Kreis Südwestpfalz Eine Batterie für den Strom von der Sonne

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Er mutet an wie ein ganz normaler Container, wenn auch bunt angemalt. Aber vollgestopft mit moderner Batterie- und Steuertechnik, handelt es sich hier um einen neuartigen Stromspeicher am Homburger Baubetriebshof. Gefertigt wurde er in der Homburger Technologie-Firma RRC Power-Solutions am Ortsausgang nach Schwarzenbach.

RRC hat den Stromspeicher in der Nähe des Homburger Hauptbahnhofs am 18. Juni für die Stadt in Betrieb genommen. Seitdem speichert das Gerät die Sonnenenergie, die über Kollektoren auf den Dächern des Baubetriebshofs erzeugt wird. 280 Kilowattstunden Strom passen in die 90 Lithium-Mangan-Oxid-Akkus, die in fünf Bündel zu je 18 Akkus zusammengeschaltet sind und 20 Jahre halten sollen. Bei Bedarf kann der Stromspeicher erweitert werden: Kommt Energie von weitere Strom-Erzeugern hinzu, lässt er sich an den Zusatzbedarf anpassen. „Mindestens 60 Prozent des Stroms, den der Baubetriebshof verbraucht, sollen künftig mithilfe dieses Stromspeichers aus der hauseigenen Solaranlage kommen“, sagt Franz Heinrich von RRC: Der Jahresverbrauch beim Baubetriebshof (BBH) betrage 300 Megawattstunden. Bei Nacht und dann, wenn keine Sonne scheint, nutzt der BBH derzeit noch Strom von auswärts – obwohl die Anlage mit 330 Megawattstunden pro Jahr eigentlich genug Energie liefert. Nur eben nicht immer dann, wenn sie gebraucht wird. Laut Franz Heinrich soll der Speicher auch „Leistungsspitzen abfangen“ und im Notfall die direkt benachbarte Homburger Feuerwache mit Strom beliefern. In einem zweijährigen Modellprojekt sollen hier am Hochrech im Stadtteil Erbach Daten gewonnen werden, um die Systeme weiter zu verfeinern. Die Saarbrücker Universität begleitet die Modellphase wissenschaftlich. „Der Homburger Speicher ist somit ein Modellprojekt für alle künftigen Projekte; für uns als Stadt ist er der Einstieg in die Kreislaufwirtschaft an erneuerbaren Energien“, sagt Bürgermeister Klaus Roth (CDU). Der städtische Baubetriebshof habe sich als Standort angeboten, weil es sich hier um ein abgeschlossenes Gebiet mit eigenem Netz handle. Dass solche Stromspeicher in Zukunft immer wichtiger würden, verdeutlichte Franz Heinrich am Mittwoch beim „Technologietag Energiespeichersystem“ am RRC-Firmenstandort in Homburg: „Bis 2050 sollen 80 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen stammen.“ Um dies zu schaffen, müsse „Energie auf allen Ebenen gespeichert werden können“. Um viele, an diverse Standorte verteilte kleine Anlagen effizienter zu machen und die Versorgungssicherheit zu garantieren, brauche es an diesen Anlagen Stromspeicher, die intelligent miteinander vernetzt seien. Wie wichtig solche Speicheranlagen sind, unterstrich bei der RRC-Tagung auch Anke Johannes von der Solarfirma Conergy: „Solarstrom ist Sparstrom, leider noch ohne Batterien.“ Daher sei „es wichtig, dass auch andere Spieler einsteigen.“ Der Strompreis steige weiter, also sei es vor allem für Private „cool, sich unabhängig zu machen“. Trotzdem verlangsame sich der Ausbau, vor allem wegen dem laut Johannes „zu komplizierten Gesetz zu erneuerbaren Energien (EEG)“. Wegen das EEG müssten zahllose Formalitäten bewältigt werden, was Interessenten abschrecke oder Anlagen unrentabel mache. Besonders bei Mehrfamilienhäusern seien Solaranlagen schwer zu realisieren, denn „plötzlich ist man auch mal Stromlieferant“. Mit Stromspeichern wie dem in Homburg ließe sich viel Aufwand vermeiden. (sach)

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