Kreis Südwestpfalz „Echt cooler Job“ frei

Die Sonne glitzert auf dem Wasser. Der Bademeister lässt den Blick schweifen. Da, ein Schwimmer in Not! Dramatische Szenen, heldenhafte Rettung in letzter Sekunde, alle drumherum applaudieren. Naja, das ist vielleicht ein bisschen viel „Baywatch“. „So geht es natürlich im Freibad nicht zu, aber trotzdem ist das ein echt cooler Job“, sagt Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker. Dennoch hat die Verbandsgemeinde bislang keinen Azubi gefunden, der in Contwig „Fachangestellter für Bäderbetriebe“ werden will.

Die Lehrstelle war schon mehrfach ausgeschrieben. „Ich habe mit Handwerksbetrieben gesprochen, die haben auch Probleme, Leute zu finden“, erzählt Bademeisterin Jutta Döring. Womöglich hängt es an den hohen Anforderungen, die der Beruf mit sich bringt. Nur mit breiter Brust ums Becken flanieren oder im Schatten die Füße hochlegen, das ist nicht. Wer Fachangestellter für Bäderbetriebe werden will (das ist der erste Schritt zum Bademeister), der muss fit in Mathe, Physik und Chemie sein. Denn das Freibadpersonal ist auch für die Schwimmbadtechnik zuständig. Auch handwerkliches Geschick ist gefordert. „Die Mitarbeiter helfen mit, das Freibad betriebsfertig zu machen, reinigen auch die Becken“, sagt Gundacker. „Da geht’s nicht nach dem Motto: Ich sperre das Freibad auf und gehe schwimmen. So ein Bad will auch kaufmännisch geführt werden.“ Und wie gut muss man schwimmen können? „Wir kucken uns jeden Interessenten im Wasser an“, sagt Gundacker. Nicht ohne Grund: „Wir hatten mal einen, der konnte gerade so sich selbst über Wasser halten“, erinnert sich Döring an ihre Schwangerschaftsvertretung vor etlichen Jahren. Wobei Rettungseinsätze selten seien. Ein Rettungsschwimmabzeichen sei keine Voraussetzung, um die Lehrstelle anzutreten, aber wünschenswert, sagt Döring; ebenso die mittlere Reife. Der Blick für gefährliche Situationen, der entwickele sich über die Jahre. Was man aber von Beginn an braucht: „Ein gesundes Selbstbewusstsein, das einen sicher auftreten lässt. Freundlich, aber bestimmt“, berichtet Döring. Denn wer im Schwimmbad arbeitet, muss auch mal Streit schlichten oder mit Jugendlichen reden, die beim Planschen über die Stränge schlagen. Und man muss weiße Kleidung mögen, denn die ist Pflicht fürs Personal. Außerdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man arbeitet, wenn Spitzenwetter ist. Die Überstunden, die Döring im Sommer macht, feiert sie im Winter ab. Die dreijährige Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe beginnt zum 1. August und läuft dual, also im Bad (mit Abstechern in die Verbandsgemeindeverwaltung und ins Zweibrücker Hallenbad) und in der Berufsschule in Trier. Jutta Döring hat selbst im Contwiger Freibad gelernt. Für sie ein traumhafter Arbeitsplatz. „Ich arbeite im Freien, habe viel mit Leuten zu tun“, schwärmt sie. Noch dazu sei es ein sicherer Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst. „Das Freibad ist uns lieb und teuer“, bestätigt Gundacker, dass der Job Zukunftsaussichten hat; das Bad bleibe. Die Stelle in Contwig biete Potenzial: „Der oder die Neue könnte irgendwann mit der DLRG Schwimmkurse anbieten“, nennt Gundacker ein Beispiel. „Wir suchen jemanden, der sich engagiert und einbringt. Da könnte man Vieles wieder aufleben lassen.“ Veranstaltungen sollten stärker im Vordergrund stehen. Das Schwimmbadfest etwa, das dieses Jahr am 12. Juli steigt. Die Verwaltung sucht auch einen Auszubildenden fürs Freibad, weil sie das Team verjüngen will. Jutta Döring wird dieses Jahr 52. Ihr Kollege Michael Förch, der als Geselle arbeite, sei Ende 40, berichtet die Schwimmmeisterin. Sie hat schon mal einen Azubi ausgebildet, in den 90er Jahren. „Der war richtig gut, aber er ging dann zur Bundeswehr.“ Die Verbandsgemeinde will jetzt in der Contwiger IGS für den Ausbildungsplatz im Freibad werben. Gundacker ist zuversichtlich: „Wenn wir dieses Jahr niemanden finden, dann klappt’s sicher nächstes Jahr.“

x