Kreis Kusel Von Lebensfreude und Sehnsucht

Glänzend disponiert absolvierten „Klezmers Techter“ ihren Auftritt in der bis auf den letzten Platz besetzten ehemaligen Synagoge in Odenbach. Gabriela Kaufmann, Klarinette, Bassklarinette und Tenorsaxofon, Almut Schwab, Akkordeon, Flöte und Hackbrett sowie Nina Hacker am Kontrabass sangen und spielten sich vom Fleck weg in die Herzen der Besucher, die schon bald begeisterten Beifall spendeten und so das Damentrio zu noch reiferer Leistung anspornten.

Dabei begann das Ganze recht unspektakulär: Mutterseelenallein bearbeitete Nina Hacker ihr Instrument, den Kontrabass, vor dem Thoraschrein. Fast schien es, als wollte sie lediglich das Instrument stimmen, als sich aus der Ferne der Klang eines Akkordeons ins Geschehen einmischte und nach einigen Takten Almut Schwab auf der Bildfläche erschien. Schließlich waren dann auch noch klagende Seufzer zu vernehmen, meisterlich der Klarinette entlockt von Gabriela Kaufmann. Doch schon bald sollten diese nahtlos in freudige Jauchzer umschlagen. Wie das eben oft so ist bei Klezmermusik, die gerne zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt hin- und herpendelt oder von unbändiger Lebensfreude, aber auch von wehmütiger Sehnsucht geprägt ist. Wobei mit Spielen nicht nur das Arbeiten am Instrument gemeint ist, sondern auch das Mienenspiel und der Körpereinsatz von Gabriela Kaufmann sowie Almut Schwab, die miteinander, aber auch mit dem Publikum kokettierten und dabei auch schon mal auf Tuchfühlung gingen. Beim „Tango freylekhs“ etwa, dem „fröhlichen Tango“, bei dem sich vor dem inneren Auge historisierende Karussells, gezogen von Pferden oder Ochsen, drehten und Jahrmarktsklänge die Szenerie erfüllten. Nicht nur, aber auch wegen des Einsatzes des Hackbretts, auch Cymbalon genannten Instrumentes, kamen bei „Nachmanns Wink“, dem Stück vom „Augenzwinkernden Rabbi“ orientalisch anmutende Klänge zum Vorschein, die sich mit alpenländischer Folklore mischten. Mit „Los Bilbilicos“, dem Lied von den Nachtigallen, erklang dann ein Gebet sephardischer Juden, bei dem insbesondere den beiden Holzblasinstrumenten durch Verfremdungseffekte allerlei seltsame Geräusche entlockt wurden. Dennoch hätte man gerade bei diesem Titel die sprichwörtliche Stecknadel gehört, wenn sie denn gefallen wäre. Und dann war da noch das Bekenntnis des Damentrios zu seiner Herkunft als „Määnzer Mädcher“ und der Analogie zum jüdischen Purimfest, dessen Rituale durchaus gewisse Gemeinsamkeiten mit Faschingstreiben aufweisen. Kokett „duellierten“ sich denn auch Almut Schwab und Gabriela Kaufmann auf höchst amüsante Art und Weise musikalisch beim legendären „Mazel Tov“, bei dem dann auch die gewollt etwas schrill wirkende Piccoloflöte zum Einsatz kam. Sicher hätte das kaum jemand verstanden, wäre nicht die humorvolle, aber stets sachkundige Moderation der Ausführenden gewesen, die anschaulich berichteten, wie in früherer Zeit jüdische Hochzeiten oft mehrtägig gefeiert und zelebriert wurden. Derart fundiert informiert, kam beim „Bedecken die Kalleh“, dem „Bedecken der Braut“ das individualisierte Kopfkino in Schwung und eröffnete eine neue Dimension des Erlebens.

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