Kreis Südwestpfalz Bechhofen fühlt sich vernachlässigt

Alle Orte in der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land sollten gleich behandelt werden: „Denn eine Werte- und Verwaltungsgesellschaft kann nur unter Gleichen Bestand haben.“ Das fordern die politischen Vertreter Bechhofens von der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land. Das Dorf sieht sich, nicht nur geografisch, in einer Randlage. Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker betont hingegen: „Mir ist Bechhofen so lieb wie alle anderen Ortsgemeinden auch.“

Die Bechhofer sind unzufrieden, sie sehen sich in Zweibrücken-Land vernachlässigt. Deshalb hatten einige Bechhofer im Herbst mit Vertretern der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau gesprochen: Wenn jene Verbandsgemeinde in der nächsten Stufe der Gebietsreform des Landes ihre Grenzen ändern soll, könnte sie dann nicht auch Bechhofen aufnehmen? Bruchmühlbach-Miesau wäre grundsätzlich nicht abgeneigt. Doch die Bechhofer haben die Pläne zunächst wieder auf Eis gelegt (). Bechhofens Bürgermeister und Beigeordneter, der Gemeinderat und die Vorsitzenden der CDU- und SPD-Ortsvereine haben daraufhin eine gemeinsame Erklärung auf den örtlichen Internetseiten der Parteien veröffentlicht, in der sie sich für die Gespräche rechtfertigen. In dem Schreiben steht unter anderem, dass Bechhofen noch nie zu Zweibrücken-Land wollte: „Die vom Land getroffene Zuordnung zur Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land und damit zwangsläufig zum Kreis Pirmasens war die Option, die am wenigsten gewollt war. Dies war weniger der Stadt Zweibrücken, sondern vielmehr der Stadt Pirmasens und deren Umland geschuldet, zu der die Bechhofer weder damals noch heute einen Bezug haben.“ Bekanntermaßen orientiert sich Bechhofen eher Richtung Homburg. Dennoch habe sich Bechhofen in die Solidargemeinschaft der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land eingebracht: Bechhofen sei in den ersten 20 Jahren der Verbandsgemeinde − also bis in die 90er Jahre hinein − „einer der größten Nettozahler der Verbandsgemeinde“ gewesen und habe schon damals „eine gut ausgebaute Infrastruktur in die Gemeinschaft eingebracht: ein funktionierendes Kanalnetz, viele Gewerbetreibende mit einem entsprechenden Steueraufkommen, eine Grundschule und einen denkbar niedrigen Arbeitslosenstand. Davon hat die Verbandsgemeinde über alle Maßen profitiert, insbesondere die kleineren Dörfer“, heißt es in dem Schreiben. Seit den 90er Jahren hätten sich die Investitionen der Verbandsgemeinde jedoch „schleichend, aber stetig“ in der Mitte der Verbandsgemeinde konzentriert. Die Peripherie, also Randgebiete wie Bechhofen ganz im Norden, sei vernachlässigt worden. Außer Pflichtaufgaben (wie der Kläranlage), kleineren Sanierungen im Leitungsnetz (mit dem Umbau der Wasserpumpenstation) und dem gesetzlich vorgeschriebenen Brandschutz in der Grundschule sei in der Gemeinde Bechhofen „weder etwas bewegt noch investiert“ worden, heißt es in der Erklärung. „In anderen Orten, so unsere subjektive Wahrnehmung, wurde ein wahres Feuerwerk an Maßnahmen abgebrannt“, schreiben die Bechhofer Kommunalpolitiker. Auch wenn die Abwanderung in die Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau vorerst vom Tisch ist, werde man „zukünftig alle kommunalen Veränderungen in unserer Nähe mit wachen Augen verfolgen“. Das sei man den Bechhofer Wählern schuldig. Man wolle die Gemeinde nach vorne bringen. „Wir wären ein schlechter Gemeinderat, wenn wir es nicht getan hätten“, rechtfertigen die Unterzeichner die Gespräche mit Bruchmühlbach-Miesau. Diese hätten übrigens keinen offiziellen Charakter gehabt, sie seien „informell“ gewesen. Weshalb Bechhofen vorerst nun doch nicht zu Bruchmühlbach-Miesau wechseln will, geht aus dem Schreiben nicht genau hervor. Dort heißt es nur, man habe „Gebühren- und Umlagevergleiche und strukturelle Vergleiche“ angestellt, Gemeinsamkeiten und Unterschiede analysiert, dabei auch „historische Gegebenheiten, kulturelle und sportliche Zugehörigkeiten, kirchliche und verwandtschaftliche Bezüge“ hinterfragt. „Auf der Basis des Gesamtbildes“ und angesichts der Frage, ob ein Wechsel der Verbandsgemeinde überhaupt machbar ist, habe man „nach reiflicher Überlegung“ entschieden, den Wechsel vorerst nicht weiter zu verfolgen. Wo speziell es hakt und was nicht passt, wird nicht erklärt. Auf Nachfragen werde man sich nicht äußern, heißt es. Ein Bechhofer hatte der RHEINPFALZ jüngst gesagt, der Wechsel komme zu teuer. Weil Bechhofen nun doch bei Zweibrücken-Land bleibt, haben die Bechhofer in dem Schreiben auch eine Forderung an die Verbandsgemeinde formuliert: Sie verlangen eine „Rückkehr zur Gleichbehandlung aller Orte“. Außerdem heißt es in der Erklärung: „Der Bürger will mitgenommen werden, gerade bei Entscheidungen finanzieller Art, und hat einen Anspruch auf Wertschätzung, der zu erfüllen ist.“ „Ich hab’ das zur Kenntnis genommen, aber für mich ist das Thema jetzt erledigt“, sagt Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker. Der Wechsel sei vom Tisch, er sehe deshalb keinen Bedarf, Bechhofens Gespräche mit Bruchmühlbach-Miesau zu kommentieren. Allerdings, so sagt er, sehe er einige Dinge anders. Bechhofen komme nicht zu kurz, sei beispielsweise im Tourismuskonzept der Verbandsgemeinde berücksichtigt: „Da steht für Bechhofen immer noch der Dirt-Bike-Park drin.“ Und der Nachtragshaushalt 2015, den der Verbandsgemeinderat am Donnerstagabend beschlossen hat (), sehe ein neues Feuerwehrauto für Bechhofen vor. Gundacker erinnert außerdem daran, dass die Verbandsgemeinde den Bechhofern für den Umbau des Dorfmittelpunkts über Jahre „exklusiv einen Architekten zur Verfügung stellte“. Ein Bechhofer hatte im Gespräch mit der RHEINPFALZ außerdem erklärt, die Gemeinde fühle sich beispielsweise in den Gremien der Verbandsgemeinde unterrepräsentiert. Zumindest mit Blick auf den Verbandsgemeinderat verwundert der Vorwurf: Von den 32 Ratsmitgliedern kommen sechs aufs Bechhofen. Zum Vergleich: Contwig, mit 5000 Einwohner mehr als doppelt so groß wie Bechhofen, stellt nur ein Ratsmitglied mehr.

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