Kreis Südliche Weinstraße „Von allen im Stich gelassen“

Rund 80 Beschäftigte der SB-Warenhauskette Real haben gestern auf einer Demonstration gegen die Schließung des Standortes Rohrbach zum 30. September 2015 protestiert. „Bald brotlose Arbeit, gekämpft, gehofft und doch verloren“ stand beispielsweise auf einem eigens gezimmerten Sarg zu lesen.

Die Belegschaft drückte auf Plakaten den Protest gegen die Schließung aus und forderte dazu auf, einen Nachfolger zu suchen und die Arbeitslosigkeit von 81 Mitarbeitern zu verhindern. „Standort Rohrbach wird von der Landrätin und dem Bürgermeister von Herxheim totgeschrieben“, war dort ebenso zu lesen wie die resignierende Feststellung „von allen im Stich gelassen“. „Wo sind Einsparungen, es gibt Alternativen“, „Sicher kann man alles tot rechnen“ oder „Schließung von Real in Rohrbach – geht es Real dann besser?“ war weiter zu lesen. Margit Decker, Vorsitzende des Betriebsrates in Real-Rohrbach, zeigte sich über die Entwicklung tief enttäuscht. Von einem „unprofitablen Standort“ zu sprechen sei überhaupt nicht nachvollziehbar. Mit der Schließung von Real-Rohrbach verlieren nicht nur 81 Menschen ihren Arbeitsplatz, es gehe auch für die Bürger der Südlichen Weinstraße und Teile des Nachbarkreises Germersheim eine wichtige Einkaufmöglichkeit verloren. Viele der Kollegen, die schon seit Jahren am Standort Rohrbach beschäftigt seien, gingen in eine völlig ungewisse Zukunft, sagte Decker, die davon ausgeht, dass es altersbedingt viele schwer haben werden, eine neue Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Decker: „ Wir wollen den Standort Rohrbach erhalten, und um unsere Arbeitsplätze kämpfen.“ Die Real-Belegschaft hofft auf einen neuen Investor, der den Mitarbeitern weiterhelfen könne. Decker appellierte in ihrer Ansprache an das Verantwortungsbewusstsein von Real. Durch die Schließungswelle gingen bundesweit rund 1300 Arbeitsplätze an verschiedenen Standorten verloren. Decker hofft auf die Unterstützung aus der Politik. Rohrbachs Ortsbürgermeister Peter Feser erinnerte an die gute Infrastruktur der Gemeinde, zu der nicht zuletzt auch die Existenz des Real-Marktes beigetragen habe. So manch ein Neubürger sei allein deshalb nach Rohrbach gezogen, weil er hier noch gute Einkaufsmöglichkeiten findet. Feser sparte nicht mit Kritik. Größere Gemeinden um Rohrbach herum hätten natürlich auch dafür gesorgt, dass ihre Bürger nicht nach Rohrbach zum Einkaufen fahren müssten. So hätten mittlerweile entstandene Märkte Stück für Stück von dem Kuchen abgeschnitten. Die Gemeinde Rohrbach habe gegen die Planungen beispielsweise bei dem Markt in Appenhofen Bedenken angemeldet. Schade nur, dass woanders geschlafen wurde. Ihm seien keine Einsprüche der Real-Geschäftsleitung gegen die im Umland geplanten Märkte bekannt, sagte Feser. Verbandsbürgermeister Franz-Ludwig Trauth sieht es jetzt für wichtig an, dass nicht nur mit dem Betreiber des Marktes, sondern auch dem Grundstückseigentümer über mögliche Entwicklungen auf dem als Sondergebiet festgeschriebenen Areal zu sprechen. Ortsbürgermeister Norbert Forstner aus der Nachbargemeinde Steinweiler ging auf die Bedeutung des Real-Marktes in Rohrbach ein. Alle bisherigen Ansätze, in Steinweiler einen Markt anzusiedeln, seien durch Existenz des Rohrbacher Marktes blockiert worden. Jetzt müsse alles getan werden – etwa über die Schiene Wirtschaftsförderung – damit der Markt in Rohrbach erhalten bleibe. Solidarität mit den Kollegen von Real in Rohrbach bekundete Petra Meyer-Spreckic von der Firma Harmann-Becker in Schaidt. „Wir kennen die Situation aus eigener Erfahrung.“ Es sei ein Skandal, dass Real ohne ein Konzept für die Mitarbeiter einfach die Schließung beschließe. Wo bleibe hier die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. Unterstützung sagten Karl Wasem als Vertreter der Ge-werkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) und der DGB-Regionsgeschäftsführer Rüdiger Stein zu.

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