Interview Deshalb haben sie den Sockenmarkt organisiert

Karin Beck (links) und Bärbel Heidt haben in Contwig den Sockenmarkt organisiert. Mit Vorliebe gehen die Frauen mit Stricknadel
Karin Beck (links) und Bärbel Heidt haben in Contwig den Sockenmarkt organisiert. Mit Vorliebe gehen die Frauen mit Stricknadel und Wollfaden ans Werk. Aber nicht nur damit.

Bei einem Mädelsabend ist die Idee aufgekommen, auf einem eigenen kleinen Weihnachtsmarkt in Contwig auch selbstgestrickte Socken zu verkaufen. Karin Beck und Bärbel Heidt erzählen, dass die eine der beiden Frauen lieber strickt.

Samstag, 26. November. Wir stehen im Pfarrheim der protestantischen Kirche in Contwig. Karin Beck sitzt an der Kasse, verkauft Sockenpaar um Sockenpaar. Im Angebot sind aber auch Coupons für Getränke, Glühwein, Kuchen und selbstgemachte Suppe.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, heute den Sockenmarkt zu veranstalten?
Beck: Wir wollten etwas machen, das es so noch nie gab. In unserer Vorstellungsrunde beim Mädelsabend sagten ganz viele Frauen, dass sie gerne stricken. Immer wieder hat man gehört: „Ich stricke Socken.“ Da haben wir uns überlegt, was wir damit machen könnten. So kam die Idee für den Sockenmarkt auf. Und jetzt ist auch noch Winter, es ist kalt und gleichzeitig soll man Heizkosten sparen. Dann haben die Leute kalte Füße. Deshalb sollen sie kommen und bei uns warme Socken kaufen. Und damit noch bisschen was drumherum ist, haben wir noch Kaffee, Kuchen, Glühwein und einen deftigen Erbseneintopf im Angebot.

Wärmt ja auch.
Beck: Wärmt ja auch. (lacht)

Sind alle Socken hier und heute selbst gestrickt?
Beck: Ja. Alle.

Und wie lange haben Sie daran gestrickt?
Beck: Das kann man schlecht sagen, weil ich ja eigentlich immer am Stricken bin. Ich habe immer zwei bis drei Strickzeuge am Laufen. Wie viele Socken ich für heute aber gestrickt habe, hab ich nicht genau gezählt. 25 Paar dürften es aber mindestens sein.

Eine Frau meldet sich zu Wort, sie hat selbst 15 Paar Socken gestrickt.

Wann haben Sie überhaupt das Stricken als Hobby für sich entdeckt?
Beck: Ich bin jetzt 58 Jahre alt, also vor 52 Jahren. Meine Oma hat es mir beigebracht, mit schwitzenden Händen und zahlreichen Maschen, die gefallen sind. Aber irgendwann hat es dann geklappt. Dann habe ich eine längere Pause gemacht und irgendwann wieder angefangen. Das Stricken ist für mich ganz klar ein Hobby.

Also abends vor dem Fernseher etwa?
Beck: Ganz genau. Und keine längere Autofahrt geht vorbei, ohne dass ich mein Strickzeug dabei habe.

Sie sitzen also auf dem Beifahrersitz und packen Stricknadeln und Wolle aus?
Beck: Genau. Ich stricke mittlerweile auch blind, ich muss nicht immer hinschauen.

Die Leute aus meiner, der jüngeren Generation kennen doch das Stricken gar nicht mehr. Oder täusche ich mich da?
Beck: Ja, das Stricken kommt aber wieder in Mode. Genauso alte Gewohnheiten wie beispielsweise Sauerkraut einkochen. Es gibt einen gewissen Retro-Trend. Andererseits gibt es zahlreiche fertige Stricksachen zu kaufen, die so aussehen sollen wie selbstgemacht.

Ich sollte in der Grundschule auch Stricken lernen. Ich habe es aber nie hinbekommen. Ist das Stricken wirklich so schwer?
Beck: Stricken kann jeder lernen. Stricken ist nur rechte Masche und linke Masche. Und dann muss man noch schauen, ob man zu- oder abnehmen muss. Aber das baut darauf auf.

Unser Gespräch wird unterbrochen. Eine lange Schlange hat sich vor Karin Becks Tresen gebildet. Gäste wollen Socken und Essensmarken kaufen. Jetzt unterhalten wir uns mit Bärbel Heidt.

Sie haben heute die Liköre gemacht, richtig?
Heidt: Ja. Jede Frau hat etwas selbst gemacht. Manche haben auch Plätzchen und Lebkuchen gebacken. Dann haben wir noch Strohsterne und Schlüsselanhänger, Grußkarten.

Aber alles ist handgemacht?
Heidt: Ja alles ist handgemacht. Alles ist etwas, was es sonst so nicht zu kaufen gibt.

Haben die Frauen sich das Handwerkliche selbst beigebracht oder wurde ihnen das beim Mädelsabend beigebracht?
Heidt: Nein, die konnten das schon vorher. Das wurde immer von der Mutter an die Tochter weitergegeben.

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