Hilst In Freundschaft gemeinsam der Opfer der Kriege gedacht

Gemeinsames Gedenken als Zeichen der Freundschaft: In Hilst trafen sich Deutsche und Franzosen zum Volkstrauertag.
Gemeinsames Gedenken als Zeichen der Freundschaft: In Hilst trafen sich Deutsche und Franzosen zum Volkstrauertag.

Bundesweit wehten am Sonntag Deutschlandfahnen auf halbmast. So auch in der kleinen Grenzgemeinde Hilst auf dem Friedhof und dem Dorfplatz beim Dorfgemeinschaftshaus. Doch auf dem Dorfplatz wehten zusätzlich die französische Trikolore und die Europaflagge. Zeichen dafür, dass es ein besonderer Tag mit der ersten gemeinsamen Feier des deutsch-französischen Volkstrauertages werden sollte.

Unter die zahlreichen Einwohner von Hilst hatten sich am Nachmittag beim Ehrenmal auf dem Friedhof einige Gäste gemischt, darunter die Bundestagsabgeordnete Angelika Glöckner (SPD), der Landtagsabgeordnete Christof Reichert (CDU), Bürgermeister Klaus Weber, Mitglieder des Kreistages und des Verbandsgemeinderates und zur Freude des Hilster Ortsbürgermeisters Philipp Andreas nicht nur sein französischer Bürgermeisterkollege Serge Stebler aus Roppeviller. Gekommen waren neben Weber als Bottenbacher Ortsbürgermeister auch die Bürgermeisterkollegen aus Eppenbrunn, Schweix und Kröppen nebst dem Vinninger ersten Beigeordneten Willy Diemert sowie Steblers Nachbarortsbürgermeister aus Walschbronn, Waldhouse und Liederschiedt.

Zunächst ergriff Stebler das Wort und dankte Andreas „als Freund“, der die Initiative zu dieser ersten gemeinsamen Gedenkfeier beider Nachbargemeinden ergriffen hätte. In diesen unruhigen Zeiten sei es wichtig, den Tag gemeinsam zu begehen und nicht zu vergessen, dass es in beiden Ländern zahlreiche Opfer gab. „Diese Opfer sind nicht umsonst gefallen. Das Opfer ihres Lebens hat uns geholfen, die Notwendigkeit zu verstehen, dass wir einander ansehen und uns gegenseitig die Hand reichen müssen. Möge diese Gedenkfeier uns allen und vor allem unseren Kindern klarmachen, wie wichtig es ist, diesen Frieden zu bewahren und niemals diejenigen zu vergessen, die ihr Leben dafür geopfert haben“, sagte der Bürgermeister von Roppeviller auf Deutsch.

Geschichte der Feindschaft überwunden

Nach wenigen französischen Sätzen wechselte Andreas ins Deutsche und sagte, dass man unter dem Motto „Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg“ nach langer Zeit der Erbfeindschaft zusammengekommen sei, um gemeinsam zu gedenken. Die letzten zwei Jahre zeigten, dass auch in Kontinentaleuropa der Frieden nicht selbstverständlich ist. „Angesichts der zunehmenden weltweiten Konflikte, der Akte von Gewalt und Terror, ist es umso wichtiger, dass wir uns unserer gemeinsamen Geschichte erinnern und uns klar machen, warum wir heute nicht mehr als Feinde, sondern als Freunde hier stehen. Gemeinsam blicken wir zurück auf eine Geschichte voller Hass, Leid und Gewalt, die uns entzweit hat. Heute sind wir froh und stolz, dass wir diese Geschichte überwunden haben und in eine gemeinsame Zukunft blicken können“, sagte Andreas und zitierte Immanuel Kant: „Der Friede ist das Meisterstück der Vernunft.“

Der protestantische Seelsorger für Hilst, Pfarrer Matthias Schröder vom Luthersbrunn, verwies darauf, dass durch die Kriege in der Ukraine und dem Nahen Osten auf den Schulhöfen wieder Krieg gespielt werde. Doch wie man Frieden spiele, wisse kaum einer. Frieden müsse man nicht spielen, man müsse ihn leben, sagte der Pfarrer.

Nach der Kranzniederlegung durch Reservisten der Bundeswehr und der Feuerwehr dankte Andreas allen Beteiligten, die diese erstmalige gemeinsame Feier ermöglichten, darunter dem deutsch-französischen Bürgerfonds. Sein Dank galt auch Heiko Karg für die Organisation des „Vin d’Honneur“, zu dem Andreas ins Dorfgemeinschaftshaus einlud und fast alle folgten. „Das war so eine gelungene, würdevolle deutsch-französische Gedenkfeier, die man zur ständigen Einrichtung alljährlich in wechselnden Orten des Grenzgebietes machen sollte“, sagte Bürgermeister Klaus Weber auf dem Weg ins Dorfgemeinschaftshaus.

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