Kreis Südliche Weinstraße Spuren in Burg, Kirche und Kellerei

Der St. Martiner Kulturherbst startet am kommenden Freitag mit einer „Weinzeitreise“ unter dem Titel „Wir und die Dalberger“. Es war Zeit, an dieses Adelsgeschlecht zu erinnern, finden die Organisatoren. Die Dalberger haben vom 14. Jahrhundert bis Ende des 17. Jahrhunderts als Lehnsherren auf der Kropsburg residiert. Ihre Spuren sind heute noch vielfach in St. Martin zu finden.

Es ist nicht nur die Burg, die im Jahr 1441 in den alleinigen Besitz der Freiherrn von Dalberg übergegangen ist und zu Beginn des 19. Jahrhunderts von den Herren von Dalberg verkauft wurde. Die Feudalzeiten sind glücklicherweise vorbei. Wo einst die Untertanen ihren Weinzehnt an die St. Martiner Barone ablieferten, entscheiden heute frei gewählte Ratsmitglieder über die Geschicke des Ortes: Der Ratssaal befindet sich in der „Alten Kellerei“, einem ehemaligen Dalberg’schen Freihof. Auch Touristen werden darin beraten. Das ehemalige Kelterhaus dient jetzt als Kulturscheune, die genutzt wird für Veranstaltungen und private Feiern. Die ehemaligen Kämmerer von Worms haben die Pfarrkirche in St. Martin mit Kunstwerken ausstatten lassen wie einem sechs Meter hohen Sakramentshäuschen oder dem Steinrelief „Die Grablegung Christi“, beide aus dem 16. Jahrhundert. Das Doppelgrabmal, ebenfalls aus dem 16. Jahrhundert, zeigt lebensgroß Hanns von Dalberg und seine Frau Katharina von Cronberg. Aber auch ganz profan trifft man in St. Martin auf die Namen des ehemaligen Feudalherren. Das Weinkontor Ritter von Dalberg etwa. Es befindet sich dort, wo der frühere Winzerverein gleichen Namens seinen Sitz hatte. Und wer einen Riesling aus der Lage „St. Martiner Baron“ trinkt, hat die Dalberger sozusagen auf der Zunge. Am kommenden Freitag (19 Uhr, Kulturscheune) werden die Dalberger gewissermaßen durchs Weinglas betrachtet. „Den Werdegang von Martenheim, später St. Martin, beeinflussten jene ersten Barone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“, sagt Judith Ziegler-Schwaab, die den Abend moderiert. „Führende Politiker und hohe Diplomaten, Kunstmäzene und Kulturschaffende, Wissenschaftler und Forscher entstammen dem Geschlecht.“ Ein Beispiel für bedeutende Dalberger: Als Kanzler des Kurfürsten von der Pfalz förderte Johann von Dalberg die Universität Heidelberg. Er war Gründer der Universitätsbibliothek und errichtete ein besonderes Kollegium für Juristen. 1482 wurde er Bischof von Worms. Karl Theodor von Dalberg wurde letzter Kurfürst von Mainz, später Fürstprimas des Rheinischen Bundes. Wolfgang Heribert von Dalberg, seit 1803 badischer Staatsminister, war Intendant des Mannheimer Nationaltheaters, an dem damals Schillers Drama „Die Räuber“ uraufgeführt wurde. Letzter Dalberger auf der Kropsburg war Gottlob Amand. St. Martin verdankte ihm den Ruf als Dorf der Künstler und Musikanten. Judith Ziegler-Schwaab und Florian Schneider nehmen mit auf die Weinzeitreise, präsentieren Tröpfchen aus der Lage „St. Martiner Baron“und ziehen Vergleiche zwischen Weincharakteren und bedeutsamen Dalbergern. Klassische Klavierstücke, intoniert von Corinna Schreieck, verbinden die Stationen der Weinzeitreise. Erstmals aufgetischt wird der „Weinschmeckerteller St. Martiner Baron“. Die Spezialitäten zur Kreation aus dem Gasthaus-Café Dalberg kommen aus der Metzgerei Schreieck. Mit den drei weinkulturellen Veranstaltungen wolle die Gemeinde Feriengäste und Landsleute gleichsam ansprechen, sagt Ortsbürgermeister Timo Glaser. Weiter geht es mit der heiteren „St. Martiniade“, einer kulturellen Weinlese (Freitag, 30. September, 19 Uhr, Pfarrzentrum). Und schließlich wird noch die „Mundart – schmackhaft gemacht und zu Gehör gebracht“ (Mittwoch, 5. Oktober, 19 Uhr, Seebers Vinofaktur). Eingebettet in den ersten Kulturherbst ist auch die letzte „Historische Weinlese“ der Jedermänner (3. Oktober, Tag der Deutschen Einheit). Karten Tourist-Info St. Martin, Kellereistraße 1, Telefon 06323 5300, E-Mail tourismus@sankt-martin.de. Preis für die Weinzeitreise „Wir und die Dalberger“ mit Weinprobe und „Weinschmeckerteller“: 18 Euro (mit Kurkarte 15 Euro). |ff

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