Kreis Südwestpfalz Anderthalb Jahre mit Sohn ab in die Karibik

„Das Kind und ich, wir waren nur Statisten in einem Schauspiel, das von einem Regisseur geplant war.“ Die Rolle des Regisseurs schrieb der 47-Jährige Angeklagte vor Gericht seiner Ex-Frau zu. Weil er ohne deren Wissen mit dem gemeinsamen Sohn in die Karibik entschwunden war, steht der Mann derzeit vor dem Landgericht Kaiserslautern.

Im Oktober 2009 setzte sich der Mann mit seinem damals sechs Jahre alten Sohn in Düsseldorf ins Flugzeug Richtung Jamaika. Erst im April 2011 kamen beide zurück. Der Mann, mit internationalem Haftbefehl gesucht, war in der Dominikanischen Republik verhaftet worden. Zwei Monate später verurteilte ihn das Amtsgericht Kaiserslautern wegen Entziehung eines Minderjährigen zu einer 15-monatigen Bewährungsstrafe. Jetzt hat die Berufungsverhandlung am Landgericht begonnen. Dort wies der Angeklagte am Mittwoch die Schuld von sich. Denn seine Frau habe von seinem Plan gewusst und der Reise zugestimmt. Der Junge sei krank gewesen; eine Ärztin habe zu einem Aufenthalt in wärmeren Gefilden am Meer geraten. Im Oktober 2009 hat der Mann die Fernreise offenkundig vorbereitet. Bekannt wurde, dass er einen neuen Kinderausweis für den Sohn beantragt und diesen von der Schule abgemeldet hat. Er hatte das Kind offenbar auch umgemeldet. Statt des bisherigen Wohnsitzes in der Lauterer Gegend soll er Norwegen als Aufenthaltsort angegeben haben. Dazu, was in den anderthalb Jahren in der Karibik passierte, wie lange Vater und Sohn dort wo verweilten, sagte der Mann fast nichts – trotz fortwährender Nachfragen des Richters. Doch sei es dem Kleinen dort wesentlich besser gegangen sei als zuvor in Deutschland. Der Junge habe beim Schlafen unter Atem-Aussetzern gelitten. Dass sich der Aufenthalt so lange hinziehen sollte, habe er anfangs nicht absehen können. Geendet habe er in einem Drama: mit Schüssen auf das Auto, in dem er und sein Sohn saßen, mit einer Verhaftung unter vorgehaltenen Waffen, mit zwei Tagen in einem menschenunwürdigen Loch. Seine Ex-Frau, so der Angeklagte, habe ein abgekartetes Spiel gespielt – mit ihm und dem Kind als Statisten. Die Frau folge einem Muster aus einem Büchlein namens „Die zehn schmutzigsten Scheidungstricks“. Die Frau, die als Nebenklägerin auftritt, verwies die wesentlichen Aussagen des 47-Jährigen ins Reich der Fantasie. „Eineinhalb Jahre – 18 Monate – 530 Tage“ lang habe sie keine Ahnung gehabt, wo ihr Kind ist. In dieser Zeit habe sie nichts anderes beschäftigt als der Gedanke, ihren Sohn ausfindig zu machen. Ihre Ehe sei ein Albtraum gewesen, der sie auf der Flucht vor körperlichen Attacken bis ins Frauenhaus geführt habe. Die Verhandlung wird am 21. Juli fortgesetzt. (cha)

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