SÜW Naturschutzverband kritisiert Aktion „Das gelbe Band“

In Weyher sind bereits zahlreiche Bäume mit gelben Bändern markiert. Von ihnen darf legal Obst gepflückt werden.
In Weyher sind bereits zahlreiche Bäume mit gelben Bändern markiert. Von ihnen darf legal Obst gepflückt werden.

Zahlreiche Obstbäume in der Pfalz sind bereits mit einem gelben Band markiert. Dieses signalisiert: Von mir darf genascht werden. Doch gegen die Initiative gibt es auch Bedenken. Der Verein Leben und Natur in der Südpfalz (Luna) findet, dass die Aktion die Streuobstwiesen-Kulturlandschaft gefährdet statt erhält.

Zahlreiche Gemeinden im Kreis Südliche Weinstraße beteiligen sich an der Aktion, die das Biosphärenreservat Pfälzerwald gemeinsam mit dem Haus der Nachhaltigkeit und der Leader-Aktionsgruppe Pfälzerwald plus gestartet hat. Von den Bäumen, die mit einem gelben Band markiert sind, darf jeder legal Obst für den Eigenbedarf pflücken. Denn es soll nicht ungegessen verkommen. Damit wollen die Beteiligten für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisieren und ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen. Doch von Anfang an gab es auch Kritiker: Es könnten Äste heruntergerissen werden oder ein Streuobstwiesen-Tourismus entstehen, war aus manchen Orten zu hören. Die Stadt Landau hatte sich schlussendlich auch gegen eine Beteiligung an der Aktion entschieden. Man wolle die Streuobstwiesen lieber den eigenen Bürgern zur Verfügung stellen, hieß es.

Auch der Naturschutzverband Luna bringt wenig Begeisterung für das Projekt auf, wie er jetzt zu der Berichterstattung Stellung nimmt. Was zunächst nach einer guten Idee klinge, bewirke unterm Strich das Gegenteil: „Die Aktion fördert den Niedergang der Streuobstwiesen“, findet der Verein. Die Anlage einer Streuobstwiese sei eine langjährige Verpflichtung, die nur funktioniere, wenn harte Arbeit, Erwerb und Einsatz von Fachkenntnis und Investitionen in sinnvolle Nutzungskreisläufe und faire Finanzierungsmodelle eingebettet seien. Die Wiesen müssten regelmäßig gemäht und freigehalten werden, die Obstbäume müssten fachkundig geschnitten werden. Geleistet werde diese Arbeit von Obstbauern, Landwirten und Initiativen.

„Natur ist kein Supermarkt“

Die Freigabe der Früchte dieser Arbeit trete deren Engagement mit Füßen. Zwar dürfen lediglich gekennzeichnete Bäume frei geerntet werden, dennoch „sendet die Aktion ein verheerendes Signal und senkt die Hemmschwelle, sich auch bei nicht gekennzeichneten Bäumen und Sträuchern zu bedienen“, urteilt Luna. Dass ungeerntetes Streuobst verkommen würde, sei ein falsches Argument der Aktion. Die Natur sei weder eine Mülltonne noch ein Supermarkt – „in ihr verkommt nichts“. Fallobst sei äußerst wichtig für Vögel, Kleinsäuger und Insekten. Als Nahrungsquelle leiste es einen wichtigen Beitrag zur Artenvielfalt.

Die Aktion übertrage die Gratiskultur des Internetzeitalters auf den Lebensmittel-Sektor. Nach dem Motto: „Warum soll ich morgen für Äpfel zahlen, die ich mir heute einfach nehmen kann?“ Damit belaste die Aktion die kleiner werdende Gruppe der in der Streuobstwiesen-Pflege aktiven professionellen Akteure. Luna fordert daher „eine sofortige Einstellung der Aktion“.

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