Kreis Südwestpfalz „Herbstwind“ bläst jetzt auch im Netz

Die Erinnerungen seien viel zu wertvoll, um sie nicht aufzuschreiben oder in Bild und Ton zu dokumentieren, nannte der Kreisbeigeordnete Ernst Hügel einen Grund, warum sich die Online-Redaktion des Magazins „Herbstwind“ mit dem Projekt „Erinnerungen“ befasst hat. Das Ergebnis wurde nun im Internet freigeschaltet.

Das im Kreis Südwestpfalz erscheinende Magazin „Herbstwind“, das von Senioren aus der Region für Senioren in der Region – und für alle anderen, die sich dafür interessieren – erstellt wird, hat sich längst auch dem Online-Journalismus geöffnet. Es ist im Internet abrufbar, erscheint aber auch noch in gedruckter Form. Aus Sicht der beteiligten Redakteure ist die Online-Ausgabe eine gute Plattform, um Erinnerungen, vor allem an die Zeit rund um den Zweiten Weltkrieg, wachzuhalten. Die Redakteure haben ihre persönlichen Erlebnisse aufgeschrieben. Angesichts der Altersstruktur der Redaktion eine interessante Aufgabe. Manche hatten noch gute Erinnerungen an die Zeit vor dem Krieg, andere wurden in den Krieg hineingeboren. Erlebt haben sie alle die Nachkriegszeit, die reichlich Entbehrungen brachte. Sie haben diese Erinnerungen in Wort (Textbeiträge) und Bild (Videobeiträge) online festgehalten. Es wurde Bildmaterial von früher zur Verfügung gestellt, alte Dokumente wurden veröffentlicht. Eingestellt wurden auch Ausschnitte der DVD „Zeitzeugen“. Bei diesem Projekt, das im Rahmen des Programms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ realisiert wurde, befragten Schüler der Integrierten Gesamtschule in Waldfischbach-Burgalben Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges. „Auch das ein Dokument, bei dem es schade wäre, wenn es nicht zugänglich wäre“, sagte Hügel. Heimatforscher Ottmar Weber aus Dahn steuerte Artikel und Bilder über das Judentum bei. Dieses Material bereitete Online-Redakteur Rainer Greif für das Projekt „Erinnerungen“ auf. „Ich bin ja Baujahr 1947, habe also höchstens Nachkriegserinnerungen“, sagte er. Ganz anders Pfarrer Hermann Kuntz und Ilse Dörsam, Jahrgang 1931 und 1928, die den Krieg miterlebt haben. Kuntz steuerte unter anderem eine Postkarte seines Großvaters bei, die dieser aus dem Lazarett in Landau geschrieben hatte. Dort lag er genau zu der Zeit, als es an die Kartoffelernte gegangen wäre, und Essen war bekanntlich knapp in Kriegszeiten. Hier liege er nun, „aber mit diesen Händen kann man nicht arbeiten“, schrieb Kuntz’ Opa bedauernd der Familie zu Hause von seinen Verletzungen. Wunderbare Erinnerungen an die Stadt Pirmasens, das pulsierende Leben hier vor dem Krieg, hat Ilse Dörsam. „Es war wunderbar, in Pirmasens zu leben“, sagt sie. Erinnerungen, die sie festgehalten hat, hat sie auch an die Zeit der Bombenangriffe auf die Stadt. Sie bestätigte die Erfahrungen, die Renate Raidt nach dem Krieg gemacht hat: „Wünsche mussten hinten angestellt werden.“ Dass solche „Erinnerungen“ erscheinen können, dafür sorgen auch Online-Redakteure wie Werner Ladwig. „Wir stiften uns gegenseitig zu guten Taten an“, beschreibt er die Arbeitsatmosphäre schmunzelnd. Damit all die gedruckten und gefilmten Beiträge problemlos von jedem interessierten Nutzer abgerufen werden können, kümmert sich Bernd Strassel um die technischen Belange der Online-Ausgabe von „Herbstwind“. „Wir freuen uns immer über Nachwuchs“, machte Karina Frisch deutlich. Sie ist bei der Kreisverwaltung Südwestpfalz tätig im Bereich der Leitstelle „Älter werden“. Jeder, der mitarbeitet, bringe Erfahrungen ein, trage dazu bei zu zeigen, was die älteren Menschen in der Region bewege.

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