Kreis Südliche Weinstraße „Die spinnen, die Herxheimer“

Wurde gestern offiziell verabschiedet: Christa Müller.
Wurde gestern offiziell verabschiedet: Christa Müller.

«Herxheim.» Mit Christa Müller geht die Letzte aus der alten Garde der Herxheimer Verbandsgemeindeverwaltung, die den Ort so nachhaltig geprägt hat: nach dem im vergangenen Jahr verstorbenen Altbürgermeister Elmar Weiller und nach dem pensionierten geschäftsführenden Beamten Walter Blesinger. „Wir waren ein gutes Team, wir drei“, sagt sie über ihre beiden Männer. In über 40 Jahren haben sie gemeinsam dem Straßendorf Herxheim einen Ortsmittelpunkt verschafft, an dem man gerne verweilt, statt nur hindurch zu brettern.

Über 100 Ausstellungen hat Christa Müller für die Gemeinde kuratiert, hat die Villenkonzerte ins Leben gerufen, Musik im Park und Kinderveranstaltungen organisiert, bei der Entwicklung von Kunstschule, Museum und Tourismusbüro mitgewirkt. Ohne das Rüstzeug einer akademischen Ausbildung hat die 60-Jährige mit sicherem Gespür für Qualität Bildende Künstler und Musiker von Format nach Herxheim geholt. Voll Neugier und großem Tatendrang machte sie dafür Streifzüge durchs Land, ließ sich von Fachleuten beraten, aber bildete mit den Jahren auch ihr eigenes Urteilsvermögen. „Die spinnen, die Herxheimer“, hat ein Besucher der 1225-Jahr-Feuer 1998 gesagt, als er das gigantische Zelt auf dem Festplatz erblickte – der inzwischen ebenfalls gestorbene Heiner Geißler hat das Bonmot seinerzeit in seiner Ansprache aufgegriffen. „Unser Mut wurde belohnt“, erinnert sich Müller im Gespräch. Das allerschönste Kompliment aber hat sie für ihre Arbeit von dem aus Herxheim stammenden Dirigenten Jochen Rieder erhalten. Als dieser 2015 seinen umjubelten Puccini-Abend mit Startenor Jonas Kaufmann an der Mailänder Scala gab, schrieb er ihr: Er wisse, dass er seinen Erfolg auch Herxheim zu verdanken habe, das ihm ermöglichte, erste Erfahrungen zu sammeln. Denn noch als ganz junger Mann, 16 oder 17 muss er gewesen sein, erinnert sich Müller, kam er mit der Bitte zur Gemeinde, in der Kirche Konzerte mit eigens zusammengestellten Besetzungen zu dirigieren. „Die Arbeit war nicht umsonst“, lehnt sich Müller zufrieden zurück. Und sie sieht auch schon ein neues junges Talent aufkeimen: Noah Allmann, der zu Weihnachten den Kinderchor dirigiert hat. Das zweite Rathausleben der Christa Müller begann 1987. Da wurde die Villa Wieser eingeweiht und die damals 30-Jährige von ihrem Chef als Kulturreferentin auserkoren. Und auch ihr erstes Rathausleben als Sekretärin hat sie Weiller zu verdanken: Gerade mal 16 sei sie gewesen, Auszubildende in der Finanzabteilung der Kreisverwaltung, als der frisch gekürte Verbandsbürgermeister sie fragte, ob sie mit ihm nach Herxheim wechseln wolle. Arbeitsintensiv seien die Jahre gewesen. „Elmar Weiller war tatendurstig und wollte alles gleichzeitig ankurbeln. ,Mädel, nit redde, mache’, hat er gesagt.“ Dabei ist Ungeduld auch ihr nicht fremd. Der Erwerb der Villa Wieser war ein Coup – um sich ein Mitspracherecht zu sichern, habe Weiller ein Viertel Erbteil gekauft. Daraus entwickelte sich alles Weitere: der Park als vom Straßenlärm abgeschirmte Oase und der Brunnen als Treffpunkt für Klein und Groß. Als besonders dramatisch hat Müller bis heute die Gemeinderatssitzung in Erinnerung, in der Gernot Rumpfs Entwurf für den Dorfbrunnen kontrovers diskutiert worden sei: Die Anklänge an die Brotweihe hätten noch allen eingeleuchtet, am Einhorn aber schieden sich die Geister. Nur mit der Mehrheit einer Stimme konnte der originelle Dorfmittelpunkt in Bau gehen. Auch die Kunstschule sei vielen zunächst suspekt gewesen, die nicht glauben mochten, dass sie sich ausschließlich aus den Kursgebühren würde tragen können. Ihr Chef sei ihr Ziehvater gewesen, „eine Respektsperson, auch in der Familie“, sagt Christa Müller. Aber es gibt noch einen dritten Mann neben Weiller und Blesinger in ihrem Leben: ihren Mann Edelbert, den sie 1977 geheiratet hat und mit dem sie 1981 eine Tochter bekam. Jetzt will sie vor allem reisen. „Ich freue mich darauf, frei zu sein, ins Schwimmbad zu gehen oder im Garten zu arbeiten, wann es mir passt, und ganz entspannt als Gast Konzerte und Ausstellungen zu besuchen – ganz ohne den Druck der Frage: ,Hab’ ich alles richtig gemacht’.“ In Anlehnung an die Hüttentage des Pfälzerwald-Vereins legt sie mit ihrem Mann jetzt regelmäßig Museumstage ein: besucht die Etrusker in Karlsruhe, Richard Löwenherz in Speyer und Rubens in Frankfurt. Ihre Nachfolgerin wird Nicole Theriault.

x