Kreis Südwestpfalz Büchernacht mit Harry Potter

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Bücher werden immer öfter im Internet gekauft, bei Plattformen wie Amazon. Jasmin und Markus Hahn wollen diesem Trend entgegenwirken. Sie betreiben eine Buchhandlung in Limbach. Gleichzeitig engagieren sie sich in der Leseförderung, arbeiten mit Schulen, Kindergärten und Bibliotheken zusammen. Für ihr Engagement wurden sie Anfang Februar zusammen mit elf weiteren saarländischen Buchhandlungen mit dem Gütesiegel „Netzwerk Mehr Lesen“ ausgezeichnet.

„Angefangen hat alles mit der Nachfrage, ob wir den neuen Harry-Potter-Roman schon um Mitternacht verkaufen“, erinnert sich Jasmin Hahn. „Wir haben uns erkundigt, die Lizenz besorgt und uns gedacht, eine reine Verkaufsnacht ist ja langweilig. Am Ende war es die erste Büchernacht mit Harry-Potter-Party, Verkleidungen und Schwedenfeuer.“ Seitdem ist das Engagement der Buchhandlung Hahn beständig gewachsen. Das Ehepaar knüpfte Kontakte mit Kindergarten und Schule in Limbach und Kirkel. „Wir sind allmählich in die Strukturen im Ort hineingewachsen“, so Hahn. Vom Kindergarten bis zur Volljährigkeit reichen ihre Aktionen mittlerweile. Malwettbewerbe rund ums Buch, Lesewettbewerbe, Leseabende in der Grundschule, Büchertische. Je nach Energie und Marktlage gibt es die Limbacher Büchernacht, bei der ab Mitternacht Bücher verkauft werden, mit Vorleserunde und Schnäppchenjagd. Auch ein Literaturcafé für Senioren gab es schon. Acht Lesekoffer hat Hahn zusammengestellt. „Die reisen von Schule zu Schule, pro Klasse gibt es einen Koffer, pro Schüler ein Buch. Die Koffer können dann auch zwischen den Klassen getauscht werden“, erklärt die Buchhändlerin. Mittlerweile reicht der Aktionsradius hinüber bis nach Homburg. Das neueste Projekt: „Am Christian-von-Mannlich-Gymnasium gibt es das Seminarfach Leseförderung. Unsere Tochter geht dort auf die Oberstufe und hat das Fach. So verquickt sich alles miteinander“, stellt Jasmin Hahn fest. Ziel aller Aktionen ist es, Kindern das Lesen nahe zu bringen. „Geschichten sterben ja nicht aus, aber das Lesen muss geübt werden. Besonders lange Texte können nur noch wenige lesen, auch weil die Konzentration schwindet.“ Bei den Veranstaltungen erklärt Hahn Kindern auch, wie Bücher eigentlich gemacht werden und was der Beruf des Buchhändlers beinhaltet. „Das macht irre viel Spaß, die Kinder sind immer ganz fasziniert.“ Sie ist Jurymitglied bei Lesewettbewerben und berät Lehrer und Bibliotheken über Neuerscheinungen und Bücher abseits des üblichen Lehrstoffes. Um das zu erreichen, muss Hahn immer auf dem Laufenden sein. „Wichtig ist, zu wissen, was die Kinder lesen, was wirklich von Interesse ist. Ich muss die Themen finden. Geschichten über Liebe sterben nicht aus, auch Heldengeschichten sind immer gefragt. Aber auch alles, was es online gibt, Youtube, Computerspiele und so weiter, gibt es als Buch. Das sind dann beispielsweise Geschichten, in denen die Akteure in einem Computerspiel gefangen sind und hinausfinden müssen“, erläutert Hahn. Vor elf Jahren hat das Ehepaar begonnen, ein Antiquariat zu führen, in dem sie alte Bücher verkauften. „Erst waren alle amüsiert. Sie dachten, in Limbach liest doch keiner. Erst war es nur ein Regal, dann wurde es immer mehr. Dann haben wir mit neuen Büchern weitergemacht und uns einen Dachverband gesucht. Die Limbacher legen viel Wert auf Bildung, wir verkaufen nur wenige Taschenbücher, die Eltern wollen gute Literatur. Gleichzeitig ist das Bewusstsein für die kleinen Läden vor Ort größer geworden. Wir erleben immer wieder, dass unsere Kunden Bücher auf Amazon suchen, aber bei uns bestellen“, erzählt Hahn. Ihr Buchladen ist auf Kinder- und Jugendliteratur sowie Belletristik für Erwachsene spezialisiert. Reiseliteratur findet man nur wenig. „Kann man aber natürlich bestellen. Unsere Sendungen kommen über Nacht, wir sind damit sogar schneller als Amazon“, erklärt Hahn und lächelt. Im Antiquariatsbereich befindet sich inzwischen auch das Dorfcafé. |sach

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