Kreis Südwestpfalz „Ich spüre die Pistole am Hals“

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Wegen des brutalen Überfalls in einer Wörschweiler Villa, bei dem die beiden Täter Gold, wertvollen Schmuck und hochwertige Uhren erbeuteten, muss sich seit gestern einer der Tatverdächtigen, ein 33-jähriger Vater von zwei Kinder aus Neunkirchen, vor der großen Strafkammer beim Landgericht Saarbrücken verantworten. Der zweite Räuber ist noch auf freiem Fuß.

Der Staatsanwalt klagte den 33-jährigen wegen gemeinschaftlichen erpresserischen Menschenraubes und weiterer schwerwiegender Gewalttaten an. Seinen Komplizen könne er nicht nennen, da er nicht wisse, wie der heiße, sagte der Angeklagte gestern in seinem Geständnis. Der Raub liegt nun über drei Jahre zurück. Wegen ihrer Brutalität und der menschverachtenden Vorgehensweise erregte die Tat damals großes Aufsehen. Die Fernsehsendung „Aktenzeichen XY“ strahlte einen Beitrag zur Fahndung nach den Tätern aus. Im Januar diesen Jahres gelang es den Ermittlern, den 33-Jährigen dingfest zu machen. Er und sein Komplize sollen nach der Anklageschrift schwarz gekleidet, mit Masken im Gesicht, bewaffnet mit einer Pistole und einem Messer am 29. Oktober 2012, gegen 18.30 Uhr in die Villa des älteren Ehepaares in Wörschweiler eingedrungen sein. Zu diesem Zeitpunkt seien die damals 73-jährige mit ihrem achtjährigen Enkel im Haus gewesen. Als die beiden Maskierten an der Tür klingelten und die Frau öffnete, schlugen die Täter die alte Dame „trotz massiver Gegenwehr“ zu Boden. „Sie schlugen mit den Fäusten auf die Frau ein und drückten ihren Hals zu, damit sie nicht mehr atmen konnte“, so der Ankläger. Was dann geschah war ein regelrechtes Martyrium für die Frau und ihren Enkel. Beide wurden an Händen und mit Kabelbindern gefesselt. Die Männer forderten, die in der Villa befindlichen Tresore zu zeigen, sonst würden sie dem Enkel einen Finger abschneiden. Einer der Täter knebelte der Frau mit Klebeband an Mund und Nase so fest, dass sie kaum noch atmen konnte. Dieser Täter schlug mit dem Knauf der Pistole mehrmals auf den Kopf der Frau. Eineinhalb Stunden später kam der 78 Jahre alte Ehemann nach Hause. Er wurde sofort mit einem 30 Zentimeter langen Messer bedroht, und damit, dass dem Enkel ein Finger abgeschnitten werde, wenn er nicht die Tresore öffne. Der Angeklagte drückte dem 78-Jährigen die Pistole in den Rücken und an den Hinterkopf. Die Täter erreichten ihr Ziel und entwendeten aus dem Tresor Schmuck und Uhren im Wert von fast 200 000 Euro. Mit dem Mercedes des Paares flüchteten die Männer und ließen das Auto auf dem Mitfahrerparkplatz im Wattweiler Tälchen zwischen Einöd und Webenheim stehen, wo ein Fluchtauto abgestellt war. Der 33-jährige, der den Ermittlern unter anderem wegen seiner DNA-Spur von der überfallenen Seniorin unter dem Fingernagel ins Netz ging, gestand gestern die Tat. Er sei drogensüchtig gewesen und hätte sich aus Geldnot durch den Komplizen zu dem Überfall hinreißen lassen. Der Mittäter hätte gesagt: „Einbruch geht nicht, weil Tresore dort sind.“ Also hätten sie sich für den Raub entschieden. Die Tat hat allen drei Opfern eine schwere psychische Traumatisierung zugefügt. Die Seniorin ist ausgezogen. Sie könne nicht mehr in ihrem Haus leben. Der jetzt zwölfjährige Enkel sei von Ängsten geplagt. Wenn es dunkel werde, fühle er sich bedroht. Der Senior sagte: „Nachts werde ich wach und spüre die Pistole an meinem Hals.“ Das Gericht hat für den Prozess zwei Verhandlungstage angesetzt. (wuk)

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