Kreis Südwestpfalz Die Maus sagt, es bleibt schön

Noch grasen in der Region das Weidevieh, Pferde und Ziegen auf dem saftigen Grünland, obwohl es bereits Ende November ist. Glaubt man einer alten Bauernregel zum Namenstag der Gertraud im November, dann lässt der Winter noch länger auf sich warten: „Tummeln sich an Gertraud noch Haselmäuse, ist es weit mit des Winters Eise.“

Bei den bisherigen Temperaturen haben sich weder Mäuse, Eichhörnchen, Mücken, Wespen, Bienen, Ameisen, Igel und selbst die Schmetterlinge noch nicht zur Winterruhe zurückgezogen. Bei diesem Wetter verspürt die putzige, gelblichrote Haselmaus mit ihrem langen Schwanz noch keine Lust, sich zum Schlaf zusammen zu rollen. Der Spätherbst mit vielen Sonnentagen weit über zehn Grad hat die Natur noch nicht in ihre winterliche Ruhephase geschickt. Der Winter hat bisher noch keinen Schrecken verbreitet. Es sei schön, dass man noch keinen Wintermantel benötigt, die Straßen noch keine Reifglätte haben und der Wald noch bunt gefärbt ist, finden Carola und Renate Brenner von der Kneispermühle. Für die langen düsteren Tage sei noch ausreichend Zeit finden die Talbewohner, die an Nebeltagen und der langen Dunkelheit keine Freude haben. Mit Weihnachten beginnt für sie bereits wieder jene hoffnungsvolle Zeit, wo es nur noch vier Wochen dauert, bis die Tage wieder heller und freundlicher werden. Selbst die Pferde finden auf den Wiesen noch schmackhaftes Gras, sodass es gut für ihre Gesundheit ist, wenn man sie fast an jedem Tag hinaus auf die Weide lassen kann, berichtet Georg Mayer vom Wieselbornerhof vor Knopp. Auch für das Jungvieh ist noch ausreichend Futter vorhanden, dass es auf der Weide grasen kann, findet Klaus Schwuchow aus Winterbach. An Regentagen sucht sein Vieh am Waldrand Schutz und findet Plätze, wo es noch annähernd gemütlich ist. Auch zwischen Contwig und Oberauerbach sind Kühe und Pferde gemeinsam auf dem Weideland unterwegs. Die Tiere haben schon längst ihre Behaarung an die veränderte Jahreszeit angepasst. Das milde Oktoberwetter hat es notwendig gemacht, dass die Bauern noch einmal Grünfutter für Silage geerntet haben. Zahlreiche Bauern haben auch Silagewickel gepackt, da es eine praktischere Lösung für die spätere Fütterung ist, wie Hans Süs aus Winterbach und Gerhard Süs aus Biedershausen für ihre kleineren bäuerlichen Betriebe finden. Ralf Schneider aus Knopp-Labach und Gerhard Schmitt aus Obernheim-Kirchenarnbach haben ihr Weidevieh schon in den Stall geholt, da sie durch den enorm aufgeweichten Boden zu viele Trittschäden an der Grasnarbe vermeiden wollen. Sind die Wiesen zu stark durchnässt, dann macht das Vieh, wenn es sich an einem Platz versammelt, richtige Matschflächen, sodass man kaum noch einen Grasboden sieht, erläutern die Landwirte. Ein Grund warum auch Schwuchow sein Vieh von der Weide am rutschigen Steilhang beim Bauernhof geholt hat. Die Futterreserven der Bauern sind extrem gut gefüllt, berichtet Schneider, da es entgegen aller Erwartungen trotz des trockenen Frühjahres und des erschreckend trocken Sommerauftaktes noch richtig gutes Grünfutter gab. Einige Seniorlandwirte der Sickinger Höhe glauben, dass diese Bauernregel den Winterverlauf bestimmen könnte: „Ist im November die Buche im Saft, viel Nässe dann der Winter schafft.“ Dies wäre jedoch nicht der Wunsch der Bauern, denn es sollte in diesem Winter das Erdreich einmal richtig durchfrieren, was im vergangenen Jahr gefehlt hat. In unserer Region hat es im November schon mehr als 40 Liter Niederschläge gegeben. Deshalb sind die Meldungen aus Fulda in Nordhessen mit nur drei Litern und einigen Gegenden im Vorland der Ostsee mit fünf und sieben Liter kaum zu glauben. Gerne wagen die Bauern schon einen Blick ins nächste Jahr, was vor allem durch diese Bauernregel entsprechende Vorfreude weckt: „Fällt im November das Laub zu Erden, wird’s ein guter Sommer werden.“ (hac)

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