Kreis Südliche Weinstraße Gelassenheit erst lernen müssen

Schweighofen. „Die Zeit war reif für einen Wechsel“, sagt Gerhard Pautler nach 20 Jahren, in denen er Ortschef in Schweighofen war. Im Gemeinderat, dem er zuvor fünf Jahre angehört hat, bleibt er. Warum? „Mein Kriterium war: Dass mein Nachfolger will, dass ich bleibe, außerdem war es schwierig, Leute für den Gemeinderat zu finden“, sagt er. Bei der Kerweeröffnung am morgigen Samstag wird Gerhard Pautler offiziell verabschiedet.

Ausdauer, Menschenkenntnis, den Willen, Ziele zu verfolgen und gute Unterstützung braucht ein Ortsbürgermeister, sagt Pautler. Und dass er zu Beginn seiner Amtszeit naiv gewesen sei. Die Gelassenheit, die er heute ausstrahlt, habe er erst lernen müssen, aber auch heute habe er sie nicht immer. „Einmal drüber schlafen, hat sich bewährt“, ist sein Rezept. Im Alter von fünf Jahren ist der 59-Jährige nach Schweighofen gezogen, geboren ist er in Oberotterbach. Gelernt hat er Funkelektroniker im Systeminstandsetzungszentrum der Bundeswehr in Bad Bergzabern, er hat seinen Meister gemacht und teilweise mit dem späteren Ministerpräsidenten Kurt Beck zusammengearbeitet. Beck habe durch seine damalige Arbeit in der Gewerkschaft wohl auch sein Interesse an der Politik geweckt, sagt Pautler, der parteilos ist. 1989, als er Gemeinderat wird, macht sich der Vater von zwei erwachsenen Söhnen als Versicherungskaufmann selbstständig. Das ist er heute noch, zusammen mit Ehefrau Laura, die beiden haben 1979 geheiratet. Die Familie, deren Unterstützung er hoch schätzt, ist ihm wichtig. „Kommunalpolitik hat mich immer interessiert“, sagt Gerhard Pautler, der viel über die vergangenen 20 Jahre erzählen kann. Über die nicht kleinen Schwierigkeiten bei der Erschließung des Neubaugebietes mit 32 Bauplätzen, das seit 2007 auch junge Familien in die Gemeinde gebracht hat. Über die „ständige Herausforderung und den Kraftakt“, die kommunale Kindertagesstätte den jeweiligen Anforderungen anzupassen. Oder den Einsatz regenerativer Energien, ein Thema, dass ihm besonders am Herzen liegt. Seit 2007 gibt es den Energiefrühschoppen in Schweighofen, bei dem Energie-Themen mit Fachleuten diskutiert werden. „Das Interesse ist da“, hat Pautler festgestellt. Schweighofen sei eine der ersten Gemeinden mit einer Fotovoltaikanlage gewesen. „Es hat sich als gut erwiesen“, sagt Pautler zum Bahnhaltepunkt der Gemeinde, um den diese kämpfen musste und der Mitte der 1990er-Jahre eröffnet wurde. Fünf Jahre lang sei das Thema DSL im Gemeinderat durchgekaut worden, bis der Auftrag jetzt vergeben werden konnte. Mit der Umsetzung ist vielleicht noch in diesem Jahr zu rechnen. „Es war ein Drama, da hat man die Zeichen der Zeit nicht erkannt, aber es ist wichtig für die Zukunft der Gemeinden und den Zuzug junger Familien“, sagt der Altbürgermeister. Vieles kann er erzählen über die Beziehungen von Schweighofen zum Elsass und zu Amerika. „Es gibt kaum eine Familie, die keine verwandtschaftlichen Beziehungen zum Elsass hat, ich habe Verwandte in den USA wiedergefunden, die ausgewandert sind“, erzählt er und zeigt die Fotos im Flur, die er bei einem Besuch gemacht hat. Mit den acht Vereinen und dem Engagement der Bürger, sowohl der Einheimischen als auch Zugezogenen sei die Gemeinde im Miteinander gut aufgestellt. „Viele sind bereit, sich einzubringen“, ist seine Erfahrung. Denn ohne Miteinander gehe es nicht. Als größte Herausforderung in allen Gemeinden sieht er den Erhalt der sozialen Struktur, der Infrastruktur und den Umgang mit den spärlich gewordenen Finanzen. Dieser Herausforderung gewachsen zu sein, traut er seinem Nachfolger Rüdiger Jacobsen „fachlich und menschlich“ zu. (pfn)

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