen“

ZWEIBRÜCKEN. „Jahre wie aus dem Fortsetzungsroman“ nannte die RHEINPFALZ im Januar 2014 die Monate, die auf die Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land zukommen: „Die Anfänge sind gemacht, jetzt geht es darum, alles voranzutreiben, um dann in einigen Jahren zum großen Finale anzusetzen. Beim Tourismus zum Beispiel. Oder am Zweibrücker Flugplatz.“ Für den Tourismus gilt das noch so, wie es vor einem Jahr gemeint war. Für den Flugplatz nach der Insolvenz und dem Aus für den Flughafen nicht: „Wir wollen unsere ganze Kraft jetzt auf die Triwo AG verwenden“, kündigt Bürgermeister Jürgen Gundacker an. Die Trierer Firma hat das Flughafengelände gekauft und will es zum Gewerbepark umwandeln. Das sei noch „ein langer Weg“, sagt Gundacker und rechnet damit, dass es alleine zwei bis drei Jahre dauern wird, bis der Bebauungsplan steht. Man solle aber trotzdem nach vorne blicken. Das Ziel: „Noch mehr Arbeitsplätze als auf dem Flughafen schaffen.“ Im Zusammenhang mit der Insolvenz steht auch das 25-Punkte-Programm, mit dem das Land Zweibrücken und den umliegenden Dörfern unter die Arme greifen will. Ein Punkt darin ist die sogenannte Stadt-Umland-Strategie, ein Katalog an Ideen, die die Region in den nächsten Jahren nach vorne bringen sollen. Dazu zählen Dinge, die bereits auf den Weg gebracht sind: der Umbau der Hornbacher Ortsdurchfahrt, das Dorferneuerungskonzept für Walshausen, der Anbau an die IGS Contwig, die Privatklinik am Oberweiwalder Hof in Hornbach, die Städtebauförderung in Contwig und das Tourismuskonzept. Andere Punkte sind noch eher vage. Die Breitbandversorgung etwa oder der öffentliche Personennahverkehr, wo nicht nur die Bahnstrecke nach Homburg genannt ist, sondern auch eine mögliche Zusammenarbeit mit Frankreich, da täglich über 4000 Arbeitnehmer aus Frankreich nach Zweibrücken und Umgebung fahren. Genannt ist auch der Bahnhaltepunkt in Dellfeld, der noch nicht barrierefrei ist. Im Gespräch sind auch Betreuungsangebote für Senioren in Hornbach, Großsteinhausen, Großbundenbach und Walshausen. Die Dorfgemeinschaftshäuser in Riedelberg und Kleinbundenbach müsse man barrierefrei machen, und in Bechhofen und Käshofen stünden Sanierungen an, die ohne die Hilfe des Landes nicht zu schaffen seien. Die Barrierefreiheit in den Dorfgemeinschaftshäusern ist auch deshalb wichtig, weil man dort – wie bereits in Battweiler – Arztsprechstunden anbieten könnte. Die Verbandsgemeinde schlägt vor, das Projekt Verah umzusetzen: Verah steht für Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis und ist eine Zusatzqualifikation für Arzthelferinnen. Sie können die Hausärzte unterstützen, indem sie beispielsweise Hausbesuche übernehmen, bei denen kein Arzt notwendig ist. Um aus all diesen Ideen ein Konzept zu entwickeln, stellt das Land 144 000 Euro zur Verfügung. Von den Ideen am weitesten fortgeschritten ist der Wasserspielplatz am Contwiger Freibad als Teil des Tourismuskonzeptes. Nicht nur, dass der Bau noch dieses Jahr beginnt, der Spielplatz soll auch dieses Jahr noch öffnen. Wobei Gundacker nicht damit rechnet, dass es schon zum Sommeranfang klappt. Herzstück des 320 000 Euro teuren Spielplatzes, den Land und Kreis mit 69 Prozent fördern, ist eine Felslandschaft mit einem kurzen, hufeisenförmigen Bach, in dem das Wasser zehn bis 15 Zentimeter hoch stehen kann, durch Kanäle und Rinnen fließt und gestaut und umgelenkt werden kann. Es gehe darum, das Freibad und das Freizeitgelände aufzuwerten, sagt Jürgen Gundacker und räumt mit einem Missverständnis auf: „Wir gehen nicht von 50 000 Besuchern aus.“ Diese Zahl sei gefallen, weil für die Planung geschätzt wurde, wie viel Wasser verbraucht wird, wenn 50 000 Besucher den Spielplatz nutzen. Gundacker schätzt umgekehrt, dass der Spielplatz dem Bad 5000 bis 10 000 Besucher mehr bringen könnte. In guten Sommern kämen 50 000 Besucher ins Freibad, in schlechten 30 000 zwischen Mai und September. Der Spielplatz soll einen Monat früher öffnen und einen Monat später schließen. Vom Bad aus kommt man kostenlos rein, von außen zahlt man Eintritt. Der könnte bei einem Euro liegen – für Kinder und Erwachsene –, die an einem Kassenautomaten zu bezahlen sind. Das Geld soll helfen, die Unterhaltungskosten von geschätzt 10 000 Euro zu decken, aber Gundacker sagt schon jetzt: „Der Spielplatz wird sich nicht selbst tragen. Das wird nach wie vor ein Verlustgeschäft sein.“ Er kann sich vorstellen, dass das Element Wasser das Schwarzbachtal prägt – angefangen von der Stadt am Wasser, die Zweibrücken plant, über den Wasserspielplatz bis nach Thaleischweiler-Fröschen in die Nachbarverbandsgemeinde. Zum Tourismuskonzept gehören auch die geplanten Premiumwanderwege bei Battweiler, Bechhofen und Hornbach und in den Folgejahren ein Aussichtsturm bei Großsteinhausen und ein Dirt-Bike-Park in Bechhofen. Eigene Wanderungen will die Verbandsgemeinde auch wieder anbieten: „Wir läuten den Frühling ein“ mit Wanderführerin Margarete Lodes am 22. März in Battweiler, eine Kräuterwanderung in Hornbach mit Marcela Knerr am 28. Juni, eine deutsch-französische Eselwanderung in Ohrenthal mit Herbert Kallenbrunnen am 27. September und ein „Kulturspaziergang in Großbundenbach“ mit Elke Rapp am 29. November.

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