Kreis Südliche Weinstraße Starker Tobak

Die Studenten entwickeln für vier Tabakschuppen in Hayna neue Nutzungskonzepte. Drei davon stehen in der Friedhofstraße, die uns
Die Studenten entwickeln für vier Tabakschuppen in Hayna neue Nutzungskonzepte. Drei davon stehen in der Friedhofstraße, die unser Foto zeigt.

Wenn Veronika Satter an ihre Kindheit zurückdenkt, spielt auch Tabak eine Rolle. Ihr Großvater hat sie oft auf seine Felder mitgenommen, als Landwirt hat er die Pflanze über Jahrzehnte rund um Hayna angebaut. „Ich kann mich noch ganz genau an den Geruch erinnern“, sagt sie. Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Tabakanbau in dem kleinen Dorf ist Geschichte, geblieben sind jedoch die vielen Schuppen, in denen einst die Blätter der Pflanzen getrocknet wurden. Bis heute prägen sie die Silhouette des Ortes, doch viele der klapprigen Holzgestelle dienen nur noch als Rumpelkammern. Wenn es nach Satter geht, soll sich das ändern. Die Bürgerstiftung Hayna, deren zweiter Vorstand die 30-Jährige ist, hat ein Projekt mit der Universität Karlsruhe ins Leben gerufen. Architekturstudenten sollen neue Nutzungskonzepte für einige der unter Denkmalschutz stehenden Konstruktionen entwickeln. Sie waren deshalb vergangene Woche in Hayna, um vier Tabakschuppen aufzumessen, drei von ihnen stehen in der Friedhofstraße, einer im Kapellenweg. Letzterer gehört der Gemeinde. Anschließend konnten sich die 18 Studenten in einer Diskussionsveranstaltung mit Bürgern über deren Ideen unterhalten, denn diese sollen bei dem Projekt mitreden dürfen. Dabei war auch Julia Kapinos. Die 23-Jährige studiert an der Karlsruher Uni Architektur im Master-Studiengang und ist von dem Projekt angetan. „Es ist etwas ganz Besonderes, weil es die Chance gibt, dass aus unseren Ideen irgendwann vielleicht Wirklichkeit werden könnte“, sagt sie. Deshalb sei der Kurs bei den Studenten sehr beliebt. Im Gespräch mit den Bürgern hätten diese einige interessante Ideen geäußert. So könnte beispielsweise in einem Schuppen ein Museum für die Geschichte des Tabakanbaus unterkommen, andere könnten sich dort wiederum eine Jugendherberge oder ein Hostel vorstellen. „Überrascht hat mich die Idee, dass eine Kletterhalle vorstellbar wäre, weil die Schuppen sehr hoch sind“, erzählt Kapinos. Natürlich gebe es auch Ideen für Wohnraum oder eine öffentliche Nutzung. Leiter des Projekts ist Dirk Hebel, Professor für nachhaltiges Bauen an der Universität Karlsruhe. Er hat persönliche Kontakte nach Hayna, sein Onkel wohnt dort. Deshalb kam die Bürgerstiftung mit ihrer Idee auf ihn zu – und er ist davon begeistert. „Es ist eine einzigartige Aufgabe, neue Konzepte für diese Agrararchitektur zu entwickeln. Denn diese Tabakschuppen sind ein Teil der deutschen Kultur“, sagt Hebel. Jeder Student werde einen Vorschlag für einen der vier Schuppen vorlegen, die Entwürfe sollen bei einer öffentlichen Veranstaltung im August präsentiert werden. „Sie haben dabei freie Hand, wir sind ganz offen“, betont der Architekt. Architektur sei unglaublich wichtig für die Identität von Menschen, es gehe bei diesem Projekt aber nicht darum, die Bauwerke zu konservieren, sondern sie mit neuen Funktionen für die Zukunft zu erhalten. Das sei seiner Meinung nach die Aufgabe von Denkmalschutz, betont Hebel. Natürlich seien besonders ältere Menschen, die selbst noch im Tabakanbau tätig gewesen seien, nicht alle davon begeistert, die Bauten zu erhalten. Sie könnten sich noch an die Plackerei auf den Äckern erinnern, sagt Hebel. Es sei aber interessant, dass junge Menschen die Sache entspannter angingen. Für Veronika Satter gehören die Schuppen zum Ortsbild, zur Geschichte Haynas. „Sie sind schön, deshalb sollten wir etwas daraus machen.“

Vergangene Wochen sprachen Studenten der Uni Karlsruhe mit Bürgern in Hayna über die Zukunft der Tabakscheunen im Ort.
Vergangene Wochen sprachen Studenten der Uni Karlsruhe mit Bürgern in Hayna über die Zukunft der Tabakscheunen im Ort.
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