Kreis Südliche Weinstraße Zuerst will keiner und dann alle

Seit der Schließung des Dorfladens in Albersweiler im August 2012 hat man mehr oder weniger nur auf der Stelle getreten – viele Konzepte wurden geprüft, aber letztlich setzte kein Investor sein Kreuzchen unter einen Kaufvertrag. Nach unserem jüngsten Artikel „Lädchen oder Ortskernsanierung“ in der Ausgabe vom 6. Mai kam dann aber ganz zackig Bewegung in die Sache. Ein Investor habe sich auf die Berichterstattung hin gemeldet und der Kaufvertrag sei unterschrieben, berichtet Brigitte Veith-Schneider, der das Gebäude gehörte. Eigentlich hätte sich der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montag mit dem Umbaugesuch eines anderen Interessenten auseinandersetzen sollen. Wie berichtet, wollte dieser in dem Gebäude vier bis fünf Lädchen unterbringen. Doch mittlerweile hatte sich bei Veith-Schneider ein neuer Interessent gemeldet, der keinen Umbau plant und daher auch nicht das gemeindliche Okay abwarten musste. Das kam dem Duo ganz recht, schließlich hegt die Gemeinde in dieser Verkaufsangelegenheit auch eigene Interessen. Diese möchte mittelfristig den Dorfmittelpunkt umgestalten, wie Ortsbürgermeister Ernst Spieß (SPD) ankündigt. An betreutes Wohnen, kleinere Läden und einen naturnahen Zugang zur Queich habe er gedacht. Für diesen Plan müsste die Gemeinde noch einige Grundstücke hinzukaufen – darunter eben auch den ehemaligen Dorfladen. „Der Gemeinderat hat den Verkauf zu Kenntnis genommen und wir werden jetzt sehen, wie wir weiter vorgehen“, so Spieß auf Nachfrage zu Sitzung am Montag. Auf Nachhaken formuliert er deutlicher: „Wir wollen etwas tun. Die Gemeinde hat das Vorkaufsrecht und das wollen wir ausüben.“ In den nächsten Tage werde die Gemeinde auf Veith-Schneider und den Käufer zugehen, dann sei die Verkäuferin am Zug. Entweder könne sie das Gebäude für den Kaufpreis an die Gemeinde übergeben oder vom Kauf zurücktreten, so Spieß. 90.000 Euro hat der Käufer laut Veith-Schneider für den rund 500 Quadratmeter großen Markt bezahlt – anfangs hatte sie noch einen Kaufpreis von 220.000 Euro verlangt, aber diesen über die Jahre Stück um Stück herabgesetzt. Wenn die Gemeinde von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen wolle, müsse sie diesen Preis auch zahlen, so Veith-Schneider. Ihr Käufer nimmt die Pläne der Gemeinde mit einem bitteren Lachen zu Kenntnis. „Ja, die Gemeinde möchte immer gerne alles für sich – ohne unternehmerischen Sinn und Verstand“, so der Landauer Investor Eckhard Müller, der bereits einen „beträchtlichen Immobilienstand“ in der Region habe, in dem Gastronomie, Wohnungen, Einzelhandelsgeschäfte oder auch der Indoorspielplatz Tobolino in Offenbach untergebracht seien. Für Albersweiler habe er bereits einen Interessenten aus dem Handel und möchte in dem Gebäude gerne wieder einen Markt unterbringen, sei aber für alles offen, was sinnvoll sei. Das Projekt würde er gerne selbst entwickeln, aber die Gemeinde habe natürlich das Recht, ihr Vorkaufsrecht geltend zu machen. „Ich wünsche viel Vergnügen. Die haben sowieso schon genug Schulden. Dann haben sie eben noch mehr“, so Müller. Zumal er erfahren habe, dass für den naturnahen Zugang zur Queich im Zuge der Ortskernsanierung zwei seiner Grundstücke mit überplant worden seien. Dort habe er unter anderem sieben vermietete Wohnungen und denke nicht daran, diese an die Gemeinde zu verkaufen, macht Müller seine Position gegenüber den gemeindlichen Plänen deutlich. (höj)

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