Kreis Südliche Weinstraße Der gereizte Sieger

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Der Gewinner reagierte allerdings ziemlich gereizt, als er gestern Abend von der RHEINPFALZ auf den klaren Rückstand auf das letzte Ergebnis des langjährigen Wahlkreissiegers Kurt Beck (53,3) angesprochen wurde. „Wollen Sie mein Ergebnis mit dem des langjährigen, erfolgreichen Ministerpräsidenten vergleichen. Aber doch nicht im Ernst, oder?“, echauffierte sich am Telefon der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion in Mainz. Es sei doch so, dass es im Wahlkreis 49 mit ihm und Sven Koch zwei erstmalige Kandidaten für die Landtagswahl gegeben habe. Er sehe in seinem Ergebnis eine klare Bestätigung seiner Arbeit in der Südpfalz. Positive Rückmeldungen habe er im Wahlkampf auch über alle Parteigrenzen hinaus bekommen, sagte der 2,06-Meter-Mann. Seine politische Zukunft sieht er weiterhin als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Landtag. „Meine Parteifreunde wissen, dass mir diese Aufgabe Spaß macht, und ich werde mich wieder darum bewerben.“ Was die jüngsten atmosphärischen Störungen im Verhältnis zu Landau-Land-Bürgermeister Torsten Blank (ebenfalls SPD) im Zusammenhang mit der neuen Turnhalle für Siebeldingen angeht, so lehnte Schweitzer zu diesem Thema jeden Kommentar in der Öffentlichkeit ab. Wie berichtet, hatte er im Zusammenhang mit der Landesförderung auf fehlende Unterlagen hingewiesen, wogegen sich Parteifreund Blank energisch verwahrte. In der Brust von CDU-Kontrahent Sven Koch schlugen zwei Herzen. Zum einen war er durchaus zufrieden mit seinem Ergebnis, und vor allem mit der hohen Wahlbeteiligung, auf der anderen Seite bedauerte er, dass viele traditionelle, aber enttäuschte CDU-Wähler entweder zur AfD oder zur FDP gewechselt seien. „Das hat mit hoher Wahrscheinlichkeit unser Ergebnis merklich verschlechtert“, sagte der 29-jährige Verwaltungsfachmann in Maikammer. Seit seiner Nominierung am 18. März vergangenen Jahres sei er im Wahlkampf gewesen, um bei fast 4000 Hausbesuchen seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. „Schon am nächsten Tag hatte ich meine Hausbesuche in Essingen gestartet. Seit 1. Februar 2016 habe ich mir wegen des Wahlkampfs Urlaub genommen. Aber am Tag nach der Wahl geht es wieder zum Dienst.“ Gestern Abend aber wurde im Haus der Begegnung gebührend mit den Helfern gefeiert. FDP-Kandidat Volker Wissing, auch Spitzenmann im Land, war wegen des Wiedereinzugs der Liberalen in den Landtag derart gefragt bei Fernseh- und Rundfunkleuten, dass von ihm kein Kommentar zu seinem Abschneiden zu erhalten war. Immerhin ein paar Erststimmen mehr als die Stimmen, die auf seine Partei entfielen, holte der Grüne Ulrich Teichmann. „Aber das ist nur ein schwacher Trost. Ich hatte mehr erwartet.“ Dass es für die Grünen diesmal weniger Stimmen geben würde, habe er gewusst. „Aber dass wir so schlecht abschneiden, hätte ich nicht gedacht.“ Gründe für die Zitterpartie um den Einzug in den Landtag? Das sei noch zu frisch, sagte der 60-Jährige. Es seien gute Themen gewesen, die die Grünen bearbeitet hätten. Am Dienstag werde sich der Stadtverband zusammensetzen, um das Abschneiden zu analysieren. Für eine Fortsetzung der rot-grünen Koalition reicht es bei Weitem nicht mehr. Was hält der Kurstädter von der Ampel-Lösung mit der FDP? „Ich kann mir vorstellen, mit der FDP zusammenzuarbeiten. Die Grünen werden eine weitere Regierungsbeteiligung nicht ablehnen.“ Am gestrigen Abend hieß es nach einem Abstecher im Kreishaus aber erst einmal Entspannen im Kreise der Familie – beim gemeinsamen Ergebnisverfolgen. AfD-Kandidat Martin Schmidt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. (mik/höj)

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