St. Martin „Wir haben damit nichts zu tun“

Beleidigende Äußerungen standen teilweise auch direkt auf der Zeitung.
Beleidigende Äußerungen standen teilweise auch direkt auf der Zeitung.

Zwei Zeitungszustellern in St. Martin wird seit einiger Zeit übel mitgespielt. Ein Unbekannter beleidigt Zeitungskunden mit handschriftlichen Bemerkungen und unterschreibt mit dem Namen der Zusteller. Die Polizei ermittelt und hofft auf Hinweise.

Angefangen hat alles im Dezember, kurz vor Weihnachten. Alexander Graf, seit zehn Jahren Zusteller der RHEINPFALZ, wurde wegen Beleidigung angezeigt. Ein Kunde hatte in seinem Briefkasten zusammen mit einem Prospekt eine Karte mit Verunglimpfungen vorgefunden. Graf schaltete sofort einen Rechtsanwalt ein.

Was genau auf dieser ersten Karte stand, kann Graf inzwischen schon gar nicht mehr sagen. Denn mittlerweile gab es etwa 20 ähnliche Fälle. Manchmal wurde wie beim ersten Mal eine Karte oder ein Zettel eingeworfen, manchmal standen die Sätze direkt auf der Zeitung. Einer der harmloseren: „Du Blödmann, wo bleibt mein Weihnachtsgeschenk?“

Auch Telefonnummer angegeben

Neben Beleidigungen gab es auch schon Liebeserklärungen, darunter Grafs Name und seine Telefonnummer. In einem Fall lag sogar Damenmodeschmuck dabei. Zufälligerweise war der Empfänger ein Feuerwehrmann, den Graf gut kennt. „Er glaubte natürlich nicht, dass ich so etwas gemacht habe und rief mich an“, erzählt Graf.

Etliche andere Kunden hätten ähnlich reagiert. „Ich stamme aus St. Martin und trage schon seit zehn Jahren hier die Zeitung aus“, erzählt Graf. „Jeder kennt mich, alle sind zufrieden.“ Betroffen von den Belästigungen sei auch seine Frau, Beate Herrmann, die ebenfalls in St. Martin Zeitungen austrägt. Und der Unbekannte weiß offenbar ganz genau, für welchen Bezirk Graf und für welchen Herrmann zuständig ist. Denn die Beleidigungen sind immer mit dem Namen dessen unterschrieben, der in dem jeweiligen Bezirk arbeitet.

Mit dem Fahrrad unterwegs?

Obwohl mehrere Kunden Graf von sich kontaktierten und ihm versicherten, dass sie ihn und seine Frau für unschuldig halten, ist es dem Zeitungszusteller wichtig, dass diese Botschaft wirklich bei allen in St. Martin ankommt. „Wir haben damit nichts zu tun.“ Und vor allem wünscht er sich, dass die Belästigungen endlich aufhören. Denn die Sache sei schon eine Belastung.

Was hinter der Geschichte stecken könnte, ist Graf völlig schleierhaft. Er geht davon, dass der Unbekannte mit dem Fahrrad unterwegs ist. Mit dem Auto wäre es viel zu auffällig, glaubt Graf, der ja in der Nacht unterwegs ist. Einmal habe er nachts um halb drei tatsächlich einen dunkel gekleideten Radfahrer beobachtet, der sich auffällig schnell entfernt habe, als er gesichtet worden war. Aber das sei nur eine einmalige Beobachtung gewesen. Und er wisse ja auch gar nicht, wie der Unbekannte vorgehe, sagt Graf.

Die Polizei Edenkoben bestätigte, dass Ermittlungen laufen, kann sich zu dem Fall derzeit aber nicht äußern, weil es sich um ein laufendes Verfahren handelt und die Staatsanwaltschaft Landau eingeschaltet worden ist. Eine Pressesprecherin der Behörde erklärte, das Verfahren gegen Graf sei eingestellt, es werde gegen Unbekannt ermittelt.

Info

Hinweise an die Polizei Edenkoben, Telefon 06323/9550.

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