Kreis Kusel Spitzfindig, spitzzüngig

Schon lange an und auf der Rampe: die fünf Mitstreiterinnen des Homburger Frauenkabaretts.
Schon lange an und auf der Rampe: die fünf Mitstreiterinnen des Homburger Frauenkabaretts.

Sie kommen alle Jahre wieder, singen, sprechen, schauspielern und siegen. So kennt und liebt das Publikum das Homburger Frauenkabarett. Am Samstag begeisterten die fünf Damen in Waldmohr das voll besetzte Haus mit dem Programm „Neues aus dem Spätmittelalter“, einer ebenso lockeren wie genauen Betrachtung des Zeitgeistes nicht nur im Land der Dichter und Denker, der in genau diese Epoche abzurutschen drohe.

All die Jahre haben sie gesungen, gespottet, gedichtet, gesprochen über die „Lügen, die man glaubt, Ethik, die verstaubt, den Urwald, der entlaubt“. Haben gewonnen an „Reife, Weisheit, Doppelkinn“, und gesehen „kein Happy End in Orient und Okzident“. Und jetzt soll alles vorbei sein? Sie haben ihr Publikum tatsächlich frech auf diese verstörende Spur gelockt, die fünf Damen des Homburger Frauenkabaretts Ursula Pfeiffer-Anslinger, Birgit Schöndorf , Heidi Hennen, Gisela Walter und Silke Müller. Gegen Ende des über zweistündigen Programms war es, dass die Fünf mit ernster Miene und sachlichem Tonfall bekannten, dass sie ja auch mal gern abends vorm Fernseher sitzen würden, es müde seien, Akkord und Wort zu suchen, schließlich sei man, Jahrgang 1953 bis 1960, ja auch schon lange auf und an der Rampe. Die Nachricht freilich hat sich als typische Finte der spitzfindigen und spitzzüngigen Damen erwiesen. Sie machen weiter – denn wer außer dem Publikum sollte sie schließlich abendfüllend ertragen können? Das Publikum in der seit Wochen ausverkauften Waldmohrer Festhalle hatte damit am Samstagabend jedenfalls keine Probleme. Gelacht wurde, „sobald der Groschen fällt und solang die Tena hält“, und gejubelt, kaum dass das letzte Lied in schwindelnd-schräger Tonhöhe ausklang. Die geforderten Zugaben kamen ebenso wie die obligatorischen Blumensträuße für die Künstlerinnen – und beides wurde begeistert aufgenommen. Vorausgegangen war ein gewohnt abwechslungsreicher Abend zum „schauen, grübeln, lauschen“, mit Sketchen zum Schieflachen und Liedern zum Nachdenken, Absurdem und Überhöhtem, Politischem und Intimem, Banalem und Nervigem. Auch im aktuellen Programm „Neues aus dem Spätmittelalter“ langen die Damen hin und spitzen zu, denn „Aufklärung war gestern“, „Shitstormen tut ja nicht weh“ und „Wahrheit ist für arme Schweine“. Ob Udo Jürgens „maßvoll überhöht“ gewürdigt oder Sara „Wagerecht“ durch den Kakao gezogen wird, Dachdecker Bach mal wieder ein neues Abenteuer erlebt, eine Adipöse ihren Wabbel wegliebt, die Einzeller des menschlichen Darmtrakts unter Cremant-Tsunamis leiden und sich die Frage stellen, ob es ein „Leben after After“ gibt, man sich selbstironisch zu Eva Mittelmaß Mustermann stilisiert oder Korruption und das Leid der griechischen Bevölkerung anprangert: Die Bühnenasse im Nebenberuf (die Truppe besteht aus zwei Medizinerinnen, einer Sozialarbeiterin, einer Grundschullehrerin und einer Sprechtherapeutin) sind nah dran am Puls der Zeit von Generationen- und Geschlechterkampf bis Wutbürger. Die Texte sind immer selbst geschrieben, die Melodien stammen aus bekannten Hits, bei der Inszenierung half, auch das ist eine Konstante, der Regisseur und Schauspieler Thomas Engel. Info Am Freitag, 2. März, gastiert das Homburger Frauenkabarett auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen in Kusels Fritz-Wunderlich-Halle. Tickets gibt es unter 06381 47583.

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