Burrweiler Sensorische Lichtweinprobe: Welchen Einfluss Farbe auf unseren Geschmack hat

Derselbe Wein kann im Urlaub ganz anders schmecken als daheim auf der Couch.
Derselbe Wein kann im Urlaub ganz anders schmecken als daheim auf der Couch.

Ob uns ein Wein gut oder schlecht schmeckt, hängt längst nicht nur vom Wein selbst ab. Auch die Stimmung ist entscheidend. Das möchte ein Südpfalzer Weingutsbesitzer mit seiner sensorischen Lichtweinprobe beweisen.

Je nach Stimmung kann derselbe Wein komplett unterschiedlich schmecken. Davon ist Martin Meßmer vom Weingut Meßmer in Burrweiler (Kreis Südliche Weinstraße) überzeugt. Er hat sich deshalb eine besondere Art der Weinverkostung überlegt: eine sensorische Lichtweinprobe. Er möchte damit zeigen, wie stark äußere Faktoren wie Musik, Licht und Bilder unseren Geschmack beeinflussen. Am vergangenen Donnerstag hatten wieder 16 Teilnehmer die Möglichkeit, sich auf das Experiment einzulassen und selbst zu erfahren, wie sich die unterschiedlichen Reize auf ihre Sensorik auswirken.

Um die Stimmungswechsel zu erzeugen, findet die Weinprobe in einem eigens dafür konzipierten Nebenraum der Vinothek Endlichwein – ebenfalls in Burrweiler – statt. Dieser ist zu Beginn der Weinprobe vollständig in blaues Licht getaucht. Auf einem Bildschirm an der Wand werden dazu passende Fotos gezeigt, wie zum Beispiel eine Eislandschaft. Aus den Lautsprechern läuft schnelle, rhythmische Discomusik.

Bei jedem Wein ein Stimmungswechsel

Über den Ablauf der Weinprobe verrät Meßmer nicht viel, außer: „Vergesst alles, was ihr bisher von Weinproben kennt.“ Zudem sei das kein Vergnügen, sondern harte Arbeit. Dafür teilt er Fragebogen aus, auf denen die Teilnehmer anhand von Kriterien wie Säure oder Balance bewerten sollen, wie ihnen die Weine schmecken. Wer bei allen sechs Weinen die richtige Rebsorte errät, dem verspricht Meßmer einen Karton Wein.

Während die sechs Weine verkostet werden, ändert sich durch den Wechsel von Farben, Bildern und Musik nach und nach die Atmosphäre im Raum: von blau über gelb-orange bis hin zu rot, von schnellen Rhythmen zu Klassik.

Nach dem letzten Wein folgt die Auflösung: Es ging Meßmer gar nicht darum, dass die Teilnehmer die Rebsorten der Weine erkennen. „Das war nur eine weitere Taktik, um euch abzulenken und so den Zugang zu eurem Unterbewusstsein zu erleichtern“, sagt er.

Meßmer: Atmosphäre beeinflusst Sensorik

Während die Gäste also damit beschäftigt waren, zu rätseln, ob nun ein Riesling oder ein Grauburgunder im Glas ist, konnten die unterschiedlichen Szenarien aus Licht, Musik und Bildern auf sie wirken – und sie beeinflussen. „Das ist die 227. Lichtweinprobe, und bei euch hat die Manipulation genau so funktioniert wie bei allen anderen davor“, so Meßmer. Die Ergebnisse seien immer gleich: Die Weine, die bei gelbem Licht probiert wurden, werden immer am besten bewertet. „Bei gelb-orangener Lichtstimmung nehmen wir den Körper des Weins viel besser wahr“, begründet das der Leiter des Weinguts. Grünes Licht hingegen lässt Säure ausgeprägter erscheinen.

Anhand dieses Beispiels ließe sich im Kleinen zeigen, was allgemein für den Genuss von Wein gilt: „Die Stimmung hat einen großen Einfluss darauf, wie mir etwas schmeckt.“ In Gesellschaft schmecke Wein besser als alleine, nach einem anstrengenden Tag vor dem Computer passt ein vitalisierender Riesling eher als ein schwerer Rotwein.

Im Urlaub schmeckt es besser als daheim

Er verdeutlicht das an einem Phänomen, das vermutlich alle kennen: Im Urlaub in Italien ist man so begeistert von dem Glas Wein, das man gerade mit Blick aufs Meer bei Sonnenuntergang trinkt, dass man sich direkt einen ganzen Karton davon mit nach Hause nimmt. Wenn man dann daheim eine Flasche aufmacht, schmeckt derselbe Wein jedoch plötzlich ganz anders.

Martin Meßmer wertet die Bewertungen der Teilnehmer aus. Welchen Einfluss wohl rotes Licht, Kaminfeuer auf dem Bildschirm und kl
Martin Meßmer wertet die Bewertungen der Teilnehmer aus. Welchen Einfluss wohl rotes Licht, Kaminfeuer auf dem Bildschirm und klassische Musik von Mozart aus den Lautsprecher auf die Wahrnehmung hatten?Foto: btv

Meßmer ist sich sicher, dass wir alle deutlich manipulierbarer sind, als wir denken. Entsprechend überrascht waren auch die Teilnehmer der Weinprobe am Donnerstag. Sie alle sind Clubmitglieder des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), zu dem auch das Weingut Meßmer und das Weingut Theo Minges, von dem ebenfalls zwei Weine verkostet wurden, gehören.

Auch Profis „hinters Licht geführt“

Die meisten haben schon viele Weinproben mitgemacht und sich dennoch „hinters Licht führen lassen“. Denn: Die Auflösung der verkosteten Weine hält eine Überraschung bereit. Um künftigen Teilnehmern nicht zu viel vorweg zu nehmen, soll an dieser Stelle nicht mehr verraten werden. Die Reaktionen der Gäste am Donnerstag sprechen jedoch für sich: „Ich hätte das niemals für möglich gehalten, das war schon verblüffend“ , sagt eine Teilnehmerin am Ende der Veranstaltung. Ihr schließt sich ein Ehepaar aus dem Saarland an, das extra für die Weinprobe angereist ist. Die Frau sagt: „Das war schon ein ganz besonderes Erlebnis.“

Die nächste sensorische Lichtweinprobe soll voraussichtlich im April stattfinden. Ab dann gibt es auf der Internetseite www.endlichwein.net weitere Infos und die Tickets.

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