Kreis Südliche Weinstraße Maßarbeit im Eiltempo

Offenbach. Ein weißer Renault-Kleintransporter mit gelben Blinklichtern schießt die Autobahnabfahrt bei Rohrbach hoch, wendet und stellt sich quer auf die Fahrbahn. Der Fahrer springt auf die Straße, stoppt zwei Autos, die aus Richtung Rohrbach kommen und fragt: „Wo ist eigentlich die Polizei?“ Die kommt wenige Augenblicke später, zwei Mann in einem Streifenwagen. Die Beamten sind überrascht, wie schnell die Schwertransporter, die sie nun sicher durch die Südpfalz geleiten sollen, Rohrbach erreicht haben, schließlich zeigt die Uhr erst 21.30 Uhr. Den Tag haben die drei Lkw der Firma Universal Transport aus Paderborn auf einem Autobahnrastplatz bei Emmelshausen im Hunsrück verbracht. Ursprünglich war geplant, dass sie dort um 22 Uhr starten und dann so gegen Mitternacht Rohrbach erreichen. „Sie fahren etwas früher los, weil es bei Alzey eine Baustelle gibt. Die befürchten, dass sie dort nicht so ohne Weiteres durchkommen“, informierte Dominik Hoffmann, Projektingenieur bei der Energie Südwest. Das Landauer Unternehmen ist federführend beim Bau der sechs neuen Offenbacher Windräder. Dass die Schwertransporter so schnell die Südpfalz erreicht haben, lässt auch Offenbachs Bürgermeister Axel Wassyl staunen. Wassyl ist nach Rohrbach gekommen, um die spektakuläre Anlieferung zu begleiten. Die Offenbacher drehen einen Dokumentarfilm über das außergewöhnliche Ereignis. „Wir sind nach Edesheim gefahren zur Raststätte Deutsche Weinstraße, dort wollten wir die Transporter abholen“, erzählt Wassyl. „Aber die waren so schnell, die sind an uns vorbeigerauscht, gerade als wir die Raststätte erreicht hatten.“ Die Abfahrt Rohrbach stellt für die drei erfahrenen Lkw-Lenker keine größere Herausforderung dar. Oben angekommen, stoßen sie rückwärts in Richtung Herxheim, dann geht es vorsichtig wieder auf die A 65 mit Fahrtrichtung Landau. Dass der Schwertransport überhaupt den Umweg Rohrbach in Kauf nehmen muss, liegt an der Sperrung der Autobahnabfahrt Landau-Zentrum, Fahrtrichtung Karlsruhe. Ortswechsel. Um 22.15 Uhr erreicht ein Streifenwagen die Abfahrt Richtung Essingen auf der L509, Ortsumgehung Offenbach. Die Beamten beginnen, den Verkehr zu stoppen. „Sie haben das große Glück, gleich ein ganz besonderes Spektakel zu erleben“, sagt einer der Polizisten zu einer jungen Frau in einem Polo. Die überlegt kurz, hat dann aber keine Lust auf Spektakel und lässt sich von dem netten Polizisten erklären, wie sie noch wegkommt, bevor die Lkw auftauchen. Kurz darauf kommt eines der Begleitfahrzeuge zum heikelsten Punkt des nächtlichen Transports. Zwei Männer steigen aus und räumen geschwind die Verkehrsinsel ab. Die Schilder werden entfernt, über die Verkehrsinsel sind bereits Stahlmatten ausgelegt, die die Lkw wenig später mühelos überrollen werden. Die Leitplanke an der rechten Seite der Abfahrt wurde vor Wochen entfernt, die dort jetzt stehenden Warnbaken werden kurzerhand umgekippt. Dann kann es losgehen. Um 22.26 Uhr erscheint der erste Schwertransporter. An der Abfahrt stoppt der Fahrer, steigt aus und beginnt, seinen Lkw für das schwierigen Manöver vorzubereiten. Eine Viertelstunde später kommt der zweite, mit einem Rotorblatt beladene Schwertransporter. „Was ist los? Ich dachte, du wärst schon längst unten“, ruft der Fahrer im Scherz seinem Kollegen zu. Der steigt ins Führerhaus und beginnt mit dem mühsamen Abstieg. Rückwärts fährt er die Abfahrt runter. Zwei Begleiter, mit Taschenlampen und Funkgeräten bewaffnet , lotsen ihn. „Alles gut, Bernd, läuft perfekt“, sagt einer der beiden. „Halt drauf, ich hab noch Termine“, scherzt der andere. Kurz wird die verbliebene Leitplanke touchiert, ansonsten bewältigt Bernd - genau wie seine beiden Kollegen wenig später auch - die schwierige Passage mit Bravour. Maßarbeit. Problemlos rollt der überlange Konvoi durch Offenbach, Essinger Straße und Hauptstraße sind breit genug. Erstaunlich, wie viele Schaulustige zu so später Stunde am Straßenrand stehen. Kurz nach Mitternacht fährt der ersten Transporter auf das Gelände des Windparks. Dort parken die Lkw die Nacht über, bevor sie am Freitag entladen werden. „Wir warten noch auf das Maschinenhaus, hoffentlich kommt das noch heute Nacht“, sagt Dominik Hoffmann. Am Samstag sollen Maschinenhaus und Rotoren hochgezogen werden, dann ist das zweite Windrad fertig, vier warten noch auf ihre Rotorblätter. Vier aufregende Nächte stehen den Offenbacher also noch bevor.

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