Kreis Kusel Zurück zu den Wurzeln

91-82746033.jpg

Der Blues kam in die Stadt, besser ins Dorf, am Sonntagabend, und das in Begleitung einer guten Prise Folk. In zwei fulminanten Konzerten in der ehemaligen Synagoge in Odenbach gingen der Wahl-Odenbacher Denny Newman und der Lauterer Albert Koch zurück zu den Wurzeln. Am nächsten Samstag gastieren die beiden Meister im Diamantschleifersaal in Brücken.

Newman und Koch im Duo. Dass die zwei sich schon vor fünf Jahren gefunden haben, ist kein Wunder. Den Engländer Denny Newman, Sänger, Gitarrist und Bassist, hat ein bewegtes Leben nach Odenbach verschlagen. Immer war es mit dem Folk und dem Blues verwoben, an der Seite von lokalen Größen wie von internationalen wie Mick Taylor und Manfred Mann. Und Albert Koch – nun, der Lauterer Mundharmonikavirtuose gilt nicht nur in der Westpfalz als Verkörperung des unverfälschten und mitreißenden „Zurück zu den Wurzeln“. So ist die Marschrichtung klar bei den beiden aufeinanderfolgenden Sonntagsauftritten in der ehemaligen Synagoge in Odenbach, jeder vor rund 50 Leuten, denn mehr passen nicht rein in den quadratischen Bau. Kein Schnickschnack, sondern Leidenschaft, Vollgas voraus, und das mit einer Instrumentierung, die eine solche Wucht kaum erwarten lässt. Stimme, Akustikgitarre und Mundharmonika tragen 90 Minuten lang, Newman liefert stets das unverzichtbare Gerüst, Koch die melodischen Erfindungen drumherum. Die Harmonika fungiert als Leadgitarre und Keyboard und zweite Gesangsstimme, sie kommentiert und wetteifert, ordnet sich unter und tritt nach vorn. Zu sehen ist das kleine Instrument in den Händen des Meisters, die auch noch das Mikro führen, kaum. Aber zu hören. Wenn Koch mit vollem Körpereinsatz loslegt, wird’s wuchtig. Nach Noten könne er nicht spielen, sagt der Lauterer Jahrgang 1959, in der Pause, als er Besuchern seine verschieden gestimmten Harmonikas erläutert. „Das machen dann andere.“ Sollen sie – man vermisst sie nicht in diesem Feuerwerk der Improvisation, das zwar klar strukturiert ist, sich ab und an aber auch Richtung mitreißender Jamsession bewegt. Natürlich fehlt die Erinnerung an Bob Dylan nicht, der Großmeister lässt Newman seit Teenagertagen nicht los und mehrere Tributkonzerte haben das Publikum in Odenbach in den vergangenen Jahren genauso begeistert, wie es am Sonntag das Programm „Blues comes to town“ tat. „The times they are a changing“ macht den Anfang, „Just like Tom Thumb`s Blues“ ist die Zugabe. Dazwischen: „All along the watchtower“, „My back pages“, „The Mighty Quinn“. Und Material der alten Helden, zeitlos und frisch – Robert Johnson zuvorderst, auch eine Prise Van Morrisson. Neue Stücke aus dem eigenen Liederbuch gibt es auch, die, die auf Newmans aktueller Akustikscheibe „Is it any Wonder“ veröffentlicht sind. Für diese CD soll der Abend auch eine Werbung sein. Das Titelstück kommt früh im Programm, es ist ein nettes, recht poppiges Liedchen, wenig Raum gibt es da für die Harmonika. So scheint es zumindest, bis Albert Koch ein fulminantes Solo hinlegt, Harmonika pur, ganz ohne die Rhythmusgitarre und reife Stimme Newmans, die nach Whiskey genauso wie nach Sahnepudding klingen kann. Das Publikum singt auch, bei „Mighty Quinn“ etwa. Nicht beim ersten Refrain stimmen die Reihen so richtig ein, aber beim zweiten. Geklatscht und geschnippt und anerkennend gepfiffen wird sowieso, auch mal mittendrin im Lied. „Wir wollen jetzt viel mehr zusammen spielen“, kündigt Newman an. Am Samstag zum Beispiel im Diamantschleifersaal in Brücken. Das Repertoire wird ähnlich, aber nicht identisch sein. „Wir haben so einen großen Katalog an Material. Wir werden immer wieder etwas tauschen.“ Info Die Agentur Anderswelt präsentiert Denny Newman und Albert Koch mit „Blues comes to town“ am kommenden Samstag, 23. April, 20 Uhr, im Diamantschleifermuseum Brücken. Tickets für zwölf Euro gibt es bei Wein König, Brücken und in der Apotheke Brücken oder unter www.anderswelt-event.de.

x