Völkersweiler Radio- und Fernsehtechniker erhält Goldenen Meisterbrief

Hermann Dienes tüftelt immer noch gerne an alten Geräten herum.
Hermann Dienes tüftelt immer noch gerne an alten Geräten herum.

Hermann Dienes hat einen Beruf gelernt, den es heute gar nicht mehr gibt: Radio- und Fernsehtechniker. Bis Ende der 90er-Jahre war das ein anerkannter Ausbildungsberuf. Heute scheint der Job wie aus der Zeit gefallen zu sein, wie Dienes’ Erinnerungen zeigen.

Hermann Dienes wurde jüngst eine große Ehre zuteil: In der Fruchthalle in Kaiserslautern bekam der Radio- und Fernsehtechnikermeister den Goldenen Meisterbrief. Denn vor 50 Jahren hat er seine Ausbildung abgeschlossen, die er in Karlsruhe absolvierte. Angefangen zu Tüfteln hat der heute 74-Jährige aber schon mit 15 Jahren als Bub in Völkersweiler, der sich für das Innenleben von Radios und Fernsehern interessiert. „Ich wollte wissen, wie es funktioniert“, erzählt er in seinem Haus, das er in seinem Heimatort mit 23 Jahren mit viel Eigenleistung gebaut hat. Über die damalige Volksschulzeit in den Gemeinden, auch in Völkersweiler, dürften heute so manche staunen. „Es gab einen einzigen Raum für die erste bis zur achten Klasse, einen Lehrer und einen Holzofen, die Kinder haben auch viel voneinander gelernt, die Kleinen von den Großen“, erzählt Dienes. Und Fernseher gab es nur in den beiden Gaststätten des Dorfes, Geselligkeit inbegriffen. „Da wurden die Prunksitzungen gemeinsam angesehen, Volksmusiksendungen oder Kulenkampff, eine beliebte Quizsendung“, erinnert sich Dienes. Am Anfang habe es zwei Programme gegeben, um 23 Uhr sei Sendeschluss gewesen.

Er selbst macht zunächst eine Lehre als Elektromechaniker bei der Bundeswehr. An seinen Verdienst im ersten Lehrjahr kann er sich noch erinnern, es waren 90 D-Mark. „70 Mark habe ich zu Hause abgegeben, der Rest musste für die Freizeit reichen, das Essen konnte ich von daheim mitnehmen“, erzählt Hermann Dienes. Er geht nach der Lehre zur Firma Akkordelektronik in Landau, die Netzteile elektrischer Schreibmaschinen repariert, aber vier Jahre später geschlossen wird. Daraufhin wechselt Dienes zur Firma Blaupunkt, die in Landau Radios produziert. „Verkauft haben wir dann kein einziges, weil die Firma geschlossen wurde“, erinnert sich der 74-Jährige.

Flachbildschirme sind kaum mehr zu reparieren

1976 macht er sich schließlich selbstständig und übernimmt die Arbeit des technischen Assistenten am Trifels-Gymnasium in Annweiler. „Am Anfang gab es einen Videorekorder und ein Filmvorführgerät im Gymnasium, die habe ich gewartet und sie immer in dem Klassensaal aufgebaut, in dem sie gebraucht wurden“, erzählt Dienes. Seine Reparaturwerkstatt war zunächst in der heimischen Küche, wo er Fernseher und Radios repariert hat. „Es gab viele Aufträge damals, weil man viele Teile ersetzen konnte, diese Zeit ist mit den neuen Flachbildschirmen vorbei“, sagt Dienes. Zudem habe damals ein Fernseher rund 1000 Mark gekostet, eine sehr hohe Summe für einen Durchschnittshaushalt in dieser Zeit.

Die 34-jährige Tochter von Hermann Dienes, Annelie, denkt als Mutter von drei Kindern, dass mit dem anfangs sehr überschaubaren Angebot an Fernsehunterhaltung wohl auch der Medienkonsum von Kindern kein Thema war. „Es gibt heute so viele Angebote, da muss man als Eltern oft überlegen, was man erlaubt und was nicht, Diskussionen sind vorprogrammiert“, sagt sie. „Es war eine gute Zeit“, erinnert sich Hermann Dienes an seinen Beruf, der heute so wie er ihn gelernt hat, nicht mehr oft gefragt ist. Im Flur seines Wohnhauses steht aber noch ein Reparaturtisch, an dem er derzeit einen Videorekorder wieder zum Laufen bringt. Zudem ist er als Vater von drei Kindern und Opa von fünf Enkeln auch privat gefragt.

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