Kreis Südliche Weinstraße Experten für die „Mimose“ des Wingerts

Rhodt. Das Weingut Thomas Gries holte sich dieser Tage beim Weinwettbewerb der Ruländer-Akademie in Speyer den Ruländerpreis, das Weingut im Rosengarten Ferdinand Krieger siegte in der Sparte Grauburgunder. Gries schaffte das Kunststück, auf dem Siegertreppchen ganz oben zu landen, bereits zum achten Mal, seit es diesen Wettbewerb (seit 1992) gibt. Krieger nahm erstmals teil und siegte sogleich. Der Ruländerpreis wird vergeben für liebliche Weine, der Grauburgunderpreis für trockene Tropfen. Was viele Weinfreunde noch immer nicht wissen: Ruländer und Grauer Burgunder werden aus der gleichen Traube gekeltert. „Ich habe ein Problem, einen lieblichen Wein aus dieser Traube als Grauburgunder zu bezeichnen“, sagt Weinbautechniker Thomas Gries im RHEINPFALZ-Gespräch. Sein Kollege Winzermeister Ferdinand Krieger baut auf einem Zehntel seiner Weinbergsfläche Grauen Burgunder an, einen Ruländer sucht man auf seiner Karte vergeblich. Beide Winzer und Marion Krieger, die in Geisenheim internationale Weinwirtschaft studiert hat, bekennen sich zu dieser Rebsorte. Sie und Thomas Gries zählen Grauburgunder zu ihren Lieblingsweinsorten. Ferdinand Krieger ist zwar nach eigenen Abgaben Weißburgunder-Fan, hat aber „eine heimliche Liebe zum Grauburgunder“. Beim Gespräch mit den drei Weinexperten kristallisiert sich heraus: Der liebliche Ruländer ist fruchtig und rund, der trockene Grauburgunder sehr körperbetont. Irritationen bei Kunden wegen zweier Namen für die gleiche Rebsorte gebe es kaum, notfalls werde von den Erzeugern über den Hintergrund aufgeklärt. Die Trauben sind empfindlich und es bedarf eines guten Händchens beim An- und Ausbau. Für Thomas Gries ist diese Traube „eine Mimose“. Marion Krieger spricht ebenfalls von einer „nicht unproblematischen Rebsorte“. Ihr Vater verweist darauf, dass viel Handarbeit im Weinberg erforderlich ist, um gute Qualitäten zu erzeugen. Für beide Weingüter ist Ruländer/Grauburgunder „ein wichtiges Standbein“ (Gries) und für die Pfalz „ein Aushängeschild“ (Krieger). Der Markt für diese Rebsorte sei in Deutschland vorhanden, finden sie. Marion Krieger ist überzeugt, dass der Aufwärtstrend anhält. Gute Weine aus dieser Traube seien beim Handel sehr begehrt. Bei Gries sind Familienmitglieder schon seit Generationen Weinbauern. Die Umstellung auf Flaschenweinvermarktung war 1960. Die Rollen im Betrieb, der mit dem Slogan „Große Weine sind unsere Leidenschaft“ für sich wirbt, sind klar verteilt. Gerhard und Waltraud Gries, beide Winzermeister und die Eltern von Thomas, haben sich aus der ersten Reihe etwas zurückgezogen. Der Vater ist für die Außenwirtschaft zuständig, seine Frau und Melanie, die Ehefrau des Betriebsinhabers Thomas Gries, betreuen die Kunden und kümmern sich um die Verwaltung, Thomas ist der Kellermeister. Weinbau wird im Weingut Krieger bereits seit 1652 betrieben. „Dieser Reichtum von Tradition und Verbindung mit moderner Kellertechnik bildet die Basis unserer Arbeit“, betonen Vater und Tochter. Ferdinand Krieger ist der Zuständige für die Außenwirtschaft und hat zusammen mit seiner Tochter das Sagen im Keller. Ehefrau und Mutter Karin ist verantwortlich für die Vermarktung (zusammen mit Tochter Marion), für Verkauf und Kundenbetreuung. Übereinstimmend stellen die drei fest: „Ruländer/Grauburgunder ist einfach eine Rebsorte, die Spaß macht.“ Auszeichnung Auch die Zweitplatzierten in beiden Sparten kommen von der Südlichen Weinstraße. Ruländerpreis: Weingut Hohlreiter aus Göcklingen. Grauburgunderpreis: Weingut Wolfgang und Dominic Stern aus Hochstadt. (güw)

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