Dellfeld Computer als Sportlehrer – Pfälzer Schule könnte Vorreiter sein

Bei dem System handelt es sich um ein Computerprogramm mit Kameras, Projektoren, Lautsprechern und Mikrofon, für das knapp 50 Le
Bei dem System handelt es sich um ein Computerprogramm mit Kameras, Projektoren, Lautsprechern und Mikrofon, für das knapp 50 Lernprogramme angeboten werden.

Ein Computer, der Sportunterricht gibt? So etwas gibt es in ganz Rheinland-Pfalz noch nicht. In Dellfeld könnte es Wirklichkeit werden.

Digitaler Sportunterricht. Zugespitzt: der Computer als Sportlehrer. Das Thema sorgt für Diskussionen. Weil es so ungewöhnlich ist. So neu. Weil es den gängigen Vorstellungen von Sportunterricht widerspricht. Weil jeder dazu eine Meinung hat. Auch weil es Geld kostet. Dass das Thema spaltet, zeigte sich im April 2023, als der Verbandsgemeinderat Zweibrücken-Land darüber diskutierte. Der Rat diskutierte lange und sehr gegensätzlich, und es gab außergewöhnlich viele Wortmeldungen.

Ob die Grundschule Dellfeld die erste Schule in Rheinland-Pfalz wird, an der digitaler Sportunterricht möglich ist, lässt sich noch nicht sagen. Denn der Verbandsgemeinderat hatte im April noch gar nicht zu entscheiden, ob er die Idee tatsächlich umsetzen möchte. Es ging zunächst darum, ob der Architekt die nötigen Voraussetzungen in die Pläne aufnehmen soll. Denn die Dellfelder Grundschule bekommt für knapp anderthalb Millionen Euro eine neue Turnhalle. Bei dieser Sanierung könnten sich die Voraussetzungen für den digitalen Sportunterricht schaffen lassen. Eine Wand müsste frei bleiben, und es müssten zusätzliche Strom- und Internetkabel verlegt werden. Dem hatte der Rat nach langer Diskussion zugestimmt. Am Ende gab es nur zwei Gegenstimmen.

Das Land gibt 45.000 Euro dazu

Ob das 35.000 Euro teure digitale System tatsächlich kommt, muss der Rat aber erst noch entscheiden. Dass das Thema im vergangenen Dreivierteljahr nicht mehr zur Sprache kam, lag auch daran, dass offen war, ob das Land das Ganze fördert. Die Verbandsgemeinde hatte einen Förderantrag gestellt und dann noch einmal gemerkt, dass das Thema polarisiert: Der erste Sachbearbeiter „hat es ein bisschen ins Lächerliche gezogen“, erzählt Bürgermeister Björn Bernhard. Er hatte schon vor einem Jahr eingeräumt, dass auch er anfangs skeptisch war, mittlerweile aber begeistert sei von der Idee. Vor wenigen Tagen hat das Land mitgeteilt, dass die Verbandsgemeinde aus dem Digitalpakt Schule 45.000 Euro bekommt. Das ist ziemlich genau die Summe, die derzeit im Raum steht. In Nordrhein-Westfalen haben Schulen den Kauf über Fördergelder aus genau diesem Topf finanziert.

Bei dem System, das sich Lü nennt, handelt es sich um ein Computerprogramm mit Kameras, Projektoren, Lautsprechern und Mikrofon, für das knapp 50 Lernprogramme angeboten werden. Die Projektion wird auf eine leere Wand geworfen, darauf bekommen die Kinder Aufgaben gestellt. Sie können beispielsweise Bälle auf die Wand werfen oder schießen und müssen bestimmte Flächen treffen, oder sie können Felder antippen. Neben Sportprogrammen gibt es Apps für andere Fächer. Die Firma Lü stammt aus Quebec in Kanada, das System wird in 1500 Schulen in über 30 Ländern eingesetzt. In Rheinland-Pfalz wäre Dellfeld der Vorreiter. Ein Firmenvertreter aus Aachen hatte dem Verbandsgemeinderat im April das System über eine Videoschaltung vorgestellt.

Die Meinungen sind geteilt

Die Meinungen waren danach geteilt. CDU-Sprecher Klaus Martin Weber sprach sich sehr dafür aus. Die Turnhalle werde zur Multifunktionshalle aufgewertet, weil das System auch als Licht- und Soundsystem für Schulveranstaltungen genutzt werden könne. Tim Scherer (Grüne) forderte wiederum, der Sportunterricht müsse interessanter werden, nicht digital. Der für die Schulen zuständige Beigeordnete David Betz (SPD) fand die Idee „vom Prinzip her cool“, störte sich aber an den „Apps, die so raulich aussehen“. Am Ende könnte die Förderung des Landes den Ausschlag geben: „Wenn wir das zu drei Vierteln bezahlt kriegen, machen wir das natürlich“, blickte FDP-Sprecher Volker Schmitt in der Sitzung voraus.

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