Kreis Südwestpfalz Frau über Bord

Die Piratenpartei steht für mehr Transparenz. Ein wenig undurchsichtig bleibt aber, weshalb ihre Liste für den Kreistag Südwestpfalz auf einmal nur noch elf Plätze hat. Auf dem zwölften, letzten Platz stand bisher Jadwiga Wierzbicka aus Contwig, doch die macht nun einen Rückzieher. Ihr Vorwurf wiegt auch in Freibeuterkreisen schwer: Sie sei gegen ihren Willen auf der Liste gelandet. Das ließ die gebürtige Polin, die sehr schlecht Deutsch spricht, gestern über eine Bekannte mitteilen. Sie habe aus der Zeitung erfahren, dass sie für den Kreistag kandidiert.

Das wiederum überrascht Vincent Thenhart. Er gehört zum Landesvorstand der Piratenpartei und war vergangene Woche in Pirmasens dabei, als die Piraten ihre Kreistagsliste aufstellten (). Er leitete sogar die Versammlung − und sichtete auch die schriftlichen Erklärungen aller Kandidaten, in denen diese bestätigen, dass sie antreten. Wierzbicka war an jenem Abend nicht in Pirmasens, doch auch ihre Erklärung lag vor. So etwas habe ich jetzt auch noch nicht erlebt , sagt Thenhart. Und er habe mit seinen 20 Jahren schon viele Versammlungen geleitet.

Ja, sie habe da etwas unterschrieben, räumt Jadwiga Wierzbicka ein. Aber ihre Tochter Aleksandra und deren Lebensgefährte Sascha Löhle − beide wollen in Zweibrücken für die Piraten in den Stadtrat − hätten ihr gesagt, es handele sich um eine Unterstützungsunterschrift. Die Piraten unterstützen, damit sie für den Kreistag antreten können, das wollte sie. Doch selbst kandidieren? Sie war noch nie bei einer Sitzung der Piraten, sie hat gleich erklärt, dass sie mit der Partei direkt nichts zu tun haben will , sagt die Bekannte über Jadwiga Wierzbicka. Sie wurde gelinkt. Sie weiß gar nicht, was sie unterschrieben hat.

Sascha Löhle schildert das anders. Seine Schwiegermutter in spe spreche schlecht Deutsch, das stimme. Doch habe seine Partnerin ihrer Mutter die Erklärung Wort für Wort übersetzt. Sie ist als Parteilose angetreten, hat also solche keine Rechte, keine Pflichten , sagt Löhle. Und, realistisch betrachtet, auf Platz zwölf ohnehin keine Chance auf einen Kreistagssitz.

Ich bin verärgert , erklärt Löhle angesichts des Rückziehers seiner Schwiegermama. Er vermutet Sabotage, Meuterei: Jadwiga Wierzbickas Bekannte habe ihr eingeredet, die Piraten seien schlecht, und für sie zu kandidieren sei ebenfalls schlecht. Wer sich derart beeinflussen lässt, hat auf der Liste auch nicht viel zu suchen , findet Löhle. Er kündigt an, sich persönlich um die Sache zu kümmern: Er ist nämlich auch der Vertrauensmann der Piraten für den eingereichten Wahlvorschlag. Mit seiner Stellvertreterin werde er nun bei der Kreisverwaltung klären, ob die Schwiegermama ersatzlos von der Kandidatenliste gestrichen oder ob die ganze Versammlung wiederholt wird. Jedenfalls ist es ärgerlich, dass wir jetzt eine Person weniger sind , sagt Löhle. Denn dass die Mannschaft einfach so von Bord geht, das sieht kein Pirat gerne.

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