Kreis Südliche Weinstraße Das Gesicht der Marke „Rietburg“

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„Mit Leib und Seele bin ich aber vor allem Bauer und Winzer“, sagt der 67-jährige Erich Litty, der altersbedingt einige Gänge zurückgeschaltet hat. Er will sich mehr auf die Familie konzentrieren, Ehefrau, zwei Kinder und drei Enkel. „Die Einsicht und Vernunft haben gesiegt“, bekennt der überzeugte FWG-Politiker, der auch einmal als ehrenamtlicher Beigeordneter der Verbandsgemeinde Edenkoben fungierte. Nach der (inzwischen annullierten) Zwangsfusion hat er auch dieses Kapitel abgeschlossen. Ratsmandate in Altdorf und Edenkoben hat er wieder abgegeben. „Ich will ein Leben ohne Druck und Termine.“ Erich Litty – mit diesem Namen ist vor allem die Gebietswinzergenossenschaft „Rietburg“ untrennbar verbunden. Sie wurde ja inzwischen mit Moselland eG verschmolzen. Nach etlichen Turbulenzen, wie sich Litty im Gespräch mit der RHEINPFALZ erinnert. „Was haben wir uns damals, als wir 2004 die Kooperation starteten und ein paar Jahre später die Fusion eingingen, alles anhören müssen: Wir hätten die Pfalz verkauft“, blickt er mit einem deutlichen Naserümpfen zurück. Vor allem die Südpfälzer hatten größte Schwierigkeiten damit, dass die „Rietburg“ mit wehenden Fahnen an den Riesen in Bernkastel-Kues überging. Und nicht mit den Genossenschaften in Ilbesheim oder Edenkoben anbandelte. Doch derlei Versuche habe es durchaus gegeben. „Aber bei den handelnden Führungsleuten passte die Chemie einfach nicht. Deswegen konnte das nicht klappen“, gibt Litty aus größerer zeitlicher Distanz zu bedenken. In bester Erinnerung ist ihm auch noch, dass die Presse bei der entscheidenden Mitgliederversammlung ausgesperrt wurde. „Das hat uns sehr viel Ärger eingebracht. Wir wollten aber halt unter uns sein, um dann in aller Ruhe die notwendigen Beschlüsse zu fassen.“ Lang, lang ist’s her: Doch Erich Litty, der bis zu seinem 65. Geburtstag auch in der Führungsriege in Bernkastel-Kues saß und altersbedingt ausschied, steht auch heute noch zu der damaligen Entscheidung. Davon profitiert hätten vor allem die Winzer, denn die Auszahlungsleistung sei nach der Fusion um das Doppelte auf 10.000 Euro pro Hektar gesteigert worden. „Wir gehören zum größten Weinerzeuger in Rheinland-Pfalz, zum zweitgrößten in Deutschland. Der Rebsortenspiegel ist optimal. Mit dem Vollsortimenter gehen wir in eine sichere Zukunft.“ 234 Mitglieder (von insgesamt 2060) und 400 Hektar (von 1960) steuern die Südpfälzer im Gesamtunternehmen bei. Aus dem Leiningerland bei Grünstadt kommen noch mal 33 Hektar dazu. Fünf Millionen Kilogramm werden Lese für Lese in Rhodt antransportiert und gekeltert. Von dereinst 40 ist die Anzahl der Mitarbeiter auf elf gesunken. Das Verwaltungsgebäude hat die Rhodter Firma Ebinger gekauft. Der Weinladen ist angemietet. Erich Litty ist dort immer noch in beratender Funktion tätig. „Gewissermaßen als Bindeglied zu Bernkastel-Kues und als Anker für die Südpfälzer“, so Litty, der sich freut, dass die Marke „Rietburg“ immer noch in den Regalen im Lebensmittelhandel und bei Discountern präsent sind. Viele Flaschenetiketten tragen sein Konterfei. Als Winzeroriginal, mit dem sich die Kunden eher identifizieren können als mit einem Logo. Auf wie vielen Flaschen er schon zu sehen war? Litty weiß es nicht. „Aber zig Tausende werden es schon sein.“ Wann immer er darauf angesprochen wird, erzählt er den Besuchern über die „Rietburg“, den Beruf des Winzers oder die Arbeit im Weinkeller. Sogar Chinesen, Amerikaner oder Hochzeitsgesellschaften hat er schon aufgeklärt. „Ich bin ein Naturmensch, also gehe ich mit den Leuten gerne raus in die Weinberge, auch mit einem Planwagen. Das ist die beste Werbung für unsere Erzeugnisse.“ (mik)

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