Annweiler 70 Jahre die Orgel in Gottesdiensten gespielt

„Die Musik ist eben mein Lebenselixier“, sagt Edwin Anton.
»Die Musik ist eben mein Lebenselixier«, sagt Edwin Anton.

Ein seltenes Jubiläum erlebt Edwin Anton. 70 Jahre hat er an Gottesdiensten in Rinnthal und Annweiler die Orgel gespielt. Dafür ehrt ihn die Protestantische Kirchengemeinde Annweiler am Sonntag mit einer musikalischen Jubiläumsfeier in der Stadtkirche.

Edwin Anton ist in Rinnthal aufgewachsen und entstammt einer von Frömmigkeit geprägten Familie. Sein Vater Eugen besaß im Ort ein Sägewerk. Er war ein unerschrockener Mensch mit ausgeprägtem Rechtsbewusstsein. Weil er in der Nazizeit auch Aufträge jüdischer Firmen annahm, geriet er beim Regime bald in Misskredit. Sein Betrieb wurde stillgelegt und er öffentlich beschimpft. Eugen Anton starb als russischer Kriegsgefangener im ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz.

Edwin Anton erzählt gerne von seiner Mutter. Die Liebe zur Kirchenmusik hatte sie ihm ans Herz gelegt und war ihm stets Vorbild geblieben. Ihrem noch nicht zehnjährigen Sohn erteilte sie auf dem hauseigenen Harmonium Musikunterricht, obwohl sie nach dem frühen Tod des Ehemanns in den Hungerjahren nach dem Weltkrieg alleine die Familie mit vier Kindern versorgen musste. Für eine gründliche musikalische Ausbildung des kleinen Edwin konnte sie daher bald die Zeit nicht mehr aufbringen. Da nahmen Bekannte sich des begabten Jungen an. Zwei Jahre erhielt er am Harmonium Unterricht durch Reinhold Gerlich, den Prediger an der Stadtmission in Annweiler, anschließend jeweils ein Jahr von Lehrerin Luise Gilcher und von Heinz Wielsch, einem Angestellten der Rinnthaler Stuhlfabrik. Edwin Anton war 15 Jahre alt, als er 1953 begann, den regelmäßigen Organistendienst in Rinnthal zu übernehmen. Es wurden 42 Jahre daraus. Zuvor hatte er sich bereits im Posaunenchor der Evangelischen Stadtmission eingebracht und hielt auch ihm auf Trompete und Waldhorn die musikalische Treue – 54 Jahre lang. Zudem leitete er die beiden Chöre der Stadtmission, den gemischten Chor und den Männerchor.

Anton hofft, weiter musikalisch gebraucht zu werden

Als Schüler des Naturwissenschaftlichen Gymnasiums in Landau belegte Edwin Anton beim damaligen Landeskirchenmusikdirektor Adolf Graf einen Orgelkurs in Choralbegleitung und erhielt zusätzlich sechs Jahre in Landau Geigenunterricht. 1954 verließ er die Schule mit dem Zeugnis der Mittleren Reife. In der Kartonfabrik Buchmann machte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann.

1995 setzte Anton seine Organistentätigkeit in Annweiler fort, zunächst im Gemeindezentrum Herrenteich, dann an der Stadtkirche. Heute noch zählt das Seniorenheim Haus Trifels zu seinem Wirkungskreis, wo er schon mehr als 20 Jahre die monatlichen Mittwoch-Gottesdienste auf der elektronischen Orgel begleitet. Ebenfalls vertraut geblieben ist ihm seit etwa 20 Jahren der Hermersbergerhof, wo er unter der Leitung von Diakon Edwin App und dessen Familie musikalisch die jährlichen Heilig-Abend-Gottesdienste gestaltet. Aus früheren Zeiten sind ihm seine musikalischen Dienste im Krankenhaus Annweiler mit Gesang und Instrumenten in guter Erinnerung.

„Die Musik ist eben mein Lebenselixier“, sagt Edwin Anton. Am Orgelspiel als Begleitung des Gemeindegesangs ist ihm eher gelegen, als virtuoses Können vorführen zu wollen. „Ich gehöre eben mehr zur Kreisliga als zur Bundesliga“, meint er verschmitzt. Jedenfalls hofft er, auch im hohen Alter musikalisch noch viel gebraucht zu werden, beispielsweise als Aushilfsorganist in Gottesdiensten oder bei Beerdigungen, insbesondere aber im Seniorenheim, so lange es ihm irgend möglich ist.

Termin

Musikalische Jubiläumsfeier in der Stadtkirche Annweiler am Sonntag um 14 Uhr.

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